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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

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Landgüter von Bürgern und Beamten, Lebens- und Wirtschaftsformen
DOI article:
Kaspar, Fred; Barthold, Peter: Bauernhof und Landsitz vor der Stadt: das Gut Werse bei Münster von 1764 : Münster-St. Mauritz, Werse 17
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0414
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Landgüter von Bürgern und Beamten - Lebens- und Wirtschaftsformen

wurde mit einem Quaderputz versehen. Die Zwi-
schendecke über der vorderen älteren Stube wurde
um etwa 0,7 m angehoben; im dem oberen Raum
schuf man eine Stuckvoute.29 Der umgestaltete Raum
im Erdgeschoss erhielt zunächst ein Fenster in der öst-
lichen Wand, das man allerdings zu nicht näher be-
kannter Zeit zumauerte.
Zu nicht genau bekannter Zeit im 20. Jahrhundert hat
man auch den noch verbliebenen hohen Bereich der
Diele mit einer Zwischendecke aufgeteilt, sodass zwei
durchgehende Wohnetagen in dem Gebäude ent-
standen.30
Der herrschaftliche Gartensaal (um 1765)
In der südlichen Verlängerung des Pächterwohnhau-
ses wurde bei gleicher Höhen- und Breitenentwick-
lung und nach verschiedenen Befunden im Pächter-
wohnhaus (s. o.) auch zugleich damit um 1765 ein
weiterer Bauteil errichtet. Diesen führte man aller-
dings mit massiven von Backstein aufgemauerten
Umfassungswänden aus (sie sind mit etwa 0,48 m
Querschnitt 1 !6 Stein stark). Über dem Gebäude wur-
de ein Dachwerk aus sieben Sparrengebinden mit
einer Kehlbalkenlage aufgeschlagen, wobei das südli-
che Gebinde in dem massiv aufgemauerten Giebel

eingebunden ist. Das nördliche Gebinde ist in eine ge-
schlossene und mit Backsteinen ausgemauerte Fach-
werkwand eingebunden, deren Bundseite nach Nor-
den zeigt. Die Wand wird mittig unterbrochen durch
ein breites Feld für einen Schornsteinstapel,31 ist aber
ohne Krüppelwalmkonstruktion.32
Dieser Bauteil ist in seiner Bautechnik sowie der äuße-
ren und inneren Gestaltung deutlich aufwändiger
ausgeführt als die beiden übrigen, dem landwirt-
schaftlichen Betrieb dienenden Bereiche. Er nimmt
über einer quadratischen Grundfläche von 7,95x
7,95 m einen herrschaftlichen Wohnbereich auf. Das
Gebäude erhielt ein niedriges, mit einer Balkendecke
abgeschlossenes Untergeschoss, das nur mit kleinen
Fenstern versehen und als Wirtschaftsraum und Keller
von der Küche des Pächterwohnhauses erschlossen ist
(einen zweiten Zugang gibt es in der südlichen Gie-
belwand). Darüber befindet sich ein hoher und geräu-
miger herrschaftlicher Wohnsaal mit einer Grundflä-
che von 7x7 m (etwa 49 Quadratmeter), der in den
drei freien Wänden mit jeweils drei Fensteröffnungen
(ihr Abschluss mit Stürzen aus Backstein mit gerunde-
ten Stichbögen) gut belichtet wurde; die mittlere Öff-
nung des südlichen Giebels ist als Zugang von außen
gestaltet und dort durch ein geohrtes aufwändiges


7 Münster-St. Mauritz, Werse 17, Gut Werse. Ansicht von Südwesten nach Abnahme des um 1870 aufgebrachten Putzes.
Das bauzeitliche Backsteinmauerwerk des westlichen Herrensaales unterscheidet sich stark von dem nachträglich an Stelle des
Fachwerks aufgemauerten Mauerwerk am Pächterwohnhaus (2012).
 
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