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15 Plan des Museumsdorfs Cloppenburg mit Einzeichnung der aufgebauten Gebäude Mitte der 1960er Jahre. Bildarchiv
Museumsdorf Cloppenburg.
Verloren war das Prachtstück des Museumsdorfes
und eine Ikone der südoldenburgischen Heimatbe-
wegung. Dass seine Zerstörung allerdings Quintes-
senz eines verbrecherischen politischen Denkens und
Handelns war, kam nur wenigen Zeitgenossen in den
Sinn. Vielleicht noch am ehesten Heinrich Ottenjann
selbst, der lange zögerte, einem Wiederaufbau zu-
zustimmen, der zwischen 1959 und 1962 dann doch
realisiert wurde. Im Beisein des damaligen Bundesprä-
sidenten Heinrich Lübke wurde der Quatmannshof
im Sommer 1962 ein zweites Mal eingeweiht, dann
schon unter der Leitung Dr. Helmut Ottenjanns, der
das Amt des Direktors nach dem Tod seines Vaters am
16. Mai 1961 übernahm.
Zwei Thesen mit fortwährend aktuellem Bezug
lassen sich aus dem Dargestellten ableiten:
Erstens: Seriöse Forschung, auch die Erforschung der
eigenen Instituts-Geschichte, sollte Grundlage jeder
Museumsarbeit sein. Sie eröffnet Wege zur kritischen
Reflexion, auch für die Belange des hier geschilderten
Museumsdorfs Cloppenburg, das seit den 1970er Jah-
ren verstärkt um die Wahrnehmung forschungs- und
ausstellungsorientierter Positionen bemüht ist.50 Der-
zeit entsteht eine von Prof. Dr. Karl-Heinz Schneider,
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, be-
treute Dissertation, erarbeitet von stud. phil. Christo-
pher Galier, der sich der hier geschilderten Problematik
ideologischer Vereinnahmung und Inanspruchnahme,
ablesbar an der Geschichte des Freilichtmuseums in
Cloppenburg, des Bomann-Museums in Celle und des
Historischen Museums in Hannover, annimmt.
Zweitens: Vielleicht kann man aus der Geschichte
doch etwas lernen. Dass auch heute Museen (und
beileibe nicht nur Freilichtmuseen) den kulturpolitisch
harmlos erscheinenden Auftrag zur Herausbildung re-
gionaler Identität haben, sollte uns stutzig machen.
Denn Identitäten - so merkte der Volkskundler Gott-
fried Korff bereits 1993 an - sind gewissermaßen die
gemütlichen Innenansichten von Ideologien.51 Und
vor letzteren sollten wir uns aus gutem Grund in Acht
nehmen.
15 Plan des Museumsdorfs Cloppenburg mit Einzeichnung der aufgebauten Gebäude Mitte der 1960er Jahre. Bildarchiv
Museumsdorf Cloppenburg.
Verloren war das Prachtstück des Museumsdorfes
und eine Ikone der südoldenburgischen Heimatbe-
wegung. Dass seine Zerstörung allerdings Quintes-
senz eines verbrecherischen politischen Denkens und
Handelns war, kam nur wenigen Zeitgenossen in den
Sinn. Vielleicht noch am ehesten Heinrich Ottenjann
selbst, der lange zögerte, einem Wiederaufbau zu-
zustimmen, der zwischen 1959 und 1962 dann doch
realisiert wurde. Im Beisein des damaligen Bundesprä-
sidenten Heinrich Lübke wurde der Quatmannshof
im Sommer 1962 ein zweites Mal eingeweiht, dann
schon unter der Leitung Dr. Helmut Ottenjanns, der
das Amt des Direktors nach dem Tod seines Vaters am
16. Mai 1961 übernahm.
Zwei Thesen mit fortwährend aktuellem Bezug
lassen sich aus dem Dargestellten ableiten:
Erstens: Seriöse Forschung, auch die Erforschung der
eigenen Instituts-Geschichte, sollte Grundlage jeder
Museumsarbeit sein. Sie eröffnet Wege zur kritischen
Reflexion, auch für die Belange des hier geschilderten
Museumsdorfs Cloppenburg, das seit den 1970er Jah-
ren verstärkt um die Wahrnehmung forschungs- und
ausstellungsorientierter Positionen bemüht ist.50 Der-
zeit entsteht eine von Prof. Dr. Karl-Heinz Schneider,
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, be-
treute Dissertation, erarbeitet von stud. phil. Christo-
pher Galier, der sich der hier geschilderten Problematik
ideologischer Vereinnahmung und Inanspruchnahme,
ablesbar an der Geschichte des Freilichtmuseums in
Cloppenburg, des Bomann-Museums in Celle und des
Historischen Museums in Hannover, annimmt.
Zweitens: Vielleicht kann man aus der Geschichte
doch etwas lernen. Dass auch heute Museen (und
beileibe nicht nur Freilichtmuseen) den kulturpolitisch
harmlos erscheinenden Auftrag zur Herausbildung re-
gionaler Identität haben, sollte uns stutzig machen.
Denn Identitäten - so merkte der Volkskundler Gott-
fried Korff bereits 1993 an - sind gewissermaßen die
gemütlichen Innenansichten von Ideologien.51 Und
vor letzteren sollten wir uns aus gutem Grund in Acht
nehmen.