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"Unter der GrasNarbe" <Veranstaltung, 2014, Hannover>; Schomann, Rainer [Editor]; Schormann, Michael Heinrich [Editor]; Wolschke-Bulmahn, Joachim [Editor]; Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; VGH-Stiftung [Editor]; Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur [Editor]; Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Unter der GrasNarbe: Freiraumgestaltungen in Niedersachsen während der NS-Diktatur als denkmalpflegerisches Thema : Dokumentation der Tagung vom 26.-29. März 2014 in Hannover — Petersberg: Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG, Heft 45.2015

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Meiners, Uwe: „Die Gunst des Augenblicks": zur Gründungsgeschichte des Museumsdorfs Cloppenburg in den 1930er Jahren
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https://doi.org/10.11588/diglit.51271#0118
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Unter der GrasNarbe

jann „besprochen und beschlossen" wurde. Ottenjann muss
dieses Preisausschreiben als Affront gegen seine eigenen Plä-
ne aufgefasst haben. Aufgrund seiner erheblichen Bedenken
wurde ihm zugestanden, „dass der von ihm propagierte Plan
im Ganzen unangetastet bleiben soll und dass man sich die
Leitung nicht aus der Hand nehmen lassen will. Man erhoffe
durch das Preisausschreiben lediglich Anregungen, insbeson-
dere hinsichtlich der Verteilung der einzelnen Gebäude auf
das Gelände."
32 Bremer Nachrichten, 23. Januar 1934. Als Zeitungsaus-
schnitt archiviert in den Tagebuchaufzeichnungen Heinrich
Ottenjann I, (1934-1936), S. 83.
33 Vgl. Heinrich Ottenjann, Ein Museumsdorf entsteht im
Süden Oldenburgs; in: Die Spur, Niedersachsenausgabe, Nr.
69, 1934 (?), S. 332-334. Überliefert als Zeitungsausschnitt
in den Tagebuchaufzeichnungen H. Ottenjann I (1934-1936),
S. 117-120. Die hier geschilderte Unkenntnis von vergleich-
baren europäischen Freilichtmuseen erscheint zweifelhaft,
zumal Ottenjann das 1910 in Bad Zwischenahn errichtete
kleine „Ammerländer Freilandmuseum" aus eigener An-
schauung gekannt und nachweislich das Freilichtmuseum in
Königsberg am 2. September 1934 besucht hat. Auch das
zentrale niederländische Openluchtmuseum in Arnhem, ge-
gründet 1912, müsste ihm bekannt gewesen sein. Es steht
zu vermuten, dass er das Alleinstellungsmerkmal des geplan-
ten Museumsdorfs aus taktischen Gründen propagierte.
34 Archiv Museumsdorf Cloppenburg, Tagebuchaufzeich-
nungen Heinrich Ottenjann I (1934-1936), S. 32: „Der Gau-
propagandaleiter und der Gaukulturwart besichtigten das
Museum und das neue Museumsgelände. Sie erkannten an,
daß der Gedanke, Museumsdorf und Thingplatz miteinan-
der zu verbinden, ideal sei, daß auch Cloppenburg für einen
Thingplatz des Münsterlandes am ehesten in Frage komme."
35 Archiv Museumsdorf Cloppenburg: Tagebuchaufzeich-
nungen Heinrich Ottenjann I (1934-1936), S. 149 f.
36 Ebda. - Der gesamte Wortlaut ist abgedruckt bei Her-
mann Kaiser, Das Museumsdorf Cloppenburg (wie Anm. 15),
S. 185-186.
37 Archiv Museumsdorf Cloppenburg, Tagebuchaufzeich-
nungen Heinrich Ottenjann I (1934-1936), S. 150-154.
38 Archiv Museumsdorf Cloppenburg, Tagebuchaufzeich-
nungen Heinrich Ottenjann I (1934-1936). Ottenjann be-
scheinigte der Aufnahme dieses Vorschlags zwar „allseitigen
Beifall", doch zwischen den Zeilen liest man auch vorsichti-
ge Kritik: „Im ganzen betrachtet stellt der Plan ja auch eine
durchaus zeit- und sinngemäße weitere Ausgestaltung des
hierorts gehegten Planes dar, der sowieso einen späteren,
weiteren Ausbau von vornherein vorsah". Die Distanz zu den
Plänen aus dem Gauheimstättenwerk wird hier spürbar.
39 Kaiser, Das Museumsdorf Cloppenburg (wie Anm. 15),
S. 181 ff.
40 Archiv Museumsdorf Cloppenburg, Tagebuchaufzeich-
nungen Heinrich Ottenjann I(1934-1936), 13. Februar 1935:
„Gegen Abend rief der Kreisbauernführer Meyer-Nutteln
an und sagte, es sei ihm vom Stabsleiter des Landesbau-
ernführers in Oldenburg mitgeteilt, dort sei vom Stabsamt
des Reichsbauernführers ein Telegramm folgenden Inhalts

eingelaufen: .Landesbauernführer Oldenburg. Abbruch
des Bauernhauses Elsten zu Museumszwecken verhindern.
Stabsamt, Metzner'". Und tags darauf fügte der zutiefst be-
troffene Museumsleiter hinzu: „An diesem Tage schrieb ich
wegen des Telegramms, das hier wie ein Blitz aus heiterem
Himmel wirkte, an Prof. Hahm in Berlin."
41 Archiv Museumsdorf Cloppenburg, Tagebuchaufzeich-
nungen Heinrich Ottenjann / (1934-1936), 4. April 1935.
42 Dies geht ebenfalls aus den persönlichen Aufzeichnun-
gen hervor, die Ottenjann zwischen dem 3. April und 2. Mai
1935 anfertigte. 3. April: „Amtshauptmann Münzebrock
zeigte mir den von H. Huchting-Bremen entworfenen Dorf-
plan. Ich zeigte ihm den Wohlschlägerschen Plan. Der Amts-
hauptmann wünschte das Quatmannshaus dort zu sehen,
wo in dem Wohlschlägerschen Plan, der nach meinen An-
gaben und Ideen gefertigt war, die Kirche stand. Ich redete
ihm das aus. Wir einigten uns dahin, daß das Quatmann'sche
Haus stehen bleiben solle wo es in dem W-Entwurf stehe,
daß lediglich die Kirche an die Seite gerückt werde und in
der Mitte des Geländes ein Teich u. ein Spielplatz für Kin-
der vorgesehen werde. Ich fuhr anschließend mit ihm nach
Oldenburg, ich persönlich zu Oberbaurat Wohlschläger.
Letzterer versprach noch zum folgenden Tage, für die Amts-
vorstandssitzung den Plan entsprechend abzuändern." 4.
April 1935: „Wohlschläger schickte den veränderten Plan.
Ich legte ihn dem Amtsvorstand vor, der ihn akzeptierte.
Auch der Amtshauptrmann zeigte sich jetzt gänzlich ein-
verstanden." 15. April: „Inzwischen hatte Bauunternehmer
und Amtsvorstandsmitglied Rohling aus Lastrup einen Plan
für die Gestaltung des Museumsdorfes eingereicht. Es wur-
de eine Besprechung über die Planung des Museumsdorfes
angesagt, im letzten Augenblick jedoch wieder abgesagt."
25. April: „Abends fand zwischen Amtshauptmann Münze-
brock, Kreisbauernführer Meyer und mir eine Besprechung
des Museumsdorfplanes statt, nachdem Rohling-Lastrup
einen zweiten Plan eingereicht hatte." 27. April: Mit dem
zweiten Rohling'schen Plan zusammen mit Amtshauptmann
Münzebrock bei Oberbaurat Wohlschläger in Oldenburg."
29. April: „Mit Oberbaurat Wohlschläger zum Quatmanns-
hof und zum Museumsgelände."
30. April: „In der Nacht vom 29. zum 30. April mit Amts-
hauptmann Münzebrock per Bahn nach Berlin. Von 10-1 Uhr
bei Prof. Hahm, der sich ganz und gar für den ersten Wohl-
schlägerschen Plan und gegen den Rohlingschen Plan aus-
sprach. Der Wohischlägersche Plan ist auch mein Plan. So
wurde ich gerechtfertigt, der Amtshauptmann beruhigt. Es
soll jetzt sofort nach dem Wohlschlägerschen Plan mit der
Arbeit begonnen werden." 2. Mai: „Wieder bei Prof Hahm!
Er zeigte mir die Akten betr. Eingabe an das Reichspropagan-
daministerium, die von hier an das Reichskulturministerium
weitergeleitet wurde Von CI.[oppenburg] soll eine neue Ein-
gabe an das Reichskulturministerium gerichtet werden. Nach
Cloppenburg zurück."
43 Auch in anderen kritischen Fragen suchte Ottenjann um
Unterstützung bei der Berliner Autorität nach. So schrieb er
am 7. Februar 1935 voller Genugtuung in sein Tagebuch:
„Zu dem Besuch Prof. Hahms sei noch nachgetragen, daß
 
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