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"Unter der GrasNarbe" <Veranstaltung, 2014, Hannover>; Schomann, Rainer [Editor]; Schormann, Michael Heinrich [Editor]; Wolschke-Bulmahn, Joachim [Editor]; Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; VGH-Stiftung [Editor]; Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur [Editor]; Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Unter der GrasNarbe: Freiraumgestaltungen in Niedersachsen während der NS-Diktatur als denkmalpflegerisches Thema : Dokumentation der Tagung vom 26.-29. März 2014 in Hannover — Petersberg: Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG, Heft 45.2015

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Martin, Petra M.: Die Thingstätte auf dem Heiligenberg bei Heidelberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.51271#0203
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Petra M. Martin
Die Thingstätte auf dem Heiligenberg bei Heidelberg

Die Einweihungsfeier wurde bewusst auf den Tag der
Sommersonnenwende am 22. Juni 1935 gelegt. Sie
bestand aus einem Weiheakt und einer Sonnwend-
feier, die im Beisein von zahlreicher Politprominenz
des Reiches stattfand.19 Propagandaminister Joseph
Goebbels überreichte man eine zu diesem Anlass von
Hermann Kupferschmidt geschaffene Radierung, die
die Anlage in ihrer eindrucksvollen Lage über dem
Neckar- bzw. Rheintal zeigt (Abb. 4).
Der von Alker entworfene Thingplatz besteht aus dem
amphitheatralisch ansteigenden Zuschauerraum und
gestaffelten Spielflächen auf einem ovalen, schild-
lausartigen Grundriss. Alker selbst bezeichnete den
Grundriss als muschelförmig (Abb. 5). Kernstück ist
der um einige Stufen erhöhte kreisrunde Bühnenplatz,
der im Süden von einem halbrunden, circa sechs Me-
ter hohen Szenengebäude bzw. Bühnenbau abge-
schlossen wird. Dieser mit Sandsteinquadern verblen-
dete Betonbau, der in seinem Inneren Garderoben
aufnahm, gilt als eine besondere Lösung innerhalb
der Thingstätten-Architektur. Eine weitere Neuerung
stellen die seitlichen Freitreppen dar, die auf die obere
Plattform des Bühnenbaus führen und der Aufstellung
von Chören vorbehalten waren (Abb. 6).

Die drei Ränge des Zuschauerraums bewegen sich
konzentrisch von der Bühne weg, von einer mittigen,
geraden Haupttreppe und zwei bogenförmig verlau-
fenden Nebentreppen in zwölf Kompartimente unter-
teilt. Den natürlichen Hang ausnutzend entstanden 56
Zuschauerreihen über einen Höhenunterschied von 25
Metern. Oberhalb dieser Sitzreihen umfasst ein breiter
Weg das Oval, der für Stehplätze gedacht war. Insge-
samt vermochte die Anlage ca. 8.000 sitzende und
20.000 stehende Besucher aufzunehmen. Links und
rechts der von der obersten Ebene aus weiter anstei-
genden und verbreiterten Haupttreppe kommen zwei
sechseckige Türme zu stehen. In diesen waren die
Lautsprecher- und Lichtanlage untergebracht (Abb. 7).
Vom „Beleuchtungsturm" aus wurde die mit be-
sonderen Leuchtstärken und diversen Lichteffekten
aufwartende Scheinwerferanlage gesteuert. Der
andere Turm enthielt den Verstärkerraum und den
Leitstand der Beschallungsanlage. Schon früh hatte
man erkannt, dass bei den großen Thingstätten die
„natürliche" Akustik für die Massenveranstaltungen
mit ihren Aufmärschen, großen Sprechchören, aber
auch Einzeldarstellern nicht ausreichte und technisch
unterstützt werden musste.20 Für Heidelberg lieferte

5 Grundrisszeichnung der Thingstätte, erstellt vom Städtischen Technischen Amt/Abt. Tiefbauamt Heidelberg im November
1934. Bildarchiv Regierungspräsidium Karlsruhe, Referat 26- Denkmalpflege, Plan Nr. 205/259.


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