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Vom Ende her denken?!
Der Aufbau eines Netzwerkes -
Perspektiven für die Zukunft
Angesichts der Zerstörung des kulturellen Erbes in
vielen Krisengebieten, aber auch angesichts der
zunehmenden Anfragen durch die Partner des DAI
im Ausland, gerade im Bereich des Kulturerhaltes
deutsches Know-how bereitzustellen, hat das DAI
seit 2014 zahlreiche Expertengespräche geführt
und sich an einem kritischen Reflektionsprozess zur
Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik beteiligt.
„Außenpolitik weiter Denken" war Ziel des Review-
Prozesses 2014, den Bundesaußenminister Frank-
Walter Steinmeier mit einer Konferenz am 20. Mai
2014 eröffnet hatte. Bestehende Gewissheiten durch
eine Außensicht zu hinterfragen und zu überprüfen,
war das zentrale Anliegen. Im Mittelpunkt stand die
Frage: „Was ist falsch an der deutschen Außenpolitik,
und, wenn überhaupt, was sollte man daran ändern?"
Das Deutsche Archäologische Institut beteiligte sich
mit Partnern an diesem Review-Prozess und hinter-
fragte die Rolle, die Archäologie im Rahmen der Aus-
wärtigen Kultur- und Bildungspolitik (AKBP), aber
auch der Außenwissenschaftspolitik spielen kann.
Zentrales Ergebnis dieses Review-Prozesses ist die
Abkehr von einem Modell Auswärtiger Kultur- und
Bildungspolitik, in dessen Fokus vor allem die Reprä-
sentation deutscher Kultur im Ausland stand. Im
Mittelpunkt steht nun ein Perspektivenwechsel, der
in dem Bild des „Sechs-Augen-Prinzips" zusammen-
gefasst ist. Damit ist gemeint, dass wir einander
immer zugleich mit den eigenen Augen, mit den
Augen des anderen und aus einer gemeinsamen
Perspektive betrachten sollten. Der Außenminister
betonte, dass es gilt, eine „cultural Intelligence" zu
entwickeln, eine kulturelle Intelligenz, die als Fähigkeit
zum Nachvollziehen der Denkmuster, Geschichtsbilder
und Zukunftshoffnungen auch den fremden Blick
mit einbeziehen kann. Hierzu ist ein stärkerer Dialog
zwischen Wissenschaft und Kultur notwendig. Die
Koproduktion von Bildung, Wissen und Kultur wird
dabei ebenso zu einem Schwerpunkt wie die bessere
Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft.
Als weiteren Punkt hebt Steinmeier hervor: „In
Zeiten von gewalttätiger Auseinandersetzung und
Vertreibung sind kulturelle Identitäten besonders
bedroht. Sie zu schützen ist Voraussetzung für Ver-
ständigung. Wer sich seiner selbst nicht sicher ist,
der wird sich auch schwer tun, sein Gegenüber zu
verstehen." Kulturgüterschutz und Kulturerhalt sind
hier zentrale Bausteine.
Aufgrund der institutionellen Vielfalt mit unterschied-
lichen gesetzlichen Aufträgen im Bereich von Bund
und Ländern, den praxisorientierten, jedoch vielfach
14 Yeha, Äthiopien. Für die in ihrer Standsicherheit gefährdeten oberen Mauerabschnitte des Großen Tempels aus dem 8. Jh.
v. Chr. muss ab 2015 ein denkmalgerechtes Stützgerüst umgesetzt werden. Foto: Gerlach, Orient-Abteilung des DAI.
Vom Ende her denken?!
Der Aufbau eines Netzwerkes -
Perspektiven für die Zukunft
Angesichts der Zerstörung des kulturellen Erbes in
vielen Krisengebieten, aber auch angesichts der
zunehmenden Anfragen durch die Partner des DAI
im Ausland, gerade im Bereich des Kulturerhaltes
deutsches Know-how bereitzustellen, hat das DAI
seit 2014 zahlreiche Expertengespräche geführt
und sich an einem kritischen Reflektionsprozess zur
Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik beteiligt.
„Außenpolitik weiter Denken" war Ziel des Review-
Prozesses 2014, den Bundesaußenminister Frank-
Walter Steinmeier mit einer Konferenz am 20. Mai
2014 eröffnet hatte. Bestehende Gewissheiten durch
eine Außensicht zu hinterfragen und zu überprüfen,
war das zentrale Anliegen. Im Mittelpunkt stand die
Frage: „Was ist falsch an der deutschen Außenpolitik,
und, wenn überhaupt, was sollte man daran ändern?"
Das Deutsche Archäologische Institut beteiligte sich
mit Partnern an diesem Review-Prozess und hinter-
fragte die Rolle, die Archäologie im Rahmen der Aus-
wärtigen Kultur- und Bildungspolitik (AKBP), aber
auch der Außenwissenschaftspolitik spielen kann.
Zentrales Ergebnis dieses Review-Prozesses ist die
Abkehr von einem Modell Auswärtiger Kultur- und
Bildungspolitik, in dessen Fokus vor allem die Reprä-
sentation deutscher Kultur im Ausland stand. Im
Mittelpunkt steht nun ein Perspektivenwechsel, der
in dem Bild des „Sechs-Augen-Prinzips" zusammen-
gefasst ist. Damit ist gemeint, dass wir einander
immer zugleich mit den eigenen Augen, mit den
Augen des anderen und aus einer gemeinsamen
Perspektive betrachten sollten. Der Außenminister
betonte, dass es gilt, eine „cultural Intelligence" zu
entwickeln, eine kulturelle Intelligenz, die als Fähigkeit
zum Nachvollziehen der Denkmuster, Geschichtsbilder
und Zukunftshoffnungen auch den fremden Blick
mit einbeziehen kann. Hierzu ist ein stärkerer Dialog
zwischen Wissenschaft und Kultur notwendig. Die
Koproduktion von Bildung, Wissen und Kultur wird
dabei ebenso zu einem Schwerpunkt wie die bessere
Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft.
Als weiteren Punkt hebt Steinmeier hervor: „In
Zeiten von gewalttätiger Auseinandersetzung und
Vertreibung sind kulturelle Identitäten besonders
bedroht. Sie zu schützen ist Voraussetzung für Ver-
ständigung. Wer sich seiner selbst nicht sicher ist,
der wird sich auch schwer tun, sein Gegenüber zu
verstehen." Kulturgüterschutz und Kulturerhalt sind
hier zentrale Bausteine.
Aufgrund der institutionellen Vielfalt mit unterschied-
lichen gesetzlichen Aufträgen im Bereich von Bund
und Ländern, den praxisorientierten, jedoch vielfach
14 Yeha, Äthiopien. Für die in ihrer Standsicherheit gefährdeten oberen Mauerabschnitte des Großen Tempels aus dem 8. Jh.
v. Chr. muss ab 2015 ein denkmalgerechtes Stützgerüst umgesetzt werden. Foto: Gerlach, Orient-Abteilung des DAI.