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Möller, Hans-Herbert [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Das Vieweg-Haus in Braunschweig — Hannover: Niedersächs. Landesverwaltungsamt, Heft 5.1985

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Masuch, Horst: Zum Baubestand des Vieweg-Hauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.50503#0037
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22 Der kleine Portikus des Vieweg-Hauses nach dem Umbau
1931. Aufnahme von 1943.

daß Vieweg den Bau im Sommer 1799 nach den aus Berlin
mitgebrachten Plänen als Zweiflügelanlage beginnen ließ
und erst während seiner dauernden Anwesenheit in Braun-
schweig sich die Möglichkeit ergab, auch den Rest des Pan-
tomimenhauses durch einen Neubau zu ersetzen und die
Einwände gegen eine Grenzbebauung auszuräumen. Die
Gebäudeflügel am Papenstieg und der nördlichen Hofseite
sind also erst durch eine Erweiterung der ursprünglichen Pla-
nung entstanden. Auch wenn vielleicht nicht auszuschließen
ist, daß Viewegs Architekt in Berlin eine Gesamtplanung im
Auge hatte, wäre es von Vieweg ungeschickt gewesen, diese
dem Herzog zur Anerkennung vorzulegen, ohne vorher ein
Entgegenkommen in dieser Hinsicht signalisiert bekommen
zu haben.
Durch den Papenstiegflügel erhielt das Gebäude eine neue
$9 Wichtung. Die Front an der Straße Vor der Burg - schon
durch ihre größere Länge gegenüber der am Burgplatz be-
vorzugt - erhielt durch den Flügel am Papenstieg eine zen-
trale Bedeutung. Diese Bedeutung wurde verstärkt dadurch,
daß das Haupttreppenhaus jetzt im inneren Winkel der bei-
den Gebäudeflügel Vor der Burg und am Papenstieg einge-
richtet wurde und der Papenstiegflügel ebenfalls eine Durch-
fahrt als Ausfahrt erhielt. Damit konnte die angelegte Durch-
fahrt im Burgplatzflügel noch während der Bauzeit aufgege-
ben und zugemauert werden. Jetzt erklärt sich auch, warum
die zur Schließung der Durchfahrt eingefügten Mauerteile mit
ihren Fenstern und Sockeln sich so nahtlos einfügen.
Ganz entscheidend auf die neue Orientierung des Gebäu-
des, die ja gegen die erste, vom Herzog geäußerte Planungs-
absicht stand, wird sich ausgewirkt haben, daß Vieweg bei
der jetzt konzipierten Größe des Gebäudes die ganze Anlage
nicht mehr allein nutzen konnte. Der gewerbliche Teil des
Hauses war - wohl noch durch einen Teil des Pantomimen-
hauses vorgegeben - auf die westliche Grundstücksseite
12 fixiert, so daß die Durchfahrt an der Straße Vor der Burg auch
die Trennung zwischen dem selbstgenutzten und dem ver-
mietbaren Teil des Gebäudes bilden konnte.

Es lag sicher nicht in der ursprünglichen Absicht Viewegs, ein
Miethaus zu bauen. Auch der Erwerb des Aderstedtschen
Grundstücks und die dadurch ermöglichte Vergrößerung der
Fassade am Burgplatz wird - trotz seiner gegenteiligen Be-
teuerung gegenüber seinem Schwiegervater - noch nicht
seine Absicht geändert haben. Erst aus der mehrgeschossi-
gen Bebauung des übrigen Grundstücks und der nicht einfa-
chen Finanzierung des erweiterten Bauvorhabens wird sich
die Notwendigkeit eines Miethausbaues ergeben haben.
So läßt sich die erste Frage nach jetzigem Kenntnisstand so
beantworten, daß Vieweg mit dem Bau einer Zweiflügelan-
lage begonnen hatte. Die Planung für diesen Bau schloß
aber schon die Möglichkeit ein, ihn auf eine Vierflügelanlage
zu erweitern, sobald die Voraussetzungen dafür in Braun-
schweig erkundet worden waren. Die nicht begründete Bau-
unterbrechung für die Erweiterung am Papenstieg und für
den nördlichen Hofflügel machen die Zweistufigkeit der Pla-
nung wahrscheinlich.


23 Das Vieweg-Haus mit zerstörtem Südflügel 1949.

24 Das Vieweg-Haus nach teilweisem Wiederaufbau 1951


25 Das Vieweg-Haus nach Abschluß des Wiederaufbaues
1954-1956. Aufnahme von 1960.


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