det war, ein Baumeister an die Seite gestellt, der die bis dahin
von Gebhardi erledigte Entwurfsarbeit vollständig über-
nahm. Die Einstellung Langwagens durch Karl Wilhelm Fer-
dinand läßt vermuten, daß er umfangreichere Neuplanungen
vornehmen wollte, die er einem Manne wie Gebhardi, des-
sen architektonische Entwurfsqualitäten ihn nicht mehr
überzeugten, nicht zutraute.
So liegt denn auch die Vermutung nahe, daß die unter Her-
zog Karl Wilhelm Ferdinand entwickelten Umplanungen für
den Braunschweiger Burgplatz durch Langwagen entschei-
dend mitgeprägt wurden. Die Rekonstruktion der Planungen
wird durch den Umstand erschwert, daß heute nur noch eine
geringe Anzahl von Plänen und Baubeschreibungen aus
dem späten 18. Jahrhundert auffindbar sind. Neben den aus
dem letzten Krieg herrührenden Verlusten ist die Haupt-
ursache für den Mangel an Planungsunterlagen darin zu
suchen, daß diese in der Regel den Bauherren aus Kostener-
sparnisgründen von der Kammer, meist mit Korrekturen ver-
sehen, wieder zurückgegen wurden und so nicht den Weg in
die Archive gefunden haben.
In welche Richtung zielten nun diese Umplanungen bzw.
welchen Leitbildern konnten sie folgen? Für den Klassizis-
mus lag die entscheidende Bedingung der künstlerischen
Vollkommenheit in der Einheit der Erscheinung. Städtebau-
liche Planungen folgen logischen Gesetzmäßigkeiten, stre-
ben nach Sachlichkeit und Klarheit und ersetzen letztlich das
Individuelle durch das Typische. Die konsequente Umset-
zung in den städtischen Grund- und Aufriß mußte zu Reihun-
gen gleichgeschalteter Bauten führen, die an regelmäßigen,
meist geraden Fluchten ausgerichtet waren. Plätze bildeten
die Endpunkte bedeutender Straßenachsen.
Wie kraß der Gegensatz zwischen Ideal und Realität für den
Herzog sein mußte, mag die Beschreibung des Braun-
55 Schweiger Burgplatzes zu Beginn der 80er Jahre des
18. Jahrhunderts verdeutlichen:
60 Die gesamte Südwand des Burgplatzes wurde durch die
Stiftskirche St. Blasius eingenommen, die Heinrich der Löwe
57a im Jahr 1173 gestiftet hatte. Nach Abbruch des nördlichen
Seitenschiffs um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die
heute noch erhaltene, zum Burgplatz gelegene, zweischiffige
7b Halle errichtet. Südwestlich gegenüber dem Westbau mit
seinen gedrungenen Türmen und dem gotischen Glocken-
haus lag das Vicarienhaus St. Thomae, ein zweigeschossi-
ges, im Obergeschoß überkragendes Fachwerkhaus mit
7c dreiachsigem Zwerchhaus (um 1600). Nach Norden schloß
das Haus des Dompredigers an, ein ebenfalls zweigeschos-
siges im Obergeschoß stark überkragendes Fachwerkge-
bäude mit einem eigenartigen, spitzwinkligen Grundriß aus
der gleichen Zeit wie das Nachbargebäude. Das Stift St. Bla-
sii beschreibt im Jahr 1797 die äußeren Seiten des Hauses
zur Straße hin als „so voll von sonderbaren Winkeln und Vor-
bauen, und gebrochenen Linien”, daß von einem „äußerst
7c* auffallenden Übelstand“ auszugehen sei, der „dem Burg-
platz zur Unzierde gereicht hat“.5 Dom und Predigerhaus
wurden durch eine Mauer mit Pforte verbunden, die den süd-
lich des Domes gelegenen Friedhof der Stiftsgemeinde vom
Burgplatz abtrennte.
Gut 10 m nach Westen zurückgesetzt lag das Wachhaus,
über das keine genaueren Darstellungen oder Beschreibun-
gen vorliegen. Es ist nur bekannt, daß das Gebäude weniger
f als 3 Geschosse besessen haben muß. Nördlich daran
schloß das durch Herzog Julius in den Jahren 1584-1586
errichtete Burgtor an, über dessen Gestalt eine kleine Blei-
1 Stiftzeichnung des Kupferstechers Beck Auskunft gibt. Nach
dem Abbruch des östlichen Tores war der steinerne, mit
Bleidach versehene Renaissancebau das einzige Tor des
b79 Burgplatzes. Jenseits des Burgtores nach Westen folgte
57 Zustand des Burgplatzes zu Beginn der Regierung
Karl Wilhelm Ferdinands.
58 Die Planungen am Burgplatz bis zum Jahr 1805.
59 Der Burgplatz nach der Karte der Stadt Braunschweig 1:500,
Ausgabe 1968.
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von Gebhardi erledigte Entwurfsarbeit vollständig über-
nahm. Die Einstellung Langwagens durch Karl Wilhelm Fer-
dinand läßt vermuten, daß er umfangreichere Neuplanungen
vornehmen wollte, die er einem Manne wie Gebhardi, des-
sen architektonische Entwurfsqualitäten ihn nicht mehr
überzeugten, nicht zutraute.
So liegt denn auch die Vermutung nahe, daß die unter Her-
zog Karl Wilhelm Ferdinand entwickelten Umplanungen für
den Braunschweiger Burgplatz durch Langwagen entschei-
dend mitgeprägt wurden. Die Rekonstruktion der Planungen
wird durch den Umstand erschwert, daß heute nur noch eine
geringe Anzahl von Plänen und Baubeschreibungen aus
dem späten 18. Jahrhundert auffindbar sind. Neben den aus
dem letzten Krieg herrührenden Verlusten ist die Haupt-
ursache für den Mangel an Planungsunterlagen darin zu
suchen, daß diese in der Regel den Bauherren aus Kostener-
sparnisgründen von der Kammer, meist mit Korrekturen ver-
sehen, wieder zurückgegen wurden und so nicht den Weg in
die Archive gefunden haben.
In welche Richtung zielten nun diese Umplanungen bzw.
welchen Leitbildern konnten sie folgen? Für den Klassizis-
mus lag die entscheidende Bedingung der künstlerischen
Vollkommenheit in der Einheit der Erscheinung. Städtebau-
liche Planungen folgen logischen Gesetzmäßigkeiten, stre-
ben nach Sachlichkeit und Klarheit und ersetzen letztlich das
Individuelle durch das Typische. Die konsequente Umset-
zung in den städtischen Grund- und Aufriß mußte zu Reihun-
gen gleichgeschalteter Bauten führen, die an regelmäßigen,
meist geraden Fluchten ausgerichtet waren. Plätze bildeten
die Endpunkte bedeutender Straßenachsen.
Wie kraß der Gegensatz zwischen Ideal und Realität für den
Herzog sein mußte, mag die Beschreibung des Braun-
55 Schweiger Burgplatzes zu Beginn der 80er Jahre des
18. Jahrhunderts verdeutlichen:
60 Die gesamte Südwand des Burgplatzes wurde durch die
Stiftskirche St. Blasius eingenommen, die Heinrich der Löwe
57a im Jahr 1173 gestiftet hatte. Nach Abbruch des nördlichen
Seitenschiffs um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die
heute noch erhaltene, zum Burgplatz gelegene, zweischiffige
7b Halle errichtet. Südwestlich gegenüber dem Westbau mit
seinen gedrungenen Türmen und dem gotischen Glocken-
haus lag das Vicarienhaus St. Thomae, ein zweigeschossi-
ges, im Obergeschoß überkragendes Fachwerkhaus mit
7c dreiachsigem Zwerchhaus (um 1600). Nach Norden schloß
das Haus des Dompredigers an, ein ebenfalls zweigeschos-
siges im Obergeschoß stark überkragendes Fachwerkge-
bäude mit einem eigenartigen, spitzwinkligen Grundriß aus
der gleichen Zeit wie das Nachbargebäude. Das Stift St. Bla-
sii beschreibt im Jahr 1797 die äußeren Seiten des Hauses
zur Straße hin als „so voll von sonderbaren Winkeln und Vor-
bauen, und gebrochenen Linien”, daß von einem „äußerst
7c* auffallenden Übelstand“ auszugehen sei, der „dem Burg-
platz zur Unzierde gereicht hat“.5 Dom und Predigerhaus
wurden durch eine Mauer mit Pforte verbunden, die den süd-
lich des Domes gelegenen Friedhof der Stiftsgemeinde vom
Burgplatz abtrennte.
Gut 10 m nach Westen zurückgesetzt lag das Wachhaus,
über das keine genaueren Darstellungen oder Beschreibun-
gen vorliegen. Es ist nur bekannt, daß das Gebäude weniger
f als 3 Geschosse besessen haben muß. Nördlich daran
schloß das durch Herzog Julius in den Jahren 1584-1586
errichtete Burgtor an, über dessen Gestalt eine kleine Blei-
1 Stiftzeichnung des Kupferstechers Beck Auskunft gibt. Nach
dem Abbruch des östlichen Tores war der steinerne, mit
Bleidach versehene Renaissancebau das einzige Tor des
b79 Burgplatzes. Jenseits des Burgtores nach Westen folgte
57 Zustand des Burgplatzes zu Beginn der Regierung
Karl Wilhelm Ferdinands.
58 Die Planungen am Burgplatz bis zum Jahr 1805.
59 Der Burgplatz nach der Karte der Stadt Braunschweig 1:500,
Ausgabe 1968.
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