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77 Burg, 2—4) die Rothermund in klassizistischer Manier mit
einer gemeinsamen Fassade versah. Dieses dreigeschos-
sige Gebäude ist ein Beispiel dafür, wie private Interessen
hinter ein höheres Gestaltungsideal zurückgedrängt wurden.
Architektonisch steht das Gebäude unter dem Einfluß des
Vieweg-Hauses, ohne dessen monumentale Klarheit und
Strenge in den Proportionen zu erreichen.
Um dem Gebäude architektonisch nicht zuviel Gewicht zu
verleihen, verzichtete der Entwurf auf die sonst übliche Mit-
tenbetonung. Durch die seitliche Anordnung der mit sehr
plastisch wirkenden, gerahmten Giebelfeldern versehenen
Risalite wird der Straßenabschnitt zwischen Hubertschem
Haus und Dompredigerhaus räumlich gefaßt.
Daß Herzog Karl Wilhelm Ferdinand trotz der beschriebenen
Zwänge seine sicherlich immer noch über den Burgbereich
hinausgehenden, gestalterischen Vorstellungen nicht aufge-
geben hatte, zeigt der Anschluß, den Rothermundt mit sei-
nem Gebäude an das heute noch erhaltene Fachwerkhaus

des 16. Jahrhunderts (ehemaliges Hubertsches Haus) ge- 78
sucht hat. Obwohl beide Gebäude dreigeschossig sind, liegt
die Traufe des neueren Hauses, aufgrund der größeren Ge-
schoßhöhen, fast doppelt so hoch wie beim benachbarten
Fachwerkgebäude. Der mächtige unbefensterte Giebel er-
drückt die anschließenden Fachwerkgebäude und läßt die
Absicht deutlich werden, eine entsprechende Bebauung an-
zuschließen.
Auch die nackte Nordseite des Vieweg-Hauses war nicht nur 69
am Burgplatz, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit auch
am Papenstieg in entsprechender Weise zum Anbauen be-
stimmt. Während sich die Anbauabsichten am Papenstieg
nicht belegen lassen, können sie am Burgplatz anhand kon-
kreter Planungen nachvollzogen werden. Zu Beginn des
Jahres 1805 beauftragte der Kammer- und Schatzrat von
Veltheim zu Destedt Peter Joseph Krähe mit der Planung für
ein Stadtpalais am Burgplatz. Auch an den Vorbereitungen
für dieses Bauprojekt werden die weitergehenden, städte-



79 Der Burgplatz mit dem
geplanten Palais von Velt-
heim. Zeichnung von Peter
Josef Krähe 1805.
Städtisches Museum Braun-
schweig.

80 Palais von Veltheim. Skizze
zum Grundriß des Erd-
geschosses vom Bauherrn.
Niedersächsisches Staats-
archiv Wolfenbüttel.

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