der Academie de France zum Forum der Diskussionen, sind
Paris und London die Baustellen, auf denen man sich schult.
Auch norddeutsche Architekten wenden sich zunehmend
zur Ausbildung dort hin. Um einige zu nennen: Zwischen
1763 und 1767 bereist von Erdmannsdorff England und Ita-
lien, 1768/69 Carl Gotthard Langhans aus Breslau Italien,
später Frankreich und England, der Däne Christian Frederik
Hansen weilt zwischen 1782 und 1784 in Rom, der Düssel-
dorfer Peter Joseph Krähe 1782 bis 1786. Johann August
Arens aus Hamburg besucht zwischen 1783 und 1788
nacheinander Paris, London und Rom, 1784 bis 1787 weilt
Heinrich Christoph Jussow aus Kassel zuerst in Paris, dann
in Rom und schließlich in London. Selbst noch in politisch ge-
spannten Jahren bereist der Berliner Heinrich Gentz 1790 bis
1795 Italien, Holland, England und Frankreich. Sein Lands-
mann Friedrich Gilly kann wenige Jahre später, 1797/98,
Frankreich und England aufsuchen, muß auf die Italienfahrt
indes verzichten. Diese Reisen werden von den fürstlichen
Bauherren gefördert. Und so übernehmen die derart gebil-
deten Architekten im letzten Viertel des Jahrhunderts Schritt
für Schritt die künstlerische Führung.
Der Neoklassizismus in Berlin
Mit der Berufung von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff
an die Spitze der preußischen Bauverwaltung 1740 setzt
sich eine an Palladio orientierte Baukunst durch, als deren
wichtigste Leistung das Berliner Opernhaus 1741 bis 1743 82
entstand. Wenig später, 1746, wurde die katholische St.
Hedwigskirche von dem in Rom geschulten Jean-Laurent
Legeay als freie Nachschöpfung des Pantheon entworfen.
Doch es erwies sich bald, daß der Spätbarock noch genug
Lebenskraft besaß, um Schritt für Schritt Boden zurückzu-
gewinnen. Der ebenfalls in Paris und Rom ausgebildete Carl
von Gontard konnte den Anschluß an die europäische Ent-
wicklung erst nach dem Tode Friedrichs des Großen 1786
unter Friedrich Wilhelm II. wagen. Das Marmorpalais in Pots-
dam, 1787 bis 1790, kultiviert flächenhafte Fassadenbildung 85
unter Verzicht auf monumentale Säulenstellungen. Hier und
in den Raumgestaltungen des von 1786 bis 1789 in Berlin
wirkenden von Erdmannsdorff werden englische Vorbilder
spürbar. Das griechische Altertum schließlich regt die eigen-
ständige und doch ohne die zeitgenössischen Rekonstruk-
tionen der Athener Propyläen nicht denkbare Schöpfung
Langhans’, das Brandenburger Tor von 1789 bis 1793, an. 83
Neben diesen Werken der Prachtbaukunst überzeugen vor
allem die schlichten, gediegenen Nutzbauten, Wohn- und
Herrenhäuser des als Lehrer und Schriftsteller wie als Beam- 90
ter eine weitgespannte Tätigkeit entfaltenden David Gilly.
Unter ihrem Einfluß bildet sich in der Architekturklasse der
Akademie und seiner privaten Bauschule eine neue Genera-
tion, deren wichtigste Namen hier genannt werden müssen:
89 Berlin, Behrenstraße 68.
Ehemaliges Palais Lottum.
90 Kleinmachnow. Hofansicht
des ehemaligen Herren-
hauses.
67
Paris und London die Baustellen, auf denen man sich schult.
Auch norddeutsche Architekten wenden sich zunehmend
zur Ausbildung dort hin. Um einige zu nennen: Zwischen
1763 und 1767 bereist von Erdmannsdorff England und Ita-
lien, 1768/69 Carl Gotthard Langhans aus Breslau Italien,
später Frankreich und England, der Däne Christian Frederik
Hansen weilt zwischen 1782 und 1784 in Rom, der Düssel-
dorfer Peter Joseph Krähe 1782 bis 1786. Johann August
Arens aus Hamburg besucht zwischen 1783 und 1788
nacheinander Paris, London und Rom, 1784 bis 1787 weilt
Heinrich Christoph Jussow aus Kassel zuerst in Paris, dann
in Rom und schließlich in London. Selbst noch in politisch ge-
spannten Jahren bereist der Berliner Heinrich Gentz 1790 bis
1795 Italien, Holland, England und Frankreich. Sein Lands-
mann Friedrich Gilly kann wenige Jahre später, 1797/98,
Frankreich und England aufsuchen, muß auf die Italienfahrt
indes verzichten. Diese Reisen werden von den fürstlichen
Bauherren gefördert. Und so übernehmen die derart gebil-
deten Architekten im letzten Viertel des Jahrhunderts Schritt
für Schritt die künstlerische Führung.
Der Neoklassizismus in Berlin
Mit der Berufung von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff
an die Spitze der preußischen Bauverwaltung 1740 setzt
sich eine an Palladio orientierte Baukunst durch, als deren
wichtigste Leistung das Berliner Opernhaus 1741 bis 1743 82
entstand. Wenig später, 1746, wurde die katholische St.
Hedwigskirche von dem in Rom geschulten Jean-Laurent
Legeay als freie Nachschöpfung des Pantheon entworfen.
Doch es erwies sich bald, daß der Spätbarock noch genug
Lebenskraft besaß, um Schritt für Schritt Boden zurückzu-
gewinnen. Der ebenfalls in Paris und Rom ausgebildete Carl
von Gontard konnte den Anschluß an die europäische Ent-
wicklung erst nach dem Tode Friedrichs des Großen 1786
unter Friedrich Wilhelm II. wagen. Das Marmorpalais in Pots-
dam, 1787 bis 1790, kultiviert flächenhafte Fassadenbildung 85
unter Verzicht auf monumentale Säulenstellungen. Hier und
in den Raumgestaltungen des von 1786 bis 1789 in Berlin
wirkenden von Erdmannsdorff werden englische Vorbilder
spürbar. Das griechische Altertum schließlich regt die eigen-
ständige und doch ohne die zeitgenössischen Rekonstruk-
tionen der Athener Propyläen nicht denkbare Schöpfung
Langhans’, das Brandenburger Tor von 1789 bis 1793, an. 83
Neben diesen Werken der Prachtbaukunst überzeugen vor
allem die schlichten, gediegenen Nutzbauten, Wohn- und
Herrenhäuser des als Lehrer und Schriftsteller wie als Beam- 90
ter eine weitgespannte Tätigkeit entfaltenden David Gilly.
Unter ihrem Einfluß bildet sich in der Architekturklasse der
Akademie und seiner privaten Bauschule eine neue Genera-
tion, deren wichtigste Namen hier genannt werden müssen:
89 Berlin, Behrenstraße 68.
Ehemaliges Palais Lottum.
90 Kleinmachnow. Hofansicht
des ehemaligen Herren-
hauses.
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