Als jedoch der Verfasser Ende 1967 vom seinerzeitigen Be-
zirkskonservator Hans-Herbert Möller darauf aufmerksam
gemacht wurde, daß der Verlag Vieweg - damals in der
Hand des amerikanischen Unternehmens Pergamon-Press
- beabsichtige, sein bisheriges, traditionsreiches Haus am
Burgplatz aufzugeben, um am Stadtrand ein neuzeitliches
Verlagsgebäude zu errichten, wurde das Haus unverzüglich
auf seine Eignung für die Zwecke des Landesmuseums ge-
prüft. Nach Besprechungen mit der Verlagsleitung und ein-
gehender Hausbesichtigung, waren sich Konservator und
Museumsleiter darin einig, daß nicht nur Struktur und Lage
des Gebäudes günstige Möglichkeiten für ein historisches
Museum böten, sondern daß damit zugleich die Erhaltung
und sinnvolle Nutzung eines bedeutenden Baudenkmals er-
reichbar würden, das sich in schlechtem Zustand befand
und dessen Zukunft in hohem Grade ungewiß war.
Es gelang, den zuständigen Verwaltungspräsidenten für die
Pläne zu gewinnen, so daß dieser noch im Jahre 1968 das
Kultusministerium darum bat, ihn zu Ankaufsverhandlungen
zu autorisieren. Als alle diesbezüglichen Anträge wegen des
im Haushalt nicht aufzubringenden Kaufpreises erfolglos
blieben und der Museumsleitung nahegelegt wurde, sich um
eine andere Lösung zu bemühen - auch das Gebäude der
Braunschweigisch-Hannoverschen Hypothekenbank am
Bankplatz kam dabei ins Gespräch -, wurde schließlich auf
unverändertes Drängen der Museumsleitung der Ausweg
gefunden, den Ankauf aus Mitteln des Braunschweigischen
Vereinigten Kloster- und Studienfonds zu realisieren. Diese
Entscheidung im Oktober 1973 bedeutete jedoch noch
lange nicht den Beginn der notwendigen Restaurierungs-
und Baumaßnahmen, da der dafür allein in Frage kommende
Reinertrag des Fonds nicht ausreichte.
Erst nachdem das Vieweg-Haus am 1. 11. 1976 vom Klo-
ster- und Studienfonds käuflich auf das Land Niedersachsen
übergegangen war, rückten Restaurierung und Ausbau
sowie die Einrichtung als Museum in den Bereich des Mög-
lichen. Nach der Genehmigung des erarbeiteten Raumpro-
gramms durch den Niedersächsischen Minister für Wissen-
schaft und Kunst im Juni 1978 konnte endlich die Planung,
mit der die Hochbauverwaltung des Landes die Architekten
Prof. Heinz Röcke und Prof. Dieter Quiram beauftragt hatte,
beginnen.
Vorausgegangen war eine von der Denkmalpflege angeregte
„Baukunstgeschichtliche Untersuchung des Vieweg-Hau-
ses“ durch den Bauhistoriker Prof. Dr. Jürgen Paul, damals
Technische Universität Braunschweig, die zusammen mit
„Baualtersplänen“ im August 1977 vorgelegt wurde. Ihre Er-
gebnisse waren für die Überlegungen der Museumsleitung
ebenso wie für die der Architekten deshalb von besonderer
Bedeutung, weil Pläne aus der Erbauungszeit nicht existie-
ren oder bisher nicht bekannt geworden sind. Die Planung
vollzog sich schrittweise, da es galt, die Forderungen der
staatlichen Denkmalpflege, der Bauaufsicht und der Bauver-
waltung sowie die Wünsche der Museumsleitung und die
Vorstellungen der Architekten aufeinander abzustimmen.
Dabei wurde einvernehmlich entschieden, daß die äußere
Gestalt des Vieweg-Hauses unverändert bleiben, ja, daß
nach Möglichkeit der 1944 zerstörte zweite Portikus an der
Ecke Papenstieg/Vor der Burg wieder errichtet werden
sollte.
Im Innern des Hauses war der Entwurfsspielraum eng be-
33 messen, da die Raumgliederung des Ost- und Südflügels -
33 die allein von den bereits früher durchgeführten Veränderun-
gen im Innenausbau verschont geblieben sind - in allen
Stockwerken mit den charakteristischen Rund- und Oval-
räumen erhalten bleiben bzw. dort, wo diese beseitigt wor-
den waren, wieder hergestellt werden sollte. Das bedeutete
für die museale Nutzung zwar eine gewisse Einschränkung
und erschien vor allem, was die Beaufsichtigung der kleinen
Raumeinheiten betrifft, nicht unproblematisch, doch bot es
andererseits auch von den Architekten und der Museumslei-
tung erkannte gestalterische Möglichkeiten, die in der Aus-
stattung der Schauräume Berücksichtigung finden. So kön-
nen etwa kostbare und in unserem Raum seltene Wandbe-
kleidungen aus bemalter Leinwand, die sich im abgebroche-
nen barocken Herrenhaus zu Dieckhorst befanden und
rechtzeitig erworben und restauriert wurden, bei der Einrich-
tung dieser Räume wieder verwendet werden. Das erscheint
um so mehr erlaubt, als von der ehemaligen Innenwand- und
Deckengestaltung des Vieweg-Hauses so gut wie nichts er-
halten geblieben ist und auch Unterlagen fehlen, die eine Re-
konstruktion ermöglichen.
Da der West- und Nordflügel - in dem sich im Laufe der Zeit
nicht nur Stallungen, Druck- und Buchbindereiwerkstätten,
sondern auch ein Kino, eine Großverkaufsstelle und zahlrei-
che Büros befunden haben - im Zuge wechselnder Nutzung
so verändert worden sind, daß sie nach übereinstimmender
Meinung aller Beteiligten für eine Wiederherstellung des In-
nern von vornherein ausscheiden mußten, konzentrierte sich
das Hauptinteresse - auch von Außenstehenden - auf das
Treppenhaus am Burgplatz und den Innenhof.
Da der Hauptzugang zum Museum durch das durch den
Portikus deutlich betonte Portal am Burgplatz erfolgen sollte, 147
wurde die Beibehaltung der alten Holztreppe problematisch, 26
die seit langem mit Hilfe einer Aufhängung am Dachgebälk
gehalten und von seifen der Bauaufsicht als Gefahrenquelle
angesehen werden mußte, weil sie den baupolizeilichen Be-
stimmungen für öffentliche Gebäude nicht genügte. Über ihr 29
weiteres Schicksal und die aufschlußreichen Entdeckungen,
die im Verlaufe der Restaurierungsmaßnahmen an dieser
zentralen Stelle gemacht werden konnten, wird an anderer
Stelle eingehend berichtet, so daß hier auf eine weitere Erör-
terung dieses Themas verzichtet werden kann.
Der Innenhof, der früher als Betriebshof mit Zugang zu Pfer-
deställen und Werkstätten diente, und in dem sich einst ein 34
offener Brunnen, später ein Fabrikschornstein befunden hat- 35
ten, war u. a. durch den Einbau eines Fahrstuhls und von Ga- 36
ragen in seiner Wirkung erheblich beeinträchtigt. In allen Ent- 37
würfen, die z. T. schon vor dem eigentlichen Planungsbeginn
als Studienprojekte angefertigt worden sind, ist seine Über-
dachung und Nutzung als Vortrags- und Sonderausstel-
lungsraum vorgesehen worden. Die vier Flügel des Gebäu-
des umschließen den ursprünglich symmetrischen Raum so,
daß hier das Herzstück des Hauses entsteht, auf dessen In-
tegration in das Museum in der Tat auf keinen Fall verzichtet
werden konnte. Hier bietet sich nicht nur ein gut geformter 149
und ausreichend großer, vielfältig verwendbarer Raum für 150
zahlreiche Veranstaltungen des Museums, sondern er erfüllt
auch eine wichtige Bedingung für solche öffentliche Säle, er
ist leicht zugänglich und kann selbst bei größtem Besucher-
andrang schnell betreten und ebenso schnell wieder ge-
räumt werden. Schließlich hat seine Einbeziehung in die mu-
sealen Räume die klassizistische Architektur zum Ausstel-
lungsobjekt werden lassen, da dank der geschickten Über-
dachung mit der seitlichen Verglasung die restaurierten Hof- 153
fassaden für den Betrachter sichtbar gemacht werden.
Über die Inneneinrichtung des Museums soll hier nur soviel 132
mitgeteilt werden, daß der trapezförmige Grundriß des Hau- 134
ses, der bei der Entscheidung für den Ankauf schon einen 136
nicht unwesentlichen Gesichtspunkt bildete, insofern gün- 130
stige Voraussetzungen schafft, als er einen in sich geschlos- 138
senen Rundgang auf jeder Etage erlaubt. Um diesen Rund-
gang durch die Schausammlung nicht zu stören, wurden alle
Büros, Werkstätten und Magazine im Dachraum bzw. im
Souterrain untergebracht.
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zirkskonservator Hans-Herbert Möller darauf aufmerksam
gemacht wurde, daß der Verlag Vieweg - damals in der
Hand des amerikanischen Unternehmens Pergamon-Press
- beabsichtige, sein bisheriges, traditionsreiches Haus am
Burgplatz aufzugeben, um am Stadtrand ein neuzeitliches
Verlagsgebäude zu errichten, wurde das Haus unverzüglich
auf seine Eignung für die Zwecke des Landesmuseums ge-
prüft. Nach Besprechungen mit der Verlagsleitung und ein-
gehender Hausbesichtigung, waren sich Konservator und
Museumsleiter darin einig, daß nicht nur Struktur und Lage
des Gebäudes günstige Möglichkeiten für ein historisches
Museum böten, sondern daß damit zugleich die Erhaltung
und sinnvolle Nutzung eines bedeutenden Baudenkmals er-
reichbar würden, das sich in schlechtem Zustand befand
und dessen Zukunft in hohem Grade ungewiß war.
Es gelang, den zuständigen Verwaltungspräsidenten für die
Pläne zu gewinnen, so daß dieser noch im Jahre 1968 das
Kultusministerium darum bat, ihn zu Ankaufsverhandlungen
zu autorisieren. Als alle diesbezüglichen Anträge wegen des
im Haushalt nicht aufzubringenden Kaufpreises erfolglos
blieben und der Museumsleitung nahegelegt wurde, sich um
eine andere Lösung zu bemühen - auch das Gebäude der
Braunschweigisch-Hannoverschen Hypothekenbank am
Bankplatz kam dabei ins Gespräch -, wurde schließlich auf
unverändertes Drängen der Museumsleitung der Ausweg
gefunden, den Ankauf aus Mitteln des Braunschweigischen
Vereinigten Kloster- und Studienfonds zu realisieren. Diese
Entscheidung im Oktober 1973 bedeutete jedoch noch
lange nicht den Beginn der notwendigen Restaurierungs-
und Baumaßnahmen, da der dafür allein in Frage kommende
Reinertrag des Fonds nicht ausreichte.
Erst nachdem das Vieweg-Haus am 1. 11. 1976 vom Klo-
ster- und Studienfonds käuflich auf das Land Niedersachsen
übergegangen war, rückten Restaurierung und Ausbau
sowie die Einrichtung als Museum in den Bereich des Mög-
lichen. Nach der Genehmigung des erarbeiteten Raumpro-
gramms durch den Niedersächsischen Minister für Wissen-
schaft und Kunst im Juni 1978 konnte endlich die Planung,
mit der die Hochbauverwaltung des Landes die Architekten
Prof. Heinz Röcke und Prof. Dieter Quiram beauftragt hatte,
beginnen.
Vorausgegangen war eine von der Denkmalpflege angeregte
„Baukunstgeschichtliche Untersuchung des Vieweg-Hau-
ses“ durch den Bauhistoriker Prof. Dr. Jürgen Paul, damals
Technische Universität Braunschweig, die zusammen mit
„Baualtersplänen“ im August 1977 vorgelegt wurde. Ihre Er-
gebnisse waren für die Überlegungen der Museumsleitung
ebenso wie für die der Architekten deshalb von besonderer
Bedeutung, weil Pläne aus der Erbauungszeit nicht existie-
ren oder bisher nicht bekannt geworden sind. Die Planung
vollzog sich schrittweise, da es galt, die Forderungen der
staatlichen Denkmalpflege, der Bauaufsicht und der Bauver-
waltung sowie die Wünsche der Museumsleitung und die
Vorstellungen der Architekten aufeinander abzustimmen.
Dabei wurde einvernehmlich entschieden, daß die äußere
Gestalt des Vieweg-Hauses unverändert bleiben, ja, daß
nach Möglichkeit der 1944 zerstörte zweite Portikus an der
Ecke Papenstieg/Vor der Burg wieder errichtet werden
sollte.
Im Innern des Hauses war der Entwurfsspielraum eng be-
33 messen, da die Raumgliederung des Ost- und Südflügels -
33 die allein von den bereits früher durchgeführten Veränderun-
gen im Innenausbau verschont geblieben sind - in allen
Stockwerken mit den charakteristischen Rund- und Oval-
räumen erhalten bleiben bzw. dort, wo diese beseitigt wor-
den waren, wieder hergestellt werden sollte. Das bedeutete
für die museale Nutzung zwar eine gewisse Einschränkung
und erschien vor allem, was die Beaufsichtigung der kleinen
Raumeinheiten betrifft, nicht unproblematisch, doch bot es
andererseits auch von den Architekten und der Museumslei-
tung erkannte gestalterische Möglichkeiten, die in der Aus-
stattung der Schauräume Berücksichtigung finden. So kön-
nen etwa kostbare und in unserem Raum seltene Wandbe-
kleidungen aus bemalter Leinwand, die sich im abgebroche-
nen barocken Herrenhaus zu Dieckhorst befanden und
rechtzeitig erworben und restauriert wurden, bei der Einrich-
tung dieser Räume wieder verwendet werden. Das erscheint
um so mehr erlaubt, als von der ehemaligen Innenwand- und
Deckengestaltung des Vieweg-Hauses so gut wie nichts er-
halten geblieben ist und auch Unterlagen fehlen, die eine Re-
konstruktion ermöglichen.
Da der West- und Nordflügel - in dem sich im Laufe der Zeit
nicht nur Stallungen, Druck- und Buchbindereiwerkstätten,
sondern auch ein Kino, eine Großverkaufsstelle und zahlrei-
che Büros befunden haben - im Zuge wechselnder Nutzung
so verändert worden sind, daß sie nach übereinstimmender
Meinung aller Beteiligten für eine Wiederherstellung des In-
nern von vornherein ausscheiden mußten, konzentrierte sich
das Hauptinteresse - auch von Außenstehenden - auf das
Treppenhaus am Burgplatz und den Innenhof.
Da der Hauptzugang zum Museum durch das durch den
Portikus deutlich betonte Portal am Burgplatz erfolgen sollte, 147
wurde die Beibehaltung der alten Holztreppe problematisch, 26
die seit langem mit Hilfe einer Aufhängung am Dachgebälk
gehalten und von seifen der Bauaufsicht als Gefahrenquelle
angesehen werden mußte, weil sie den baupolizeilichen Be-
stimmungen für öffentliche Gebäude nicht genügte. Über ihr 29
weiteres Schicksal und die aufschlußreichen Entdeckungen,
die im Verlaufe der Restaurierungsmaßnahmen an dieser
zentralen Stelle gemacht werden konnten, wird an anderer
Stelle eingehend berichtet, so daß hier auf eine weitere Erör-
terung dieses Themas verzichtet werden kann.
Der Innenhof, der früher als Betriebshof mit Zugang zu Pfer-
deställen und Werkstätten diente, und in dem sich einst ein 34
offener Brunnen, später ein Fabrikschornstein befunden hat- 35
ten, war u. a. durch den Einbau eines Fahrstuhls und von Ga- 36
ragen in seiner Wirkung erheblich beeinträchtigt. In allen Ent- 37
würfen, die z. T. schon vor dem eigentlichen Planungsbeginn
als Studienprojekte angefertigt worden sind, ist seine Über-
dachung und Nutzung als Vortrags- und Sonderausstel-
lungsraum vorgesehen worden. Die vier Flügel des Gebäu-
des umschließen den ursprünglich symmetrischen Raum so,
daß hier das Herzstück des Hauses entsteht, auf dessen In-
tegration in das Museum in der Tat auf keinen Fall verzichtet
werden konnte. Hier bietet sich nicht nur ein gut geformter 149
und ausreichend großer, vielfältig verwendbarer Raum für 150
zahlreiche Veranstaltungen des Museums, sondern er erfüllt
auch eine wichtige Bedingung für solche öffentliche Säle, er
ist leicht zugänglich und kann selbst bei größtem Besucher-
andrang schnell betreten und ebenso schnell wieder ge-
räumt werden. Schließlich hat seine Einbeziehung in die mu-
sealen Räume die klassizistische Architektur zum Ausstel-
lungsobjekt werden lassen, da dank der geschickten Über-
dachung mit der seitlichen Verglasung die restaurierten Hof- 153
fassaden für den Betrachter sichtbar gemacht werden.
Über die Inneneinrichtung des Museums soll hier nur soviel 132
mitgeteilt werden, daß der trapezförmige Grundriß des Hau- 134
ses, der bei der Entscheidung für den Ankauf schon einen 136
nicht unwesentlichen Gesichtspunkt bildete, insofern gün- 130
stige Voraussetzungen schafft, als er einen in sich geschlos- 138
senen Rundgang auf jeder Etage erlaubt. Um diesen Rund-
gang durch die Schausammlung nicht zu stören, wurden alle
Büros, Werkstätten und Magazine im Dachraum bzw. im
Souterrain untergebracht.
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