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Möller, Hans-Herbert; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Düna/Osterode - ein Herrensitz des frühen Mittelalters: archäologische und naturwissenschaftliche Prospektion, Befunde und Funde ; überarbeitete Zusammenfassung der fachübergreifenden Vorträge, gehalten auf dem Kolloquium am 9./10. September 1983 in Düna — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt, Heft 6.1986

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Linke, Friedrich-Albert: Angewandte Grabungstechnik
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https://doi.org/10.11588/diglit.50504#0068
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tagebuch festgehalten werden, wird das Befundbuch
laufend fortgeschrieben, so daß die Veränderungen von
Befunden im Grabungsverlauf nachzuvollziehen sind.
Unabhängig vom Befundbuch wird zu jeder dokumen-
tierten Fläche bzw. Profil eine ausführliche Beschrei-
bung gefertigt. Als besonders zeitsparend erwiesen
sich Diktiergeräte mit dem nützlichen Nebeneffekt, daß
viele - später oft wichtige - Kleinigkeiten mitdiktiert
werden, die bei einem handschriftlichen Protokoll leicht
wegen des hohen Schreibaufwandes nicht so ausführ-
lich abgehandelt werden.

Fundaufnahme
Die Funde der Grabung Düna werden als Sammel- bzw.
Einzelfunde behandelt. Die Sammelfunde sind ein
Fundmaterialgemisch, das beim Tiefergehen aus je-
weils einer Befundschicht anfällt. Die Fundkörbe be-
kommen einen vorläufigen Fundzettel mit Angaben
überSchnitt, Fläche, Befundnummer, Datum und Fund-
material.
Alle Funde von besonderem Aussagewert bis hin zu Ke-
ramikrandscherben werden als Einzelfunde aufgenom-
men, also dreidimensional eingemessen. Die Gegner
der Grabungsmethode nach natürlichen Schichten
werden ob dieser Sicherheitsvorkehrungen genüßlich
schmunzeln. Bei der Seltenheit von Stratigraphien in
der Wüstungsarchäologie des Binnenlandes, wie sie in
Düna gegeben sind, scheint es jedoch notwendig, die
Funderfassung nach allen Seiten abzusichern.
Für ethnobotanische Untersuchungen werden aus den
Profilen Bodenproben von etwa 1 Liter Inhalt entnom-
men. Die Entnahmestelle wird in der Zeichnung mit
Fundnummer vermerkt. Aus Schichten mit hohem orga-
nischem Fundanfall werden größere Mengen ge-
schlämmt. Dieses Probenmaterial wird ergänzt durch
umfangreichere Bodenproben aus Brandschichten so-
wie Probesäulen aus wichtigen Schichtabfolgen wie
z. B. in den Bachläufen. Diese Säulen, aus den Profilen
herausgearbeitet und mit Hilfe von Plastikblumen-
kästen geborgen, dienen auch den pollenanalytischen
und sedimentologischen Untersuchungen als Aus-
gangsmaterial.
Eine zweite Serie von Bodenproben wird als Material-
probe der Schichtzusammensetzung und Reserve für
andere Untersuchungen wie z. B. die Phosphatanalyse
aufbewahrt. Bei den zum Teil mächtigen Schlackehori-
zonten werden Materialproben in einem Raster aus der
gesamten Schicht entnommen. Ähnlich verhält es sich
mit Mörtelproben, deren jeweilige Entnahmestellen in
den entsprechenden Dokumentationszeichnungen
festgehalten sind.
Proben für spezielle naturwissenschaftliche Untersu-
chungen wie z. B. von Ofenplatten zur archäometri-
schen Datierung bergen die Bearbeiter selbst.

Zum besseren Auffinden kleiner Metallfunde werden
tiefer zu legende Flächen mit dem Metalldetektor abge-
sucht. Flachliegende Fundstücke werden sofort gebor-
gen und dreidimensional eingemessen, tieferliegende
für eine spätere schichtbezogene Bergung markiert.
Störend beim Arbeiten mit der Metallsonde erwiesen
sich Schlacken sowie die teilweise in dichten Paketen
abgelagerten geglühten Flußkiesel.
Die günstigen Erhaltungsbedingungen für organische
Materialien in den feuchten Bereichen des Grabungs-
geländes haben Bauhölzer wie Pfosten von Uferbefesti-
gungen, Faschinenhölzer, Bretter und Balken vor dem
Verfall bewahrt. Ihnen werden nach der Dokumentation,
soweit eine vollständige Konservierung nicht vorgese-
hen ist, Proben für die dendrochronologische Datierung
und Holzartenbestimmung entnommen.
Die Vergabe von Fundnummern erfolgt durch die Gra-
bungsjahre hindurch fortlaufend. Die anfangs erwähn-
ten Sammelfunde werden nach Materialien aufgeteilt,
wobei jedes eine eigene Fundnummer erhält. Anfäng-
liche Versuche, innerhalb einer Fundnummer die ver-
schiedenen Werkstoffe mit zugesetzten Buchstaben zu
kennzeichnen, erwiesen sich als unübersichtlich und
wurden aufgegeben.
Die Reinigung und Beschriftung des Fundgutes erfolgt,
soweit es seine Stabilität zuläßt, schon auf der Gra-
bung. Metallfunde sind von diesem Vorgang natürlich
ausgenommen.
Die Fundnummern werden in ein jeweils für einen Be-
fund angelegtes Inventarblatt nach Materialgruppen
geordnet eingetragen, so daß jederzeit die Übersicht
über alle aus ihm stammende Funde besteht.
Für die fundfeucht verpackten organischen Materialien
sowie fragile Metallfunde ist ein schneller Transport in
die Werkstatt sichergestellt. Das übrige Fundgut wird,
für jeden Schnitt separat, nach Materialgruppen ge-
trennt gesammelt und abtransportiert, wenn rentable
Mengen vorhanden sind.

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