Zusammenfassung und Entwurf einer mittelfristigen
denkmalpflegerischen Konzeption für Düna*
Lothar Klappauf/Klemens Wilhelmi
Wir haben gestern und heute den Verlauf der Aktivitäten
in Düna seit drei Jahren miterlebt. Zwischenergebnisse
wurden vorgelegt, Fragen aufgeworfen und Lösungs-
wege skizziert.
Exemplarisch sind in Düna bisher die Prospektions-
maßnahmen durchgeführt worden, hervorgerufen
durch die prekäre Forschungslage zur Wüstungsfor-
schung im mittleren und südlichen Niedersachsen
(Abb. 1).
Die Frage nach der Ausdehnung der gesamten Sied-
lung ist anhand der Phosphatuntersuchungen als ge-
klärt anzusehen. Mit Hilfe der geoelektrischen Messun-
gen können, ebenso wie durch die verhältnismäßig
dichten, systematischen Bohrungen, siedlungsarchäo-
logisch interessante Gebiete eingegrenzt werden, die
sicherlich eine Untersuchung lohnen würden. Wir dür-
fen allerdings dabei nicht übersehen, daß sich bei wei-
teren archäologischen Untersuchungen Überraschun-
gen ergeben könnten. Dennoch meine ich, daß wir auf
dem besten Wege sind, diese Prospektionsmaßnah-
men für denkmalpflegerische Schutzmaßnahmen an-
wenden zu können. Im einzelnen steht noch die Verifi-
zierung durch die Grabungsbefunde aus.
Durch die Ausgrabungen ist uns eine - auf Grund der zu
rekonstruierenden Namensform Dunaithi aber nicht
überraschend - frühe Siedlung bekannt geworden, die
zu einem allerdings erstaunlich frühen Zeitpunkt mit
einem massiven Steingebäude ausgestattet wird, das
wiederum mehrere Um- und Anbauten erfährt, bis es,
wohl mit dem größten Teil der gesamten Siedlung, ver-
mutlich im Zusammenhang mit größeren politischen,
wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen wüst
wird.
Die relativ-chronologischen Fragen sind weitgehend
klar, bzw. in der Klärung begriffen; Probleme bereitet
die Deutung des Gebäudes. Sicher ist lediglich, daß es
als sozial höher anzusiedelnder Wohnbau angespro-
chen werden darf. Der indirekte Schluß aus dem Fehlen
früher urkundlicher Nennungen auf eine relative Besitz-
konstanz erscheint einleuchtend.
* Bei diesem Beitrag wurde bewußt die Vortragsform beibehalten,
eine Änderung und Aktualisierung hätte die 1983 zur Veranstaltung
des Kolloquiums beitragende Situation und somit den Sinn des
Kolloquiums verunklart.
Diese Deutungsschwierigkeiten sind nicht zuletzt auf
die Forschungslage zurückzuführen. Eine Durchsicht
der Wüstungsgrabungen ergibt, daß kaum größerflä-
chige Untersuchungen stattgefunden haben.
Große Aufmerksamkeit muß auch der Untersuchung
des Bachlaufs entgegengebracht werden, von dem
nicht nur Aussagen über die wasserwirtschaftlichen Ak-
tivitäten zu erwarten sind, sondern, auf Grund der diffi-
zilen Schichtungen, feinchronologische Aufschlüsse.
Allerdings ist die aus den einzelnen Schichten gebor-
gene Menge an Keramik doch noch etwas zu gering, um
besonders statistische Auswertungsmethoden zu er-
lauben, die letztlich ja besonders aussagefähig sind. Zu
hoffen bleibt, daß es gelingt, einzelne Schichten mit
Hilfe der Dendrochronologen exakt zu datieren.
Damit wären wir schon bei der den heutigen Vormittag
einnehmenden Fundbearbeitung. Besonders gute Er-
haltungsbedingungen herrschen natürlich in den Gra-
ben- und Feuchtbereichen für die Erhaltung auch klein-
ster organischer Teilchen. Damit ist gewährleistet, daß
wir die natürlichen Umweltbedingungen der verschie-
denen Siedlungsphasen rekonstruieren können, ge-
nauso wie die Eingriffe des Menschen in diese, z. B.
durch Ackerbau. Hier fehlt nun natürlich noch die Unter-
suchung der zoologischen Materialien und der Pollen,
die dieses Bild wesentlich erweitern würden.
In einen zwar viel beschriebenen, jedoch fundiert noch
recht unerforschten Bereich führen die Untersuchun-
gen der Schlacken- und Erzfunde. Sie legen nahe, daß
an Ort und Stelle Metall verarbeitet worden ist, was je-
doch in nahezu jeder mittelalterlichen Siedlung üblich
war. Ein beachtliches Ergebnis dieser Untersuchungen
wäre, wenn die Herkunft der Rohmaterialien aus dem
Harz nachweisbar und damit eine längst aufgestellte
Arbeitshypothese analytisch untermauert würde. Vor
allem die Datierung dieser Materialien, die auf archäolo-
gischem Weg vorgenommen werden muß, kann hierbei
für einige Überraschungen sorgen. Zu wünschen wäre
dann lediglich noch, daß auch die zugehörigen Fabrika-
tionsstätten gefunden werden. Diese Anlagen müssen
auch noch für einen weiteren, sich andeutenden Er-
werbszweig, der im Fundmaterial aufscheint, entdeckt
werden: die Knochenschnitzerei.
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denkmalpflegerischen Konzeption für Düna*
Lothar Klappauf/Klemens Wilhelmi
Wir haben gestern und heute den Verlauf der Aktivitäten
in Düna seit drei Jahren miterlebt. Zwischenergebnisse
wurden vorgelegt, Fragen aufgeworfen und Lösungs-
wege skizziert.
Exemplarisch sind in Düna bisher die Prospektions-
maßnahmen durchgeführt worden, hervorgerufen
durch die prekäre Forschungslage zur Wüstungsfor-
schung im mittleren und südlichen Niedersachsen
(Abb. 1).
Die Frage nach der Ausdehnung der gesamten Sied-
lung ist anhand der Phosphatuntersuchungen als ge-
klärt anzusehen. Mit Hilfe der geoelektrischen Messun-
gen können, ebenso wie durch die verhältnismäßig
dichten, systematischen Bohrungen, siedlungsarchäo-
logisch interessante Gebiete eingegrenzt werden, die
sicherlich eine Untersuchung lohnen würden. Wir dür-
fen allerdings dabei nicht übersehen, daß sich bei wei-
teren archäologischen Untersuchungen Überraschun-
gen ergeben könnten. Dennoch meine ich, daß wir auf
dem besten Wege sind, diese Prospektionsmaßnah-
men für denkmalpflegerische Schutzmaßnahmen an-
wenden zu können. Im einzelnen steht noch die Verifi-
zierung durch die Grabungsbefunde aus.
Durch die Ausgrabungen ist uns eine - auf Grund der zu
rekonstruierenden Namensform Dunaithi aber nicht
überraschend - frühe Siedlung bekannt geworden, die
zu einem allerdings erstaunlich frühen Zeitpunkt mit
einem massiven Steingebäude ausgestattet wird, das
wiederum mehrere Um- und Anbauten erfährt, bis es,
wohl mit dem größten Teil der gesamten Siedlung, ver-
mutlich im Zusammenhang mit größeren politischen,
wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen wüst
wird.
Die relativ-chronologischen Fragen sind weitgehend
klar, bzw. in der Klärung begriffen; Probleme bereitet
die Deutung des Gebäudes. Sicher ist lediglich, daß es
als sozial höher anzusiedelnder Wohnbau angespro-
chen werden darf. Der indirekte Schluß aus dem Fehlen
früher urkundlicher Nennungen auf eine relative Besitz-
konstanz erscheint einleuchtend.
* Bei diesem Beitrag wurde bewußt die Vortragsform beibehalten,
eine Änderung und Aktualisierung hätte die 1983 zur Veranstaltung
des Kolloquiums beitragende Situation und somit den Sinn des
Kolloquiums verunklart.
Diese Deutungsschwierigkeiten sind nicht zuletzt auf
die Forschungslage zurückzuführen. Eine Durchsicht
der Wüstungsgrabungen ergibt, daß kaum größerflä-
chige Untersuchungen stattgefunden haben.
Große Aufmerksamkeit muß auch der Untersuchung
des Bachlaufs entgegengebracht werden, von dem
nicht nur Aussagen über die wasserwirtschaftlichen Ak-
tivitäten zu erwarten sind, sondern, auf Grund der diffi-
zilen Schichtungen, feinchronologische Aufschlüsse.
Allerdings ist die aus den einzelnen Schichten gebor-
gene Menge an Keramik doch noch etwas zu gering, um
besonders statistische Auswertungsmethoden zu er-
lauben, die letztlich ja besonders aussagefähig sind. Zu
hoffen bleibt, daß es gelingt, einzelne Schichten mit
Hilfe der Dendrochronologen exakt zu datieren.
Damit wären wir schon bei der den heutigen Vormittag
einnehmenden Fundbearbeitung. Besonders gute Er-
haltungsbedingungen herrschen natürlich in den Gra-
ben- und Feuchtbereichen für die Erhaltung auch klein-
ster organischer Teilchen. Damit ist gewährleistet, daß
wir die natürlichen Umweltbedingungen der verschie-
denen Siedlungsphasen rekonstruieren können, ge-
nauso wie die Eingriffe des Menschen in diese, z. B.
durch Ackerbau. Hier fehlt nun natürlich noch die Unter-
suchung der zoologischen Materialien und der Pollen,
die dieses Bild wesentlich erweitern würden.
In einen zwar viel beschriebenen, jedoch fundiert noch
recht unerforschten Bereich führen die Untersuchun-
gen der Schlacken- und Erzfunde. Sie legen nahe, daß
an Ort und Stelle Metall verarbeitet worden ist, was je-
doch in nahezu jeder mittelalterlichen Siedlung üblich
war. Ein beachtliches Ergebnis dieser Untersuchungen
wäre, wenn die Herkunft der Rohmaterialien aus dem
Harz nachweisbar und damit eine längst aufgestellte
Arbeitshypothese analytisch untermauert würde. Vor
allem die Datierung dieser Materialien, die auf archäolo-
gischem Weg vorgenommen werden muß, kann hierbei
für einige Überraschungen sorgen. Zu wünschen wäre
dann lediglich noch, daß auch die zugehörigen Fabrika-
tionsstätten gefunden werden. Diese Anlagen müssen
auch noch für einen weiteren, sich andeutenden Er-
werbszweig, der im Fundmaterial aufscheint, entdeckt
werden: die Knochenschnitzerei.
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