Im ausgehenden 18. Jahrhundert wurde in Dänemark der
größte Teil der mittelalterlichen und reformatorischen Wand-
malereien übertüncht.
Die erhaltenen originalen Wandmalereien sind in drei Katego-
rien zu unterteilen: 1. Nie übertünchte im Kirchenraum. 2. Nie
übertünchte oder nur einmal übertünchte am oberen Wand-
bereich der Kirche, von den später eingebauten Gewölben
verdeckt (sottetto). 3. Neuaufgedeckte Wandmalereien.
1. Beispiele nie übertünchter Wandmalereien
in Kirchenräumen
In der Kirche zu Butterup auf Själland fand man beim Öffnen
einer Seitenaltarnische in dem südlichen Teil der Triumphbo-
genwand eine stehende Katharina von etwa 1300. Die Malerei
war nie übertüncht, jedoch wegen eines Wasserschadens
stark verblichen. In der Kirche zu Sädinge auf Lolland sind
Kalkmalereifragmente einer Figurendekoration vorhanden, die
ungefähr Anfang des 16. Jahrhunderts ausgeführt wurden.
Die Gewölbekappe stellt das Paradies und die Seligen dar,
die von Petrus eingelassen werden.
In der St. Olai-Kirche zu Helsingør gibt es eine einzelne Nord-
kappe im vierten Gewölbe des Schiffes mit Ranken und Wap-
pen. Die Dekoration durfte vermutlich in diesem Gewölbe
unverdeckt bleiben, da sie ein Wappen und eine Inschrift von
historischem Interesse enthält. Als im vorigen Jahrein Epitaph
von 1600 zur Restaurierung entfernt wurde, trat dahinter ein
nie übertünchtes Feld mit Fragmenten eines Wappenfrieses
hervor.
Im Chorgewölbe der Kirche zu Løjt in Sønderjylland befindet
sich eine umfangreiche Pflanzendekoration, kombiniert mit
einem Bischofswappen. Dieses Gewölbe ist vermutlich wegen
der historischen Bezüge der Dekoration ohne Übertünchung
erhalten geblieben, ähnlich wie in der St. Olai-Kirche zu Hel-
singør. Beide hatten ursprünglich auch an den Gewölben des
Kirchenschiffes Kalkmalereien aus derselben Periode, die je-
doch hier übertüncht worden sind.
2. Beispiele von Wandmalereien über den Gewölben
Bei ihnen handelt es sich hauptsächlich um romanische
Wandmalereien in Frescotechnik auf geglättetem Putz. In der
Gotik wurden sie beim Einbau von Gewölben verdeckt. Vor
Beginn der Maurerarbeit hat man sie häufig mit einer fetten
Schlämme übertüncht, die möglicherweise als Schutz für die
heiligen Bilder dienen sollte. Dahinter waren die Bilder dann
ungefähr 800 Jahre lang verborgen. Durch Aufdeckung der
unberührten Malereien sind seit dem 19. Jahrhundert viele
wichtige Zeugnisse originaler Wandmalereien zum Vorschein
gekommen.
Nicht alle Wandmalereien über den Gewölben stammen aus
der romanischen Periode, die in Dänemark etwa bis 1275
reicht. Auch frühgotische und vereinzelt spätgotische Aus-
schmückungen befinden sich heute über den Gewölben.
Was die Zeit der Romanik betrifft, befinden sich die frühesten
(Ende des 11. Jahrhunderts) und meist monumentalen Bilder
im Mittelschiff der Kirche zuTamdrup in der Nähe von Horsens,
Jylland. Stilistisch ist die umfangreiche Serie der Passion Chri-
sti mit den Malereien in den Kirchen auf der Reichenau ver-
gleichbar. Vom vielfigurigen Ausmalungszyklus sind in der Kir-
che zu Tamdrup heute jedoch nur Reste von Linien für die
erste Konstruktion senkrechter und waagerechter Einritzun-
gen und für die eingeritzte Bilderskizzierung sowie Fragmente
von mit dem Pinsel aufgezogenen Konturlinien erhalten. Von
den Farben sind nur ein starkes Gelb und gebrannter Ocker
übriggeblieben, die anscheinend auf den feuchten Kalkgrund
gemalt waren. Diese Technik ist übrigens in Dänemark ganz
und gar ungewöhnlich. Die in kräftigen Farben angelegten
2 Gundsømagle, Dorfkirche. Nordwand des Chores. Teile einer
Apostelreihe aus dem ersten Viertel des 12. Jahrhunderts. Das Foto
entstand während der Konservierung.
3 Tamdrup, Dorfkirche. Die Wandmalereien überden Gewölben des
Mittelschiffes sind erhalten. Detail der Kreuzigung vom Ende des 11.
Jahrhunderts, hier sind nur noch die unteren Schichten der Bemalung
vorhanden.
55
größte Teil der mittelalterlichen und reformatorischen Wand-
malereien übertüncht.
Die erhaltenen originalen Wandmalereien sind in drei Katego-
rien zu unterteilen: 1. Nie übertünchte im Kirchenraum. 2. Nie
übertünchte oder nur einmal übertünchte am oberen Wand-
bereich der Kirche, von den später eingebauten Gewölben
verdeckt (sottetto). 3. Neuaufgedeckte Wandmalereien.
1. Beispiele nie übertünchter Wandmalereien
in Kirchenräumen
In der Kirche zu Butterup auf Själland fand man beim Öffnen
einer Seitenaltarnische in dem südlichen Teil der Triumphbo-
genwand eine stehende Katharina von etwa 1300. Die Malerei
war nie übertüncht, jedoch wegen eines Wasserschadens
stark verblichen. In der Kirche zu Sädinge auf Lolland sind
Kalkmalereifragmente einer Figurendekoration vorhanden, die
ungefähr Anfang des 16. Jahrhunderts ausgeführt wurden.
Die Gewölbekappe stellt das Paradies und die Seligen dar,
die von Petrus eingelassen werden.
In der St. Olai-Kirche zu Helsingør gibt es eine einzelne Nord-
kappe im vierten Gewölbe des Schiffes mit Ranken und Wap-
pen. Die Dekoration durfte vermutlich in diesem Gewölbe
unverdeckt bleiben, da sie ein Wappen und eine Inschrift von
historischem Interesse enthält. Als im vorigen Jahrein Epitaph
von 1600 zur Restaurierung entfernt wurde, trat dahinter ein
nie übertünchtes Feld mit Fragmenten eines Wappenfrieses
hervor.
Im Chorgewölbe der Kirche zu Løjt in Sønderjylland befindet
sich eine umfangreiche Pflanzendekoration, kombiniert mit
einem Bischofswappen. Dieses Gewölbe ist vermutlich wegen
der historischen Bezüge der Dekoration ohne Übertünchung
erhalten geblieben, ähnlich wie in der St. Olai-Kirche zu Hel-
singør. Beide hatten ursprünglich auch an den Gewölben des
Kirchenschiffes Kalkmalereien aus derselben Periode, die je-
doch hier übertüncht worden sind.
2. Beispiele von Wandmalereien über den Gewölben
Bei ihnen handelt es sich hauptsächlich um romanische
Wandmalereien in Frescotechnik auf geglättetem Putz. In der
Gotik wurden sie beim Einbau von Gewölben verdeckt. Vor
Beginn der Maurerarbeit hat man sie häufig mit einer fetten
Schlämme übertüncht, die möglicherweise als Schutz für die
heiligen Bilder dienen sollte. Dahinter waren die Bilder dann
ungefähr 800 Jahre lang verborgen. Durch Aufdeckung der
unberührten Malereien sind seit dem 19. Jahrhundert viele
wichtige Zeugnisse originaler Wandmalereien zum Vorschein
gekommen.
Nicht alle Wandmalereien über den Gewölben stammen aus
der romanischen Periode, die in Dänemark etwa bis 1275
reicht. Auch frühgotische und vereinzelt spätgotische Aus-
schmückungen befinden sich heute über den Gewölben.
Was die Zeit der Romanik betrifft, befinden sich die frühesten
(Ende des 11. Jahrhunderts) und meist monumentalen Bilder
im Mittelschiff der Kirche zuTamdrup in der Nähe von Horsens,
Jylland. Stilistisch ist die umfangreiche Serie der Passion Chri-
sti mit den Malereien in den Kirchen auf der Reichenau ver-
gleichbar. Vom vielfigurigen Ausmalungszyklus sind in der Kir-
che zu Tamdrup heute jedoch nur Reste von Linien für die
erste Konstruktion senkrechter und waagerechter Einritzun-
gen und für die eingeritzte Bilderskizzierung sowie Fragmente
von mit dem Pinsel aufgezogenen Konturlinien erhalten. Von
den Farben sind nur ein starkes Gelb und gebrannter Ocker
übriggeblieben, die anscheinend auf den feuchten Kalkgrund
gemalt waren. Diese Technik ist übrigens in Dänemark ganz
und gar ungewöhnlich. Die in kräftigen Farben angelegten
2 Gundsømagle, Dorfkirche. Nordwand des Chores. Teile einer
Apostelreihe aus dem ersten Viertel des 12. Jahrhunderts. Das Foto
entstand während der Konservierung.
3 Tamdrup, Dorfkirche. Die Wandmalereien überden Gewölben des
Mittelschiffes sind erhalten. Detail der Kreuzigung vom Ende des 11.
Jahrhunderts, hier sind nur noch die unteren Schichten der Bemalung
vorhanden.
55