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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Rammelsberg — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Heft 9.1992

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Denkmalpflegerisches Erhaltungskonzept
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https://doi.org/10.11588/diglit.51149#0043
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Verfüllens der Abbauhohlräume mit Blasver-
satz nach dem völligen Abbau des Erzes.
Nach diesen Inszenierungen geht der Be-
sucher weiter in Richtung Mundloch der Ta-
gesförderstrecke, wo kurz vor deren Ende
ein Abzweig zum Rammeisbergschacht führt
(Abb. 143). Die Hängebank des Rammeisberg-
schachtes ist ein weiterer beeindruckender,
hallenartiger Grubenraum, der als Dokument
der Schachtfördertechnik der 30er Jahre be-
sonderen technikgeschichtlichen Wert bean-
sprucht (Abb. 140,141). Genau hier ist nun die
Nahtstelle zwischen untertägigem Grubenge-
bäude und Übertageanlagen, da der Ram-
meisbergschacht ohne die Hangaufbereitung
und die Hangaufbereitung ohne den Rammeis-
bergschacht nicht möglich gewesen wären.
Dieser Schacht schuf die Voraussetzung für die
Konzeption der neuen Aufbereitungsanlage,
da er, wie schon beschrieben, als neuer Haupt-
förderschacht das gesamte in der Grube
gewonnene Erz auf das höchste Niveau der
Aufbereitungsanlage hob, von dem aus es dem
natürlichen Gefälle folgend bergab lief. Die Ver-
mittlung dieses Verfahrensablaufes gehört
zwingend zum Verständnis des Bergwerkes
dazu.
Den Abschnitt zwischen der Tagesförder-
strecke und dem obersten Niveau der Hang-
aufbereitung legt der Besucher nun auf dem
gleichen Wege wie das ehemals in der Grube
geförderte Erz zurück, indem er im Förderkorb
eine Seilfahrt im Rammeisbergschacht bis zu
dessen Rasenhängebank (Schachtaustritt an
der Erdoberfläche) durchführt. Der Besuch der
Hangaufbereitung beginnt nach dem Verlas-
sen des Förderkorbes im Fördermaschinen-
raum der 30er Jahre und führt dann zurück zur
Rasenhängebank des Rammeisbergschach-
tes, wo ehemals die vollen Erzförderwagen an-
kamen, die von dort aus zur automatischen
Entleerung fuhren, um anschließend über den
Wagenumlauf zum Schacht zurückzukehren.
Der Besucher folgt nun entlang den Aufberei-
tungsmaschinen dem Aufbereitungsablauf,
der in dieser Form seit mehr als einem halben
Jahrhundert praktiziert wurde (Abb. 122). Die
Nachzeichnung des Weges kann an dieser
Stelle entfallen, da der Aufbereitungsvorgang
bereits an anderer Stelle ausführlich dargestellt

wurde. Am Ende des Rundganges hat der Be-
sucher einen tiefen und eindrücklichen Einblick
in das komplexe System dieses Bergwerkes
gewonnen. Er wurde, bildlich gesprochen, in
die Lage versetzt, einen Erzbrocken von des-
sen Gewinnung im Berg über alle Stationen bis
hin zum fertigen Produkt zu verfolgen.
Neben einer Auswahl von historischen Berg-
bauobjekten, die die Preussag bereits lange
vor der Stillegung des Bergwerkes gesammelt
hatte, wurde von der Denkmalpflege die be-
reits an anderer Stelle beschriebene repräsen-
tative Auswahl von Maschinen und Geräten zu-
sammengestellt, die untrennbare Bestandteile
des Rammeisberges waren und sind. Auch
komplette Raumausstattungen wie die der
Waschkaue, Cafeteria, Steigerbüros und an-
dere zählten dazu. Als besonders wichtiger Be-
standteil mußte dabei der unter- und übertä-
gige Fahrzeugpark gelten, zu dem mehr als ein
Dutzend unterschiedliche Elektro- und Akku-
loks gehörten, sowie eine Auswahl von rund
150 verschiedenen Förder- und Servicewagen.
Hinzu kamen noch zahlreiche zum Teil in Son-
deranfertigung für den Rammeisberg herge-
stellte gleislose Fahrzeuge, wie Schaufelrad-
lader, Sprengfahrzeuge, Bohrfahrzeuge sowie
unterschiedliche Servicefahrzeuge.
Schließlich war auch noch zu bedenken, daß
sowohl das untertägige Grubengebäude, also
Tagesförderstrecke, Hängebankstqllen und
Roeder-Stollensystem als auch die Übertage-
anlagen jeweils einschließlich ihrer Ausstattun-
gen gewartet und gepflegt werden müssen.
Dazu bieten sich konsequenterweise die am
Rammeisberg bereits befindlichen, voll einge-
richteten Werkstätten an. Hinzu kommt, daß
viele der in den Werkstätten vorhandenen Ma-
schinen aufgrund ihres Alters und ihrer Art be-
reits selber Dokumente der Technikgeschichte
sind und hierbei der Zusammenhang von Origi-
nalbauwerk und Originalmaschine von ganz
besonderem zusätzlichen Wert ist - wie viele
Freilichtmuseen würden sich glücklich schät-
zen über diese am Rammeisberg bestehende
Konstellation!
Neben den beschriebenen über- und untertä-
gigen Bergwerkseinrichtungen nahmen und
nehmen mittelfristig auch die übrigen Ge-
bäude des Rammeisberges, nämlich Lohn-

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