Das Ziel, die Waschkaue trotz der erheblich in
die Bausubstanz eingreifenden Sanierungs-
maßnahmen nach Abschluß optisch so er-
scheinen zu lassen wie vor der Sanierung, also
unter Erhaltung oder Wiederherstellung sämtli-
cher Gebrauchsspuren, wurde erreicht. Ganz
bewußt wurde keine „gestalterische Aufwer-
tung“ durch eine „Rundumerneuerung“ ange-
strebt, die das Gebäude wie neu hätte erschei-
nen lassen. Denkmalpflegerisches Ziel war in
diesem Gebäude und ist bei sämtlichen ande-
ren Gebäuden des ehemaligen Erzbergwerkes
Rammeisberg die authentische Erhaltung und
museale Präsentation der Bauten sowie deren
Ausstattung im überlieferten Originalzustand.
Der Besucher soll sicher sein, daß er eine histo-
rische Arbeitswelt erlebt, die sich tatsächlich in
diesem Zustand befunden hat und die nicht
durch rekonstruierende Kunstgriffe in einen be-
stimmten Zustand versetzt wurde. Eher ent-
täuschte Reaktionen ehemaliger Betriebsan-
gehöriger, die die Waschkaue nach Abschluß
der Sanierung besuchten - diese sehe ja aus
wie vorher, und ob denn dort überhaupt nichts
gemacht worden sei -, sprechen für das Errei-
chen des Restaurierungszieles. Das am Bei-
spiel der Waschkaue geschilderte Vorgehen ist
als exemplarisch für den Umgang mit der histo-
rischen Bausubstanz des ehemaligen Erzberg-
werkes anzusehen und wird konsequent in al-
len Teilen der Anlage weitergeführt werden.
Sind aus Gründen des Museumsbetriebes ar-
chitektonische Eingriffe in die Bausubstanz er-
forderlich oder sind aus museumsdidakti-
schen Gründen ergänzende Bauelemente nö-
tig, so ist die denkmalpflegerische Leitlinie, die
neuen Architekturelemente nicht mit den histo-
rischen zu vermischen, sondern sie bewußt
von der historischen Umgebung abzusetzen.
Der Besucher soll jederzeit, an jeder Stelle des
Bergwerkes in der Lage sein, die authentische,
substanziell erhaltene, historische „Schicht“
des Denkmales von der neu hinzuaddierten
museums- oder nutzungsbedingten architek-
tonischen „Schicht“ zu unterscheiden. Wird
eine bauliche Zutat gar aphoristisch einge-
setzt, so kann dadurch ein bestimmter Teil der
historischen Substanz, zum Beispiel in didakti-
scher Absicht, in seiner Aussage noch ver-
stärkt werden. Durch Anpassung an das Alte
oder dessen Imitation würde dagegen die hi-
storische Substanz entwertet und der Betrach-
ter getäuscht werden. Obwohl am Rammeis-
berg neue Architekturelemente stets konse-
quent neben die historische Architektur gestellt
werden, sind diese dennoch durch „Berüh-
rungspunkte“ miteinander in Beziehung ge-
bracht, so daß sie sich letztlich ergänzen.
Die vom Architekten in der Diskussion mit
Denkmalpflege und Nutzer für den Rammeis-
berg entwickelte Ausstellungsarchitektur und,
im Einklang damit, sämtliche neuen Architek-
turelemente erfüllen die genannten Kriterien.
Materialgerechtigkeit, Begrenzung der Mate-
rialvielfalt sowie Addition gleichartiger Kon-
struktionselemente waren und sind Leitlinie
des denkmalpflegerischen und architektoni-
schen Konzeptes. Materialgerechtigkeit, also
die Verwendung Rammeisberg-typischer Ma-
terialien, konnte vor allem durch den Einsatz
von Walzstahl als dem dominierenden Werk-
stoff des Bergwerkes erreicht werden. Insbe-
sondere Winkelprofile (ehemals verwendet für
Treppen, Bühnen oder Kranbahnen), Bleche
unterschiedlicher Stärken (zu finden an Ma-
schinen aller Art) und schließlich Baustahlge-
webematten (häufig genutzt als Absturzsiche-
rungen, Schutzgitter an Maschinen oder
Raumabtrennungen) bilden den Fundus an ar-
chitektonischen Grundelementen. Die Be-
grenzung der Materialien auf Stahl als Haupt-
material und daneben Stein, Glas und Holz ent-
spricht ebenfalls dem am Rammeisberg vorge-
fundenen Zustand. Auch die Art der Verbin-
dungsmittel der Stahlelemente wurde be-
grenzt, und zwar auf Schrauben, Nieten und
Schweißnähte.
Die Entwicklung eines Ausstellungssystems für
die Waschkaue, in der künftig wechselnde
Ausstellungen gezeigt werden sollen, basierte
auf den folgenden Grundüberlegungen: Der In-
nenraumcharakter der Halle als bedeutendem
Exponat ihrer selbst durfte nicht zerstört wer-
den; die Kauenfunktion mußte erlebbar blei-
ben; das Ausstellungssystem hatte einen
maximalen Grad an Transparenz zu besitzen;
eine Verwendung der beschriebenen Ram-
meisberg-typischen Materialien in industrie-
baugerechtem Charakter war zwingend; die
Ausstellungselemente sollten flexibel verwend-
bar sein; sämtliche Einbauten waren reversibel
auszuführen.
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die Bausubstanz eingreifenden Sanierungs-
maßnahmen nach Abschluß optisch so er-
scheinen zu lassen wie vor der Sanierung, also
unter Erhaltung oder Wiederherstellung sämtli-
cher Gebrauchsspuren, wurde erreicht. Ganz
bewußt wurde keine „gestalterische Aufwer-
tung“ durch eine „Rundumerneuerung“ ange-
strebt, die das Gebäude wie neu hätte erschei-
nen lassen. Denkmalpflegerisches Ziel war in
diesem Gebäude und ist bei sämtlichen ande-
ren Gebäuden des ehemaligen Erzbergwerkes
Rammeisberg die authentische Erhaltung und
museale Präsentation der Bauten sowie deren
Ausstattung im überlieferten Originalzustand.
Der Besucher soll sicher sein, daß er eine histo-
rische Arbeitswelt erlebt, die sich tatsächlich in
diesem Zustand befunden hat und die nicht
durch rekonstruierende Kunstgriffe in einen be-
stimmten Zustand versetzt wurde. Eher ent-
täuschte Reaktionen ehemaliger Betriebsan-
gehöriger, die die Waschkaue nach Abschluß
der Sanierung besuchten - diese sehe ja aus
wie vorher, und ob denn dort überhaupt nichts
gemacht worden sei -, sprechen für das Errei-
chen des Restaurierungszieles. Das am Bei-
spiel der Waschkaue geschilderte Vorgehen ist
als exemplarisch für den Umgang mit der histo-
rischen Bausubstanz des ehemaligen Erzberg-
werkes anzusehen und wird konsequent in al-
len Teilen der Anlage weitergeführt werden.
Sind aus Gründen des Museumsbetriebes ar-
chitektonische Eingriffe in die Bausubstanz er-
forderlich oder sind aus museumsdidakti-
schen Gründen ergänzende Bauelemente nö-
tig, so ist die denkmalpflegerische Leitlinie, die
neuen Architekturelemente nicht mit den histo-
rischen zu vermischen, sondern sie bewußt
von der historischen Umgebung abzusetzen.
Der Besucher soll jederzeit, an jeder Stelle des
Bergwerkes in der Lage sein, die authentische,
substanziell erhaltene, historische „Schicht“
des Denkmales von der neu hinzuaddierten
museums- oder nutzungsbedingten architek-
tonischen „Schicht“ zu unterscheiden. Wird
eine bauliche Zutat gar aphoristisch einge-
setzt, so kann dadurch ein bestimmter Teil der
historischen Substanz, zum Beispiel in didakti-
scher Absicht, in seiner Aussage noch ver-
stärkt werden. Durch Anpassung an das Alte
oder dessen Imitation würde dagegen die hi-
storische Substanz entwertet und der Betrach-
ter getäuscht werden. Obwohl am Rammeis-
berg neue Architekturelemente stets konse-
quent neben die historische Architektur gestellt
werden, sind diese dennoch durch „Berüh-
rungspunkte“ miteinander in Beziehung ge-
bracht, so daß sie sich letztlich ergänzen.
Die vom Architekten in der Diskussion mit
Denkmalpflege und Nutzer für den Rammeis-
berg entwickelte Ausstellungsarchitektur und,
im Einklang damit, sämtliche neuen Architek-
turelemente erfüllen die genannten Kriterien.
Materialgerechtigkeit, Begrenzung der Mate-
rialvielfalt sowie Addition gleichartiger Kon-
struktionselemente waren und sind Leitlinie
des denkmalpflegerischen und architektoni-
schen Konzeptes. Materialgerechtigkeit, also
die Verwendung Rammeisberg-typischer Ma-
terialien, konnte vor allem durch den Einsatz
von Walzstahl als dem dominierenden Werk-
stoff des Bergwerkes erreicht werden. Insbe-
sondere Winkelprofile (ehemals verwendet für
Treppen, Bühnen oder Kranbahnen), Bleche
unterschiedlicher Stärken (zu finden an Ma-
schinen aller Art) und schließlich Baustahlge-
webematten (häufig genutzt als Absturzsiche-
rungen, Schutzgitter an Maschinen oder
Raumabtrennungen) bilden den Fundus an ar-
chitektonischen Grundelementen. Die Be-
grenzung der Materialien auf Stahl als Haupt-
material und daneben Stein, Glas und Holz ent-
spricht ebenfalls dem am Rammeisberg vorge-
fundenen Zustand. Auch die Art der Verbin-
dungsmittel der Stahlelemente wurde be-
grenzt, und zwar auf Schrauben, Nieten und
Schweißnähte.
Die Entwicklung eines Ausstellungssystems für
die Waschkaue, in der künftig wechselnde
Ausstellungen gezeigt werden sollen, basierte
auf den folgenden Grundüberlegungen: Der In-
nenraumcharakter der Halle als bedeutendem
Exponat ihrer selbst durfte nicht zerstört wer-
den; die Kauenfunktion mußte erlebbar blei-
ben; das Ausstellungssystem hatte einen
maximalen Grad an Transparenz zu besitzen;
eine Verwendung der beschriebenen Ram-
meisberg-typischen Materialien in industrie-
baugerechtem Charakter war zwingend; die
Ausstellungselemente sollten flexibel verwend-
bar sein; sämtliche Einbauten waren reversibel
auszuführen.
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