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Adreßbuch der Stadt Heidelberg: Adressbuch der Stadt Heidelberg mit den Stadtteilen Handschuhsheim, Kirchheim, Pfaffengrund Rohrbach, Schlierbach, Wieblingen 1947/1948 — 80.1947-1948

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.41981#0013

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fallen; das Theater wurde von der Besatzung be-
spielt, die Stadthalle mit ihrem großen Theater-
und Konzertsaal beschlagnahmt. Als städtische
Musikbühne konnte das Theater beschränkt im
Dezember 1945 wieder eröffnet werden. Die Stadt-
halle blieb dagegen beschlagnahmt. Die drama-
tische Kunst pflegten die Heidelberger Kammer-
spiele, die durch Gustav Hartung ins Leben ge-
rufen wurden. Nach seinem Tode wurden beide
Kunstkörper in den Städtischen Bühnen unter
einem Intendanten vereinigt. Sie bespielen nicht
nur Heidelberg in täglichen Aufführungen, sondern
auch zahlreiche größere Gemeinden und Städte
Badens und der Rheinpfalz. Höhepunkte der Oper
bedeuten die Festspiele im Schwetzinger Rokoko-
Theater, des Schauspiels die Aufführungen im
Königssaal des Heidelberger Schlosses. Neben den
Städtischen Bühnen besteht noch als privates
Unternehmen das Volkstheater im Vorort Hand-
schuhsheim, das sich vor allem der heiteren Muse,
auch der Operette widmet.
Das Städtische Orchester mußte gleichfalls völlig
neu aufgebaut werden. Es ist jetzt wieder der be-
herrschende Faktor im Musikleben und fungiert
sowohl als Theaterorchester wie als Konzert-
orchester. In den Serenadenkonzerten im Schloß-
hof, den Sinfonie- und Volkssinfoniekonzerten
und den Chorkonzerten des Heidelberger Bach-
vereins konnte das seit Jahrzehnten bewährte
Konzertprogramm des Städtischen Orchesters und
des Bachvereins wieder durchgeführt werden. Da-
neben laufen zahlreiche private Konzertveranstal-
tungen der Gesellschaft der Musik- und Kunst-
freunde und mehrerer Konzertagenturen.
Das Kurpfälzische Museum, als Heimatmuseum
und Museum der Heidelberger Romantiker be-
kannt, hatte seine Pforten mit Ausbruch des Krie-
ges schließen müssen. Es gelang, das unersetzliche
Kunstgut über den Krieg und die Nachkriegszeit
zu bewahren. Eine Wiedereröffnung des Museums
war aber trotz aller Bemühungen der Stadtverwal-
tung noch nicht möglich, weil das Gebäude von der
Besatzung als Messe benutzt wird, doch besteht
begründete Aussicht, daß es im Laufe dieses Jahres
freigegeben wird.

Der im Herbst 1947 neuerstandene Heidelberger
Kunstverein fand Behelfsräume, sodaß er seine
Ausstellungstätigkeit mit einer bedeutenden Carl-
Hof er-Ausstellung eröffnen konnte.
Die Stadtbücherei hat den Krieg und die Nach-
kriegsjahre gut überstanden, der Bücherbestand
konnte sogar schon wieder im wesentlichen durch
Spenden, darunter eine besonders dankenswerte
der Schweizer Verlage, beträchtlich erhöht werden.
Dieser zur Zeit recht erfreulichen Entwicklung des
kulturellen Lebens gegenüber konnte leider das
Wirtschaftsleben der Stadt noch nicht wieder ent-
sprechend oder auch nur einigermaßen befriedi-
gend in Gang gebracht werden. Abgesehen von dem
völligen Darniederliegen der früher das Wirt-
schaftsleben beherrschenden Fremdenindustrie lit-
ten und leiden die gesamte Industrie, der Handel
und das Kleingewerbe unter den bekannten allge-
meinen Wirtschaftserschwernissen auch in Heidel-
berg ganz ungeheuer und können sich großenteils
nur mit erheblicher Mühe erhalten.
Daß die Finanzlage der Stadt Heidelberg nicht
besser geworden ist, liegt auf der Hand. Dabei
stehen der Stadt in den nächsten Jahren große
kommunalpolitische Aufgaben bevor, von denen
nur die größten genannt seien:
Wohnungsbau, Schulhäuserbau, Neubau einer
Feuerwehr, eines Zentralfriedhofs, Zentralwasser-
werk, Erweiterung der Gasanstalt und des Fern-
heizwerks, Umgestaltung des Bismarckplatzes, Ver-
breiterung der Rohrbacher Straße, der Bergheimer
Straße, der Neckargemünder Straße, zweiglei-
siger Ausbau der Straßenbahn nach Rohrbach und
Leimen, über Eppelheim zum Grenzwald, nach
Neckargemünd. Wiederaufbau der Friedrichsbrücke
und der Ernst-Walz-Brücke, Instandsetzung des
Straßennetzes. Wiederbelebung des Fremdenver-
kehrs, besondere soziale Fürsorge für die Hilflosen,
die Jugend und die Alten durch Schaffung von
Heimen usw.
Es wird aller Anstrengung bedürfen, um für die
Meisterung dieser Probleme die nötigen sicheren
Grundlagen zu schaffen.
Stadtverwaltung Heidelberg.
 
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