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Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft [Hrsg.]
Die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft 1883/1908 — Berlin, [1908]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23841#0134
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Chromnickelstahl erzeugt werden. Durch den Zusammen-
bau der Elemente entstehen Wechselgetriebe und Diffe-
rentiale, Gelenkwellen, Steuerungen, Bremsen, Ketten-
antriebe u. a. m., wiederum Zwischenfabrikate, die,
zunächst gelagert, später im Chassis Verwendung finden.

Eine andere Abteilung fertigt die Motoren nebst allem
Zubehör an. Probierstationen sorgen für eingehende Prü-
fung ; die erforderliche Belastung schafft man sich dabei
mit Hilfe von Dynamomaschinen.

Der Bau der Chassis beginnt in der Schmiede, wo die
Längsträger gepreßt, die Querträger angenietet werden.
Es folgt die Montage der Federn, Achsen, Räder, das
Einsetzen der Getriebe, Motoren und Kühler, schließlich
das Anbringen der Armaturteile. Dann kommt das fertige,
provisorisch mit einem Kasten versehene Untergestell
zum Einfahren. Befriedigt dieses, so erhält der Wagen
die definitive Karosserie, wird lackiert, gepolstert und
nach einer gründlichen Kontrolle in der Dauerfahrt dem
Besteller übergeben.

Die Herstellung der Elektromobile, bei denen Festig-
keit und geringes Gewicht maßgebende Bedeutung
haben, ist Gegenstand eines besonderen Betriebszweiges.
Die Chassis bedürfen hier einer speziellen, feinen Abfede-
rung, um die beiden auf die Hinterräder wirkenden Mo-
toren gegen Erschütterungen zu sichern.

Der Wagenbau verläuft mehr handwerksmäßig; da-
gegen fabriziert man die Räder'maschinell, soweit sie nicht,
wenn für Lastwagen bestimmt, in Stahl gegossen werden.

Die allen Strapazen gewachsene Artillerienabe dient als
Muster. Kostbare Hölzer werden zu Speichen gestaltet,
die Felgen aus mehreren gebogenen Teilen kombiniert.
Um die warm aufgezogene Stahlbandage legt sich der
Gummireif, den bei schweren Lastfahrzeugen ein Eisen-
reif ersetzt. Besonders geeignete Hilfskräfte verlangt
die Anfertigung der Karosserie; die Grundlage für sie
bilden spezielle Zeichnungen, die man mittels Schablonen
auf das Material überträgt. Nach dem Zusammenbau und
der Montage aller in der Beschlagschmiede hergestellten
Zubehörstücke vollenden Lackierer und Sattler die Arbeit.

Das Werk hatte im Geschäftsjahr 1006/7 durch-
schnittlich nahezu 1000 Angestellte und lieferte Erzeug-
nisse im Werte von rund vier Millionen Mark. Aus der
großen Zahl seiner weit verbreiteten Typen seien neben
dem Omnibus der automobile Sprengwagen und ein
Lastzug mit Anhänger hervorgehoben, der mehr als
10000 kg bewältigt.

In den wenigen Jahren ihres Bestehens ist es der
Automobilfabrik der Allgemeinen Elektricitäts- Gesell-
schaft geglückt, ihren Wagen einen prominenten Platz
unter den deutschen Produkten zu erobern und auf ver-
schiedenen Fabrikationsgebieten die Führung zu überneh-
men. Ein Ehrenpreis des Deutschen Kaisers, die große
goldene Staatsmedaille Österreichs, erste Preise des
französischen Kriegsministeriums, des Deutschen, jetzt
Kaiserlichen Automobil-Clubs und andere Auszeichnun-
gen sprechen für die Qualität der N. A. G.-Wagen.

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