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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 1.1883

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Nr. 10
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Schwarz, Franz Joseph: Bischofsstab und Kelch, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15859#0090

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Stab im engeren Sinne besteht ans 3,
je 40 cm langen, mittelst starker Schran-
ken verbundener Theile; der unterste ist
mit einem in umgekehrter achteckiger, eane-
lirter Pyramide auslausenden Fuße ver-
sehen, welcher den dem Bischofsstab eigen-
thümlichen Stachel (Ltirnulus) darstellt.
Diesen Stabtheilen ist noch ein 20 cm
hohes Stück beigegeben, das, weil es als
Handhabe beim Tragen des Stabes dient,
matt vergoldet und durch eine eiselirte
geometrische Dekoration hervorgehoben ist.
Je nach der Körpergröße des Bischofs
kann es weggelassen werden. Wir meinen,
diese Einrichtung sei nicht tadelnswerth.
Zn diesem 20 cm hohen Einsatz läßt sich
noch ein kürzerer von 10—12 cm Höhe
beigeben, um allen Verhältnissen gerecht
werden zu können. Jeder dieser Stab-
theile endet in einem oben und unten mit
einem Blättchen verstärkten Theilungsring.
Aus dieser Stabröhre (canna, fistula) sitzt
der mit der Krümmung endende, reich ver-
zierte Theil in einer Gesammthöhe von
45 cm, dessen Hanpttheile der Knaus
t manubrium) und die Krümmung (curva-
tura) sind. Bei nnserm Stab ist das
Manubrium verdoppelt. Der untere klei-
nere Knaus sitzt ans einem cylindrischen
Stab von 7,5 cm Höhe, wie ein Capitäl
ans einer Rnndsänle. Der Mantel des
Cylinders ist mit Email geziert. Durch
gewunden anssteigende Spitzbogen, nahezu
3 mm breit, sechsundeinhalbmal sich wie-
derholend, ist die Fläche in dreißig Fel-
der eingetheilt. Die Farbe des Emails
der Spitzbogen ist tiefgrün und opak
(nicht durchscheinend), der Grund der
Felder Gold. Jedes der 30 Felder führt
eine zartstylisirte Lilie von tiefblauem
Email. Der erste kleinere Knaus, durch
einen schwachen Wulst, Kehle und Plätt-
chen von dem beschriebenen Cylinder ge-
trennt, hat eineil 3 cm hohen unb 4 cm
breiten Durchschnitt, ist also im Vertikal-
schnitt von ovaler Form. Ans der Mitte des
horizontalen Schnittes sitzell im Umkreis
sechs runde, ungeschliffene Bergkrystalle in
ziemlich erhöhter Fassung; ihre wasserhelle
Farbe harmonirt in zarter Noblesse mit
dem Gold des Knaufes. Die Zwischen-
slächen sind mit stylisirtem Laubwerk in
getriebener Arbeit dekorirt. Ans ihn folgt
der Hauptknauf, getragen von einem

4,8 cm hohen cylindrischen Schaft und
einem 2,6 cm hohen Kelchkapitäl, das von
einem doppelten Kranz eben aufbrechender,
knollenartiger Blätter, silbervergoldet, ein-
gefaßt ist. Der Grund des Schaftes ist
dunkelblaues Email, etwas heller als das
erstgenannte, belebt dilrch spiralförmig
aussteigendes Rankenwerk, das vom ver-
goldeten Grund ansgespart ist. Zwischen
dein blau emaillirten Grund steigt eben-
falls spiralförmig ein Spruchband drei-
theilig aus mit der auf Goldgrund schwarz
emaillirten Widmungs-Inschrift ans gothi-
schen Majuskeln: Carolo Josepho Episcopo
Sacerdoti Jubil. Clerus Diöcesanus 1883.
Auf dem Kelchkapitäl ruht der architekto-
nisch gedachte achteckige Hauptknauf. Von
acht Zwischen-Pfeilern mit Spitzgiebeln,
Kreuzblumen und Krappen sind acht
Nischen gebildet, deren Flächen mit gol-
denen Blättern, von gleichem rautenförmi-
gem Stabwerk eingefaßt, ans abwechselnd
opak-grünem und rothem Emailgrund verziert
sind. Ueber den acht Giebeldächern erhebt
sich die viereckige Basis der Krümmung,
in drei Abstufungen 10 cm geradlinig an-
steigend. Die erste, weiter ausladende,
an den vier Ecken schwach abgefas'te und
von ansteigenden Blattknospen slankirte
Abstufung hat in sensterartigen Nischen mit
Spitzgiebeln opak-tiefgrünes Email ohne
weitere Verzierung, ist durch ein Gurt-
gesims, bestehend ans Plättchen, Kehlleisten,
Plättchen und halbrechtwinkelig ansteigender
Bank von der folgenden Abstufung getrennt.
Diese ist bloß 1 cm hoch, mit goldenem,
spitzwinkelig ans- und absteigendem Stab-
werk auf dunkelblauem Emailgrund geziert.
Die letzte Abstufung, je durch eilt Gesims,
aus Plättchen, Rundstab und Plättchen
bestehend, nach unten und oben von den
nächstliegenden Theilen getrennt, gleichfalls
mit quadratischem Grundriß, hat in seinen
durch eine einfache Schräge gebildeten Nischen
fein stilisirtes Eichenlaub in Gold, von
rautenförmigem vergoldeten Stabwerk ein-
gefaßt ans dunkelgrünem transparenten
Emailgrund. Nun beginnt die eigentliche
Krümmung, in quadratischem Grundriß,
je 2 cm breit. Ihre Hauptzierde liegt in
dem in Email und Gold ansgeführten
Blumen-Ornament der beiden Hanptseiten,
das sich bis in das letzte Drittel der Krüm-
mung hinzieht. Die Umrahmung des Emails
 
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