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für Temperaturveränderungen sehr em-
pfänglich und ein guter Leiter. An Jnnen-
nnd Außenwänden bilden sich je nach Ver-
schiedenheit der Temperatur sehr leicht
feuchte Niederschläge. Wer aber feunt
nicht die schlimmen Folgen eines feuch-
ten Tabernakels? Auch vom Standpunkt
der Technik und Kunst ans erheben
sich starke Bedenken. Wenn der Taber-
nakel nicht ganz von Marmor verfertigt
wird, also Holz- und Stein-Material zu
Einem Ganzen vereinigt werden, so springt
doch die Unthnnlichkeit der Berbindnng so
verschiedenen Materials in die Augen.
Ueberdies fordert jedes von ihnen eine
andere, aus seiner Natur hervorgehende
Behandlung in der Form, und was die
Farbe betrifft, so hat sic der Marmor
von Natur, das Holz empfängt sie durch
die Kunst. Also von allen (Gesichtspunk-
ten aus gibt es Gründe, von dein Begin-
nen abzurathen. Das gilt auch für den
Fall, daß die Seitenwände des Taberna-
kels zwar von Holz sind, aber mit Marmor
verkleidet werden. Will und kann man bei
hinlänglichen Mitteln etwas Besseres thun,
so greise man zu der Metall-Technik. Sie
hat zu allen Zeiten als die höchste Diene-
rin des allerheiligsten Sakraments bei den
hl. Opsergefäßen, dem Speisekelch und dem
Tabernakel gegolten.
21Tartiu Dreyer,
der kunstfertige Bruder iu Wiblingen.
Seine Gemälde reihen ihn weder zu den
Sternen erster noch auch zweiter Größe am
Himmel deutscher Kunst, sie sind bescheiden
nach Zahl, wie nach künstlerischer Kraft,
verdienen aber doch, daß sein Name auch
außerhalb seines Klostergebietes, wo ihn seine
Werke festhalten, genannt und bekannt werde,
schon weil er-eine der schönsten Kirchen unse-
rer Heimat, die Kloster- und Pfarrkirche von
Wiblingen, schmückte.
Dreyer, sein Taufnanie war Johannes, im
Kloster hieß er Martin, ward geboren zu
Eichenberg am 3t. Oktober 1748; nachdem
er „iit der Fremde" die Malerei erlernt,
trat er 1776 als Laienbruder in's Benedik-
tinerkloster Wiblingen und legte daselbst den
11. November desselben Jahres die Gelübde
ab. Obwohl Krankenpfleger seines Klosters
und selbst vielfach kränklich, hinterließ er eilte
Reihe von Zeugen seiner froininen Kunst,
zu deren Hebung seine eben damals gebaute
Klosterkirche reiche Gelegenheit bot. Außer
den Deckengemälden und drei Altarbildern
des damals in Schwaben vielthätigen Janua-
rius Zick von Koblenz hat Martins Hand
dem großartigen Bau seinen Farben schmuck
gegebeir. Nicht ntlr vergoldete er die reichen
Stnckvcrziernngen, den Tabernakel, die Kan-
zel und die nach seinem Entwllrfe gearbeite-
teir bemerkenswerthen Reliefs mit Scenen aus
dem Alten Testament unb dem Leben des
hl. Benediktus an der zugleich als Orgel-
gehäuse dieneitden Rückwand des Chorgestühls,
auch zwei fleißig und fein ausgeführte Bil-
der des hl. Wendelin und Schutzengels an
den darnach benanitten Altären, sowie die
Gemälde an der Rückwand zweier anderer
Altäre mit Christi Geburt unb dem Kloster-
eintritt des hl. Placidus und Maurus, be-
sonders aber die acht signrenrcichen, breiten
Predellabilder mit Darstellungen ans der
Leidensgeschichte, theils auf Leinwaitd, theils
auf Metall, sind nach Namen oder Mono-
gramm (ein „Dreier") die nicht unverdienst-
lichen Werke seiner Hand. Auch die drei
Deckengemälde in der Gottesackerkapelle zu
Wiblingen vom Jahr 1790, die Stationen
und wohl auch anderes zu Unterkirchberg,
die Wandmalereien in einigen weiteren ehe-
maligen Wiblingen'schen Dorskirchen bestäti-
gen das ihm von der Klosterchronik beige-
legte Prädikat eines »liomo pius, prudens, hu-
milis, laboriosus«. Sein Freisein von künst-
lerischem Ehrgeiz zeigt besonders der große
hl. ikaverius an der Decke der Kapelle zu
Unterweiler, welcher freilich als Werk von
bloß fünf Tagen (gemalt vom 12.—16. Sept.
1 786) nicht besser sein kann. Auch in den
Klöstern Roggenbnrg und Roth war Dreyer
in Ausübung seiner Kunst thätig. Cr bil-
dete mehrere Schüler und starb an der Was-
sersnckt den 21. Okt. 1795. (}.
Armenbibel betreffend
Die Zahl der Subskribenten ans die mehrfach
besprochene wohlfeile Ausgabe der „göttlichen
Offenbarung von Jesus Christus nach der sogen.
Armenbibel" ist auf rund 3800 gestiegen. Die
Herder'sche Verlagshandlnng in Freibnrg sBaden)
hat den Verlag übernommen und sich verpflichtet,
den Subskribenten das Exemplar a 50 Pf. zu
liefern. Da nur ganz tvenige einzelne Exemplare
bestellt tvnrden, die Versendung also fast dnrch-
gängig in großer Anzahl geschieht, so sind die
Versendungskosten, welche auf Rechnung der Em-
pfänger gehen, ans ein Exemplar verschwindend
kleini Der Unterzeichnete hat sich Verlängerung
des Snbskripiionstermins erbeten und ist dem-
gemäß bereit, bis znm 20. Oktober einschließlich
Anmeldungen entgegenzmiehmen. Schwa rz.
Ciezu zwei artistische Beilagen.
Stuttgart, Bilchdruckcrei dcr AkwGcs. „TcurschcS Volkcblatt".
für Temperaturveränderungen sehr em-
pfänglich und ein guter Leiter. An Jnnen-
nnd Außenwänden bilden sich je nach Ver-
schiedenheit der Temperatur sehr leicht
feuchte Niederschläge. Wer aber feunt
nicht die schlimmen Folgen eines feuch-
ten Tabernakels? Auch vom Standpunkt
der Technik und Kunst ans erheben
sich starke Bedenken. Wenn der Taber-
nakel nicht ganz von Marmor verfertigt
wird, also Holz- und Stein-Material zu
Einem Ganzen vereinigt werden, so springt
doch die Unthnnlichkeit der Berbindnng so
verschiedenen Materials in die Augen.
Ueberdies fordert jedes von ihnen eine
andere, aus seiner Natur hervorgehende
Behandlung in der Form, und was die
Farbe betrifft, so hat sic der Marmor
von Natur, das Holz empfängt sie durch
die Kunst. Also von allen (Gesichtspunk-
ten aus gibt es Gründe, von dein Begin-
nen abzurathen. Das gilt auch für den
Fall, daß die Seitenwände des Taberna-
kels zwar von Holz sind, aber mit Marmor
verkleidet werden. Will und kann man bei
hinlänglichen Mitteln etwas Besseres thun,
so greise man zu der Metall-Technik. Sie
hat zu allen Zeiten als die höchste Diene-
rin des allerheiligsten Sakraments bei den
hl. Opsergefäßen, dem Speisekelch und dem
Tabernakel gegolten.
21Tartiu Dreyer,
der kunstfertige Bruder iu Wiblingen.
Seine Gemälde reihen ihn weder zu den
Sternen erster noch auch zweiter Größe am
Himmel deutscher Kunst, sie sind bescheiden
nach Zahl, wie nach künstlerischer Kraft,
verdienen aber doch, daß sein Name auch
außerhalb seines Klostergebietes, wo ihn seine
Werke festhalten, genannt und bekannt werde,
schon weil er-eine der schönsten Kirchen unse-
rer Heimat, die Kloster- und Pfarrkirche von
Wiblingen, schmückte.
Dreyer, sein Taufnanie war Johannes, im
Kloster hieß er Martin, ward geboren zu
Eichenberg am 3t. Oktober 1748; nachdem
er „iit der Fremde" die Malerei erlernt,
trat er 1776 als Laienbruder in's Benedik-
tinerkloster Wiblingen und legte daselbst den
11. November desselben Jahres die Gelübde
ab. Obwohl Krankenpfleger seines Klosters
und selbst vielfach kränklich, hinterließ er eilte
Reihe von Zeugen seiner froininen Kunst,
zu deren Hebung seine eben damals gebaute
Klosterkirche reiche Gelegenheit bot. Außer
den Deckengemälden und drei Altarbildern
des damals in Schwaben vielthätigen Janua-
rius Zick von Koblenz hat Martins Hand
dem großartigen Bau seinen Farben schmuck
gegebeir. Nicht ntlr vergoldete er die reichen
Stnckvcrziernngen, den Tabernakel, die Kan-
zel und die nach seinem Entwllrfe gearbeite-
teir bemerkenswerthen Reliefs mit Scenen aus
dem Alten Testament unb dem Leben des
hl. Benediktus an der zugleich als Orgel-
gehäuse dieneitden Rückwand des Chorgestühls,
auch zwei fleißig und fein ausgeführte Bil-
der des hl. Wendelin und Schutzengels an
den darnach benanitten Altären, sowie die
Gemälde an der Rückwand zweier anderer
Altäre mit Christi Geburt unb dem Kloster-
eintritt des hl. Placidus und Maurus, be-
sonders aber die acht signrenrcichen, breiten
Predellabilder mit Darstellungen ans der
Leidensgeschichte, theils auf Leinwaitd, theils
auf Metall, sind nach Namen oder Mono-
gramm (ein „Dreier") die nicht unverdienst-
lichen Werke seiner Hand. Auch die drei
Deckengemälde in der Gottesackerkapelle zu
Wiblingen vom Jahr 1790, die Stationen
und wohl auch anderes zu Unterkirchberg,
die Wandmalereien in einigen weiteren ehe-
maligen Wiblingen'schen Dorskirchen bestäti-
gen das ihm von der Klosterchronik beige-
legte Prädikat eines »liomo pius, prudens, hu-
milis, laboriosus«. Sein Freisein von künst-
lerischem Ehrgeiz zeigt besonders der große
hl. ikaverius an der Decke der Kapelle zu
Unterweiler, welcher freilich als Werk von
bloß fünf Tagen (gemalt vom 12.—16. Sept.
1 786) nicht besser sein kann. Auch in den
Klöstern Roggenbnrg und Roth war Dreyer
in Ausübung seiner Kunst thätig. Cr bil-
dete mehrere Schüler und starb an der Was-
sersnckt den 21. Okt. 1795. (}.
Armenbibel betreffend
Die Zahl der Subskribenten ans die mehrfach
besprochene wohlfeile Ausgabe der „göttlichen
Offenbarung von Jesus Christus nach der sogen.
Armenbibel" ist auf rund 3800 gestiegen. Die
Herder'sche Verlagshandlnng in Freibnrg sBaden)
hat den Verlag übernommen und sich verpflichtet,
den Subskribenten das Exemplar a 50 Pf. zu
liefern. Da nur ganz tvenige einzelne Exemplare
bestellt tvnrden, die Versendung also fast dnrch-
gängig in großer Anzahl geschieht, so sind die
Versendungskosten, welche auf Rechnung der Em-
pfänger gehen, ans ein Exemplar verschwindend
kleini Der Unterzeichnete hat sich Verlängerung
des Snbskripiionstermins erbeten und ist dem-
gemäß bereit, bis znm 20. Oktober einschließlich
Anmeldungen entgegenzmiehmen. Schwa rz.
Ciezu zwei artistische Beilagen.
Stuttgart, Bilchdruckcrei dcr AkwGcs. „TcurschcS Volkcblatt".