Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

DOI Heft:
Nr. 2
DOI Artikel:
Schwarz, Franz Joseph: Monumentale Malerei, [2]: zur Geschichte derselben
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0014

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
10

das des hl. Paulinus malen, nach der
Sitte der damaligen Zeit, welche auch die
Darstellung noch lebender Heiliger zuließ,
worüber Paulinus unter demüthigsterSelbst-
schilderuug seines Unwerths sich beschwert,
(a. a. O. 32. Op. ed. Migne p. 331.) Ganz
besonders blühte damals die Mosaik, d. h.
die Herstellung von Gemälden und Deko-
rationen mittelst aneinander gefügter und
verkitteter verschiedenfarbiger Steine oder
Schmelz. Diese Technik war schon im
tiefen Alterthum bekannt und wurde von
Sulla in Rom eingeführt. Von dieser
Zeit an starb sie im Gebiete Italiens und
des morgenländischen Kaiserthums nie mehr
aus. Als opu5 tesselatum — Würfel-
schnitt —• oder opus Alexandrinum —
Schnitt nach Vorschrift des Musters —
wurde sie zu Fußboden, teppichartigen Ver-
zierungen , als opus vermiculatum •—
kleine Würfelchen •— oder opus sectile
— nach Muster geschnittene Plättchen —
zu figürlichen Darstellungen verwendet. Zur
Kaiserzeit benützten die römischen Großen
diese Technik zur Ausschmückung ihrer
Häuser, zu Fußboden, Wandbekleidungen
und für Gewölbe. Es liegt Etwas in
der Technik und dem Stoff dieser Malerei,
was ihre Anwendung auf die Kirche be-
sonders befördern mußte. In hohen Räumen
und großen Dimensionen hat sie entschiedene
Vorzüge vor den Werken des Pinsels.
Die Frische und der Glanz ihrer nie nach-
dunkelnden Farben, die Dauerhaftigkeit und
die stoffliche Verwandtschaft des Materials
mit dem, welches der Architektur zu Gebote
steht, bieten weitere Vortheile, und wenn
sie auch an und für sich der Farbeumalerei
nachsteht, so verbindet sie sich mit den
architektonischen Werken zu einem homogenen
Ganzen. In dieser Art ließ Papst Cölestin I.
im Jahre 424 in der Kirche der hl. Sabina
in Rom viele Bilder ausführen, unter
andern Christus, Bethlehem, Jerusalem,
die Symbole der vier Evangelisten, die
Apostelfürsten Petrus und Paulus, die
ecclesia a circumcisione und die ecclesia
ex gentibus. Den Bildern wird schöne
Anordnung und richtige Zeichnung nach-
gerühmt. Um das Jahr 430 wurde die
malerische Ausschmückung derBasilika Maria
Maggiore vollendet. Gegenstände der Dar-
stellung sind: Christus als Sieger am
Triumphbogen, an den Wänden Verkündi-

gung Mariä, Anbetung der hl. drei Könige,
der Kindermord, Christus unter den Lehrern
im Tempel. Die Grabkapelle der Galla
Plazidia in Ravenna (zwischen 330—40)
in der Kirche der hl. Nazarius und Celsus
war gleichfalls mit musivischer Arbeit ge-
ziert und ebendaselbst die noch ältere Kirche
der hl. Agatha, ausgeführt von Bischof
Exuperantius. Leo der Große ließ das
berühmte Musivbild des Triumphbogens
von St. Paul außer den Mauern zu Rom
ausführen, Christus mit goldenem Diadem,
rechts und links die Apostel und Patriar-
chen mit Kränzen in den Händen und
ehrfurchtsvoll geneigtem Haupte. Jn's
fünfte Jahrhundert gehören auch die Ueber-
reste der Mosaikbilder in der Taufkapelle
der lateranensischen Basilika, und aus Be-
schreibung und Zeugniß ist noch bekannt,
daß im fünften Jahrhundert (472) eine
fast uutergegangene Kirche der hl. Agatha
zu Rom mit musivischen Bildern geschmückt
war. Zu den schönsten Musivarbeiten des
6. Jahrhunderts gehören die in der Kirche
des hl. Cosmas und Damian in Rom,
die in der Taufkapelle in Ravenna und
3t. Apoliuare nuovo (vor 526), St.
Michele und Vitale zu Ravenna, der
Sophienkirche in Konstautiuopel. Ueberhaupt
wurde die Musivkuust im Orient in noch
größerer Ausdehnung angewandt, als im
Abendlande. Aus dein 4. und 5. Jahr-
hundert stammen Mosaiken in ungeheurer
Menge, namentlich in Konstantinopel, was
mit der Anwesenheit eines glänzenden Hofes
in natürlicher Verbindung steht. Dort
blühte dieser Kunstzweig noch, als er im
Abendlande zu erlöschen drohte. Wenig-
stens berichten die Akten der Heiligen des
Benediktinerordens bei Gelegenheit des
Berichts über den Wiederaufbau des Klosters
Monte Casino, daß der Abt desselben im
11. Jahrhundert Musivkünstler aus dem
Orient kommen ließ, nicht bloß, um die
Kirche des Klosters zu malen, sondern auch
um die im Abendlande nicht mehr gekannte
Kunst wieder zu beleben. Um von der
morgenläudischen Kirche früherer Zeiten noch
Einiges beizufügen, so war nach dem Zeug-
nisse des hl. Chrysostomus die Barlaams-
kirche in Antiochien reich mit Gemälden
ausgeschmückt. Gregor von Nyssa bezeugt,
es sei ganz gewöhnlich gewesen, die Kirchen
mit Bildern des Herrn und aus dem Leben
 
Annotationen