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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 3.1885

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Schwarz, Franz Joseph: Grammatik der kirchlichen Baukunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15861#0008

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4

'*•//////////////////////////'

Fig. li. Rund stab.

nannt, Fig. 12.
Platte, und in

Mg. 12.

Einziehung (wohl auch

f r ^^;u 11 b l

x stab, Fig. 11, und

wenn nach innen ge-
bogen Einziehung,
auch Hohlkehle ge-
Der Rnndstab hat, wie die
Abwechslung mit ihr die
Bestimmung des Tra-
gens, wie in Fig. 4. Die
Einziehung oder Hohl-
kehle hat verschiedene
Funktionen. Sie belebt
Hohlkehle). die Schräge,bringt Leben
und Abwechslung in die Profilglieder, dient
bei Haupt- und Gnrtgesimsen zur kräftigen
Unterschneidnng und Einziehung des aus-
ladenden Gliedes behufs sicheren Wasser-
ablaufes , befördert also einen der haupt-
sächlichsten Zwecke des Hauptgesimses.

Erklärend wird bemerkt, daß die pnnk-
tirten Linien in den Figuren 11 —18 den
Halb- und Durchmesser bezeichnen, aus
welchen der Halb- und Viertelsbogen nach
ein- oder auswärts gebildet ist. Zugleich
ist daraus ersichtlich, welche Form die
geradlinige Platte durch diese Manipula-
tion und wie sie dieselbe mittelst Ab- oder
Anshauens des Werksteins erhält.

Aus der halben
Einziehung durch einen
nach innen gezogenen
Viertelskreis entsteht
die Hohlkehle,
dem halben Rnndstab

W/////WMM

(mumm.

Fig. 13. Hohlkehle.

Fig. 18, und ans
durch den nach auswärts gezogenen Viertels-


kreis der Viertels

stab, Fig. 14. Die

\y)(///////////////////, Anwendung des Vier-

Fia. 14. Viertel?.stab telsstabs s. in Fig. 5,
der Hohlkehle in Fig. 6.

Aus den genannten Elementen entsteheil
noch andere Verbindungen. Eine senkrechte
Gerade, unten in einem nach außen gerichteten
schwachen Kreissegment auslaufend, ist der
Anlauf, meistens als Verbindungsglied
z. B. zwischen der Basis und dem Säulen-
schaste gebraucht, wie in dem oberen Glied
der folgenden Fig. 19. Der Ablauf
entsteht durch die umgekehrte Verbindung
eines solchen nach innen gezogenen Kreis-
segments mit der nach unten sich anschließen-
den Geraden.

Durch Verbindung von Hohlkehle und
Viertelsstab Fig. 13 und 14 bildet sich

der Kehlleisten und Karnies. Der Kehl-
leisten hat den Viertelskreis oben, die
Hohlkehle unten, Fig. 15, der Karnies
umgekehrt die Hohlkehle oben, den Viertels-
stab unten, Fig. 16.

V///////////////,

Fig. 15. Kehlleisten.

Fig. 16. Karnies (auch Rinn,
leisten), Sima der Antike.

Beide Verbindungen erscheinen auch in
umgekehrter Ordnung Fig. 17 und 18,

Fig. 17. Fig. 18.

wenn sie nämlich die Verbindung von einem
stark ausladenden Glieds zu einem sehr
zurücktretenden vermitteln sollen, besonders
dann, wenn das Zwischenglied stark ist
und eine bloße Schräge, weil ohne Leben
und Mannigfaltigkeit, unthunlich wäre, wie
Fig. 19 darthnn mag.

Die Anwendung
des Kehlleistens s.
indem Gurtgesims
Fig. 5.

Die besproche-
nen Elemente lie-
gen den verschie-
denen Prosilirun-
gen aller Stylar-
ten nicht bloß in
der Architektur,
sondern auch in
den verwandten

Kunstzweigen zu Sig. 19. Römisch« Sockel.
Grunde. Jedoch

treten sie nicht immer in ihrer geometrischen
Strenge auf; mehr oder weniger Weich-
heit der Formen ist oft auch vom Material
gefordert. Unter allen Umständen aber
bleibt wahr, daß von der geistreichen und
glücklichen Verwendung derselben zur Profi-
lirnng der Umrisse des Ganzen und seiner
Details Schönheit, Kraft und lebendige
Wirkung eines Baumonnments wesentlich
bedingt ist, wie das Ebenmaß von den
schönen Verhältnissen. Daher ist die Fertig-
keit in deren glücklicher Anwendung eine
 
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