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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 3.1885

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Nr. 7
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Schwarz, Franz Joseph: Grammatik der kirchlichen Baukunst, [7]: Grundriß
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https://doi.org/10.11588/diglit.15861#0070

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66

1. Oblonge Anlage d es altchrist-
lichen Ban st y l s.

Die ältesten, noch vorhandenen kirch-
lichen Baureste beweisen, daß die ersten
Kirchen die oblonge Anlage hatten und
ein meistens durch zwei oder mehrere L>äu-
lenreihen in drei oder fünf Schiffe ge-
theiltes Oblongnm bildeten.

Die aus dem Jahre 252 stammende
Basilika des Reparatns in dem heutigen
Orleausville in Nordafrika war, wie die
von F. Prevost in der Revue nrcdeo-
logique IV. 659 ff. beschriebenen Bau-
reste beweisen, ein Oblongnm, ca. 23 m
lang und 14—15 m breit, fünfschiffig,
mit zwei eigenthnmlichen, nach innen an-
gelegten Nischen, die Altarnische im Osten,
die andere an der inneren Westwand, jene
als Opferstätte, diese wohl als Taufkapelle
dienend. Eine Abbildung s. Hübsch, Die
altchristlichen Kirchen, Pl. 111. 17, dar-
nach auch in „Formenlehre der rom. und
goth. Baukunst" von Laib und Schwarz
Taf. Xll., Fig. 9. Die fünfschiffige Ba-
silika unter den Trümmern der afrikanischen
Stadt Typäsa, dem heutigen Tyfaced, war
gleichfalls ein Oblongnm, ca. 25 m lang
und 13—14 m breit. Sie ist von L.
Leclerc in der Revue archeologique VII.,
553 ff. beschrieben.

Diese Anlage ist die vorherrschende und
im Abendlande zu allen Zeiten mit ver-
schwindenden Ausnahmen zur Anwendung
gekommene Gattung. Im Einzelnen herrscht
jedoch eine große Mannigfaltigkeit. Außer
dem einschiffigen Grundriß mit angefügter
Chorabside, wie z. B. die sehr alte Kirche
der hl. Balbina in Rom (s. Hübsch a. a.
O. Pl. 111., Fig. 8) führt Hübsch ans
den in seinem Atlas enthaltenen Grund-
rissen folgende Gestaltungen auf.

A. Der einfache oblonge Plan
mit angefügter Absis, und manchmal noch
mit zwei Nebenabsiden (d. h. Absideu der
Nebenschisfe neben der Chorabsis):

^ 1) durch zwei Säulen reihen in drei
Schiffe getheilt, s. Fig. 56 und 57.

2) Desgleichen mit zweistöckigen Abseiten
(Nebenschiffen), s. Fig. 57.

3) Desgleichen mit gewölbten einstöckigen
Abseiten.

4) Desgleichen durch Pfeiler reihen in
drei Schisse getheilt.

5) Desgleichen durch Säulen abwechselnd
mit Pfeilern in drei Schiffe getheilt.

B. Oblongnm mit Kreuzschiff
oder Tr a n s e p t:

6) durch vier Säulenreihen in fünf
Schiffe getheilt, wie St. Paul außerhalb
der Mauern und die alte Peterskirche in
Rom. Den Grundriß der letzteren f. Fig. 58.
Er ist nach Alfarani's Aufnahme der im
16. Jahrhundert wegen Baufälligkeit ab-
gebrochenen Basilika gegeben. Die Kirche
wurde von Konstantin d. Gr. erbaut; a
ist das Mittelschiff, 23 m breit und 88 m

Basilika S. Lorenzo außer den Mauern in Rom.

(Nach Hiibsch.)

lang, b das ungefähr eben so breite Quer-
schiff, c die Absis, im Hintergrund die
päpstliche Kathedra, rechts und links die
Sitze für die Geistlichkeit, Chorabside durch
die Cancellen abgeschlossen, zwischen ihnen
der Altar über dem Grabe (Confe35io)
des hl. Petrus, dd die inneren, ee die
äußeren Nebenschiffe, ff die der Kirche
anliegende Halle des quadratischen Atriums,
i und k spätere Bauten, die Rundkirchen
der hl. Andreas und Petronella. Die
Fläche der inneren Räume umfaßte 7100
Quadratmeter.
 
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