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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 3.1885

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Nr. 10
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Kirchenuhren, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15861#0107

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103

schammg von der Vortrefflichkeit dieser Fa-
brikate zn überzeugen: Stuttgart, Heilbronn,
Bietigheim, Mühlacker, Schwenningen, Die
allgemeine Anerkennung, welche Schwilgus's
Nachfolgern zn Theil geworden ist, erscheint
wohl verdient durch die überaus sorgfältige,
mathematisch korrekte Berechnung und An-
ordnung aller konstruktiven Details und durch
die durch und durch solide Ausführung aller-
mechanischen Theile ihrer Uhren. Der An-
kergang System Schwilgu6 ermöglicht die
Anwendung eines 10 — 20 Kilo schweren
Pendels bei nur 1 Kilo Triebgewicht im Geh-
werk für jeden äußeren Zeiger. Dabei sind
die Zahnformen der Triebräder niittelst über-
aus genau arbeitender Maschinen der mathe-
matischen Form bis auf höchstens Vio Milli-
meter Abweichung nahe gebracht. Die Rä-
der sind aus Hartbronze, die Triebe und
Zapfen aus Gußstahl hergestellt und polirt.
Dadurch ist Reibung und Abnutzung aus das
denkbar kleinste Maß zurückgeführt. Die
Transmissionen, welche ja bei größern Uhr-
werken besonders wichtig sind, verdienen be-
sonderes Lob. Die Uebertragung der Be-
wegung von der Uhr auf's Zeigerwerk findet
durch vortrefflich konstruirte, mit Knoten-
gelenken und Gobelverbindungen ausgestattete
Stangen statt, so daß keine Verlängerung oder
Verkürzung durch Temperatur störend ein-
wirken kann. Die Einrichtung der Zugleitnng
vom Schlagwerk zn den Häinmern im Glocken
stuhl ist so interessant und so allgemein an-
wendbar, daß wir uns nicht versagen können,
dieselbe durch eine kleine Skizze 31t illustriren.
Es sei in beiliegendem Holzschnitt ABCDE eine
gebrochene Linie, nach welcher durch die zwei
Böden des im Querschnitt angedenteten
Thurm es eine Zugleitung geführt werden soll.
Man stelle sich vor, daß in A durch das
Schlagwerk Züge ansgeübt werden, etwa
3 cm von oben nach unten wirkend, welche
durch die Drahtleitung nach E zn übertragen
sind, und zwar ans irgend welchen Gründen,
z. B. dazwischen liegender Treppen wegen,
längs der gebrochenen Linie ABCDE . . . .
Nun genügt es, nach Schwilgne's Konstruk-
tion, kurze Leitungsdrähte: Bl, C2, D3 . . .
anzubringen, welche bei B, c und D . . .
in die Drahtleitung eingehängt, bei 1, 2 und
3 . . .. durch Haken an die Wand befestigt
sind. Bei B, C und D . . . entstehen hie-
bei Drahtgelenke, wie in etwas größerem
Maßstab in e dargestellt ist (etwa Vio natür-
licher Größe); und wie leicht einzusehen ist,
wird der Punkt B einen kleinen Kreisbogen um
Centrum 1, C dito um 2, d um 3 . . .
beschreiben müssen, ohne daß jedoch die ganze
Leitung ABCDE während des kurzen Anzugs
beim Schlagen viel aus ihrer Lage kommen

kann. Auch ist klar, daß man der gebroche-
nen Linie beliebig viele Gelenke und über-
haupt alle möglichen Richtungen geben kann,
wenn nur die festen Hacken der Leitnngs-
drähte in den richtigen Punkten an der Wand
befestigt sind. Jedoch sollen die Leitungsdrähte
thnnlichst lang sein (mindestens 4 bis 6 mal
länger, als der Anzug der Hämmer beträgt),
damit sie eben nur kurze Kreisbögen von
wenigen Graden um ihre festen Punkte zu
beschreiben haben. Unter diesen Bedingun-
gen ist es möglich, die Schwilguö'sche Draht-
leitung für die verschiedenartigsten Zwecke zn
verwenden: zur bessern Einrichtung von

Thurmnhrschlagwerken aller Art, zur Her-
stellung ausgezeichneter Glockenzüge (in un-
serem Holzschnitt ist ein dreimal gebrochener
Zug sammt Leitnngsdrähten durch pnnktirte
Linien angedeutet!), ja selbst zur besseren
Führung der Glockenseile für's Kirchenge-
läute. Die hier gegebeneu Winke werden
wohl für jeden tüchtigen Schlosser oder Zim-
merniann, jedenfalls für Uhrenmacher genü-
gend sein.

Außer den schon erwähnten Vorzügen
richtiger Konstruktion und solider Ausfüh-
rung erhalten die größeren Uhren von Gebrü-
der Ungerer, wenn verlangt, noch mancherlei
weitere Einrichtungen zur Erhöhung der
Dauerhaftigkeit und zur Erzielung eines
außerordentlich genauen Ganges: Eompen-
sationspendel, konstaitte Kraft mit Trennung
des Zeigertriebwerks vom eigentlichen Geh-
 
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