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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 4.1886

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Nr. 6
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Prill, Joseph: Grammatik der kirchlichen Baukunst, [9]: Grundriß
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https://doi.org/10.11588/diglit.15862#0062

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58

Bögen verbunden. Eine derartige roma-
nische Basilika ohne Querhaus und mit
flacher Decke ist z. B. die Kirche zu Faurn-
dau in Schwaben (Fig. 74). Der Man-
gel an Säulen aus einem Stücke, wie
auch das Streben nach größeren Weiten
uub bei gewölbten Kirchen die Nothwendig-
keit breiterer Fußpunkte führte zur Er-
setzung der Säulen durch Pfeiler. Sehr-
häufig kommen dann, besonders in gewölb-
ten Anlagen abwechselnd Pfeiler und Säu-
len zur Anwendung, oder auch stärkere
und schwächere Pfeiler wie in der Stifts-
kirche zu Ellwangen (Fig. 75). Der Grund-
riß dieses hervorragenden Bauwerks bringt
die streng dnrchgeführte romanische Anlage

dem schließen sich kleine Absiden östlich
an die Kreuzarme an. Diese letztere An-
bringung der Absiden kommt häufig vor,
sie öffnen sich dann in der Regel in der
Mitte der Wand, oder in der Verlänge-
rung der Seitenschiffe, wie in Fig. 78.
Zuweilen kommen Seitenhallen neben dem
Chor vor, welche als Umgang die Absis
rings umgeben. Eine sehr reiche derartige
Anlage ist St. Maria im Capitol zu Köln
(Fig. 76). Hier umschließt der Umgang
nicht nur das Chorhaupt, dessen Ober-
mauer auf Säulen ruht, sondern in glei-
cher Weise auch die als Absiden geendigten
Kreuzflügel, eine Anordnung, welche an
die reichste Gestaltung des Centralbaues

Fig. 75. Stiftskirche zu Ellwangcn.
(Nach Schwarz und Codes.)

’6. St. Maria im Capitol zu Köln.
(Nach Hübsch.)

Fig. 77. Apostclkirchc zu Köln.
(Nach Hübsch.)

deutlich zur Anschauung. Das merklich
über das Langhaus hinaus vorspringende
Querschiff besteht ans drei Quadraten,
ebensoviele hat der untere Balken des
Kreuzes d. i. das Langschiff; ein Quadrat
entfällt auf den Chor. Die Seitenschiffe
sind halb so breit als das Hauptschiff, ihre
quadratischen Felder erfordern daher die
Anlage von schwächeren Pfeilern zwischen
den großen das Mittelschiffsgewölbe tragen-
den. Die Anlage des Chores ist reicher
als an den meisten romanischen Kirchen.
Derselbe ist nämlich nicht nur durch eine
Absis geschlossen, sondern wird gleich dem
Langschiff von Seitenhallen begleitet, die
wieder ihre eigenen Absiden haben; anßer-

erinnert und sie in glücklichster Weise mit
dem Langhaus der Basilika vereinigt. Eine
einfachere, den Gedanken der Centralanlage
aussprechende Gestaltung zeigt u. a. die
Apostelkirche zu Köln (Fig. 77), bei wel-
cher die Kreuzflügel dem Chorarm gleich
mit einer Absis geschlossen sind und sich
mit ihm in völlig übereinstimmender An-
ordnung um die bedeutende Mittelkuppel
grnppiren. Hier bemerken wir noch eine
andere Einrichtung, die in der Zeit des
ausgebildeten romanischen bezw. des Ueber-
gangsstils nicht selten ist, nämlich die Anlage
eines zweiten Qnerschiffes im Westen. Zu-
weilen wird sogar noch ein westlicher Chor
mit Absis hinzugefügt, sodaß die Kirche
 
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