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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 4.1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.15862#0088

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84

1884 (Freiburg, Herder) von Dr. Schwarz her-
ausgegebenen stecht, deutet die Aufschrift der erste-
reu an: B i l d e r f ü r K ii n st l e r u n d K u n st-
f renn de. Unsere Armenbibel hat es ans weite
Verbreitung im Volk abgesehen und begleitet da-
her ihre Bilder auch mit einem fortlaufenden
Kommentar: die Regensburger hat in erster Linie
die kleinere Welt der Künstler und Kunstkenner
im Auge, weßwegen sie auch dem künstlerischen
Moment noch mehr Rechnung trägt, als die an-
dere. Ihre Bilder sind durchweg von künstlerischer
Vollendung und können den Meistern kirchlicher
Kunst unmittelbar als Vorlagen dienen. Im
übrigen ist nicht bloß selbstverständlich der Geist
und die Hauptanlage der beiden Armenbibeln
gleich; es kehren auch manche Zeichnungen ans der
Welt der Vorbilder in beiden wieder, nur in der
Regensburger noch niehr in's Feine durchgearbeitet.

Die vorliegende Armenbibel enthält die 23
Originalkompositionen von Prof. Klein, die schon
früher im „Typographischen Album oder Icones
novi et veteris testamenti" edirt worden waren,
ferner 6 weitere große und 8 kleinere Kompo-
sitionen desselben Meisters und endlich 5 klei-
nere Kompositionen seines Schülers, des Frater
Map Schmalz!. Auffallend spärlich ist im Cyklus
die Passion vertreten, ivährend unsere Armenbibel
dieselbe in elf Kompositionen vorführt, finden wir
hier nur drei: Oelberg, Kreuzestod und Grablegung.

Ueber Werth und Geist der Bilder des un-
vergeßlichen Klein Weiteres zu sagen, ist über-
flüssig. Hier liegt religiöse Innigkeit und Andacht
mit einer unversieglichen Kompositionskraft und
Noblesse der Zeichnung und Formengebnng im
lieblichsten Wettstreit. Und seinem Schüler muß
man da§ Zeugnis; geben, daß er nicht nur der
Hand und dent Stifte seines Meisters zu folgen
gelernt, sondern auch seines Geistes einen Hauch
überkommen hat. Wir wünschen sehr, es möchten
diese Kompositionen namentlich für kirchliche
Wandmalereien als Vorlagen benutzt werden und
machen noch besonders aufmerksam auf die Umrah-
mungen der Bilder, in welchen eine noble Ornamen-
tik ihre Gaben in überströmender Fülle ausschüttet.

Wollte man den Spuren menschlicher Unvoll-
kommenheit auch an diesen herrlichen Schöpfungen
kirchlicher Kunst nachgehen, so wären als weniger
gelungene Gesichter das Antlitz der allerseligsten
Jungfrau und das des hl. Joseph ans dem Bild
der Verlobung zu nennen, ferner fast alle Ge-
sichter ans dem Bilde der Grablegung. Seltsam
und nicht zu lobende Neuerung ist es, wenn auf
dem Bild der Darstellung Jesu Maria anstatt
Josephs die Tauben und die Kerze hält. Die
Komposition der Auferweckung des Lazarus scheint
mir mcht besonders glücklich zu sein; ist schon
das Sitzen des Lazarus aus dem Grabdeckel
eigenthümlich, so noch mehr das wie entseelte
Daliegen einer der Schwestern über das geöff-
nete ^Grab hinüber. Ans dem Abendmahlsbild
hält Jesus eine große runde Brotscheibe in der
einen, den Kelch in der andern Hand; man kann
sich nicht vorstellen, lvie er beides zugleich deu
Jüngern soll reichen können, und doch ist der
Moment des Darreichens im Bild fixirt. Ans
dem Bilde der Darstellung Mariens im Tempel

Stuttgart,

ist eigenthümlich, daß das Kind, welches links
von seiner Mutter emporgehoben wird, offenbar,
um den Vorgang besser zu sehen, Auch und Antlitz
ganz von der Scene ablvendet. Endlich sei be-
merkt, daß auf dem Blatte der desponsatio B.
M. V. die Inschriften der Vorbilder verwechselt
sind; die ans die Verlobung Isaaks bezügliche
Stelle steht über dem Bilde der Verlobung des
Tobias und umgekehrt.

Mögen die beiden Armenbibeln, die eine in
den Kreisen des Volkes, die andere in Kunst-
kreisen, nachhaltig und segensreich für das Christen-
thum missionircn mit den reinsten und zartesten
irdischen Mitteln der Propaganda, mit denen der
Kunst! ' Ke pp l er.

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Herder'sche Oerlagshandlung in
Hreiburg, (Baden).

Soeben ist erschienen und durch alle Buch-
handlungen zt> beziehen;

3., Die katholische
Kirche und die Renaissance.

Separat Abdruck aus dem „Kirchenschmuck",
gr. (39 S.) 50 Pf.

Geckner, 43., praktisches Hand-
buch der kirchl. Baukunst, fj1™

brauche des Klerus und der Bautechniker.
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gr. 8». (XII u. ‘444 S.) M. 3; geb'. in
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Lex.-8°. (VIII u. 677 S.) M. 12.60;
geb. M. 15. — Einbanddecke alleinM. 1.40.

II. Band. (8. —18. Lieferung.) I—Z.
Lex.-8°. (IV u. 1020 S.) M. 19.80; geb.
M. 23. — Einbanddecke allein M. 1.60.

Nut einer Beilage: die neue Kirche in Dottern-
hausen.

Buchdruckerci der Akt.-Gcs. „Deutsches Volksblatt".
 
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