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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 6.1888

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Nr. 2
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Schöninger, Artur: Der Kirchenschatz der alten Reichsstadt Ulm: zugleich ein Beitrag zur Geschichte der kirchlichen Kleinkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.15864#0020

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16

Es folgen jetzt die Ergebnisse der llnter-
suchung in den einzelnen Kapellen
in und außer der Stadt Ulm gelegen.
In der Kapelle zu „Allen Hailigen" außer-
halb der Stadt Ulm findet sich ein silbernes
Kreuzlein, das ebenfalls in's Steuerhaus
wandern mußte, während die fünf Kelche
in der Kirche bleiben dursten. In der
Spitalkapelle außerhalb der Stadt und in
St. Andreas ist je ein Kelch, zit „unser
Frauen oder zu sannt Leonhard und sannt
Veit außerhalb der Stadt" sind drei silberne
Monstranzen, ein „silbern gesäß zu sannt
Veits bain" und ein anderes zu „sannt
Veits ripp" , „ain silberin krutzlin", ein
silbernes Rauchfaß und zwei silberne Meß-
tannlein sammt 4 Kelchen. „Zu sannt
Katharinen" ist „ain silberin krutzlin",
zwei silberne und ein kupferner Kelch;
„zum Hailigen Erutz" ein silbernes Kreuzlein
mit der „Gregkenwappen" und 3 silberne
und vergoldete Kelche; in „sannt Jakob
auf dem markt" ein silbernes Kreuzlein
und zwei Kelche; in „sannt Sebastian" ein
silbernes Kreuzlein und vier Kelche, „zn
unsers Herrn Rnw" ein silbernes Krenz-
tein und drei Kelche; in „sannt Michel
vor der statt" ein silbernes Kreuzlein und
ein Kelch mit kupfernem Fuß; in „sannt
Gilgen" und „sannt Jos" je ein Kelch;
in „sannt Petter" ein kupfernes vergol-
detes Krenz mit silbernem Herrgott und
ein „altfrenkischer" Kelch; zn „sannt
Jörgen" ein silberner und vergoldeter
Kelch, „gehört an der münssinger gestisiten
pfrnnd" ; zu „sannt Anthoni vor der statt"
ein silbernes Kreuzlein und drei Kelche,
zu „unser Frauen zn Pfnl" (einem Dorfe
bei Ulm) ein weißsilbernes Krcnzlein und
zwei Kelche; zu „sannt Johannes vor der
statt" ein silbernes Kreuzlein und drei
Kelche, und endlich zn den heiligen drei
Königen ein „silberin weiß Kreuzlin" und
zwei Kelche.

Nun folgt „unnser lieben Frauen Pfarr-
kirchen in der Stadt Ulm gelegen", das
Münster. Im Münster war entsprechend
der Ausstattung mit 52 Altären und noch
mehr Pfründen die Ausbeute gewaltig. An
Kleinodien, Monstranzen und Bildern
mußten in das Stellerhaus wandern vier
silberne Kreuze, darunter „Das größt
silberin Erutz, so in der pfarr gewesen",
das 26 Mark und 4 Loth Silbers wog;

ferner zwei Monstranzen, ein silbernes
Rauchfaß, zwei „silberin meßkenntlin";
an Statuen und Statuetten: ein silberner
Salvator, 18 Mark 6 Loth schwer, ein
silberner Skt. Johannes Baptist , Skt.
Martin, Skt. Peter, „Sannt Mathys",
Maria Magdalena, Hieronymus, Anto-
nius , Vinzentins, unserer lieben Frauen
Bild, Skt. Johannes ilnd Skt. Peter,
kleiner, und Skt. Anna.

In der Pfarrkirche blieben zwei silberne
Kreuze mit Steinen und „Hailtnmb darynn",
die große silberne Monstranz „darynn man
das hailig hochwirdig Sakrament tut" (sie
wog 16 Mark und 14 Loth), ein kleines
, silbernes Kreuzlein „darauf ain guldin's
i Crutzlin" , mit schlechten Perlen, ein
silbernes Rauchfaß, zwei „silberin Opfer-
kenntlin", ein kleiner silberner Salvator,
„ain silberin keffizlin, das man zu dem
Crisam braucht" und endlich „ain silberin
Evangelien- unb ain silberin Epistelbuch,
die hat man vor dem birgament und hollz
nit wegen linden (nicht wagen können),
feind auch allso bei unnser Frauen blieben".

Das Verzeichniß der Kelche, die im
Münster waren, gibt einen Begriff von
der Menge der geistlichen Pfründen, ihrer
damaligen Besetzung und dem frommen
Sinn der Nlmer kurz vor der Reforma-
tion. Dem Gotteshaus an sich gehörten
zn 11 Kelche. Kapläne und Pfründin-
haber werden namentlich aufgeführt sieben-
undsünfzig, und jeder hatte einen eigenen
Kelch. Dazu kommen noch 3 weitere
Kelche, so daß bei den Pfründen im
Ganzen 60 Kelche, im ganzen Münster
71 Kelche und in der ganzen Stadt Ulm
160 Kelche ztl finden waren, die beim
heiligen Opfer gebraucht wurden. Da ist
es kein Wunder, wenn das Handwerk
der Goldschmiede in Blüte stand und herr-
liche Erzeugnisse hervorbrachte. Im Münster
befinden sich jetzt noch 4 Kelche aus gothi-
scher Zeit, einer mit dem Zeichen der
Neidhardt, eines Ulmer Geschlechts, das
der Münsterkirche mehrere Pfarrherrn gab
und auch am Münster eine eigene Kapelle,
die jetzt noch steht, mit mehreren Pfrün-
den stiftete. Aus der Zeit der Refor-
mation findet sich im Münster noch eine
schön getriebene Abendmahlskanne in
gothischen Formen, während die dar-
aus dargestellten Figuren nnb Scenen
 
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