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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 9.1891

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Detzel, Heinrich: St. Georg, [3]: in Legende und bildender Kunst
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10

stenverfolgung statt, daß in einem Monat
17 000 Christen den Martyrertod starben.
Georg, von Schmerzen ergriffen, legt seine
Rüstung ab und legt ein christliches Gewand
an, tritt unter das Volk, schmäht die heid-
nischen Götter nnd bekennt den alleinigen
Gott. Nachdem er sich vor Dacian als Christ
bekannt, befiehlt dieser, ihn auf die Folter-
bank zu heben und seinen Körper mit Haken
zu zerreißen, mit glühender Kohle zu brennen
und die Wunden mit Salz zu reiben. In
derselben Nacht erscheint ihm der Herr in
leuchtendem Glanze und tröstet ihn mit sanfter
Ansprache. Da nun Dacian sicht, daß er mit
Martern den Heiligen nicht beugen kann, läßt
er einen Zauberer (magus) kommen und be-
fiehlt diesem, Georg Gift zu geben. Dieser
reicht dem Georg zwei Mal einen mit ver-
giftetem Wein gefüllten Becher; Georg inacht
das Zeichen des Kreuzes über den Trank nnd
trinkt ihn ohne Schaden. Als der Zauberer
sieht, daß auch das zweite stärkere Gift dem
Heiligen nichts schadet, fällt er ihm ja Füßen,
bekehrt sich ititb wird in Folge dessen ent-
hauptet.

Am nächsten Tage befahl Dacian, den
Georg auf ein Rad zu binden, das mit zwei
Reihen scharfer Schwerter besetzt war, doch
dasselbe zerbrach nnd Georg blieb unverletzt.
Darüber erzürnt, ließ er ihn in einen mit
flüssigem Blei gefüllten Kessel werfen. Georg
macht das Zeichen des Kreuzes und wird
durch die Gnade Gottes wie in einem Bade
erquickt.

Da nun Dacian sicht, daß er durch Mar-
tern Georg nicht beugen kann, so versucht
er, ihn durch Schmeichelreden dazu zu be-
wegen, den Göttern zu opfern. Scheinbar
gibt Georg den Bitten des Königs nach,
im Tempel angekommen, sinkt er aber auf
die Kniee, und ans sein Gebet fällt Feuer
vom Himmel und verbrennt den Tempel, die
Erde öffnet sich und verschlingt die Trümmer
des Gebäudes sammt den Götzendienern.
Hierauf erklärt die Gemahlin Dacians,
Alexandra, daß sie Christin sein wolle. Der
König läßt sie an den Haaren aufhängen
und geißeln. Während der Marter bittet
sie Georg, sie zu taufen. Dieser aber gibt
ihr die tröstende Versicherung, daß sie, nach-
dem sie ihr Blut vergossen, die Taufe und
die Krone der Märtyrer empfangen habe.
Die Königin gibt betend ihren Geist ans.
Am nächsten Tage wurde Georg durch die
Straßen der Stadt geschleift und enthauptet.
Vorher betete er zu Gott für diejenigen, die
ihn in ihrer Noth anrufen würden._ Dies
geschah unter Diokletian und Maximian im
Jahre 287. Als Dacianus von der Richt-
stätte in seinen Palast zurückkehrte, wurden

er und seine Diener durch Feuer vom Himmel
verzehrt.

Alle späteren Legenden schließen sich mehr
oder weniger diesen Berichten des Jakobus
de Voragine an; so ein altkölnisches Passio-
nal aus der Mitte des 14. Jahrhunderts,
das stellenweise sogar eine wörtliche Ueber-
setzung der Legenda aurea ist, sowie ein
Bruchstück einer St. Georgslegende aus dem
Jahre 1412.

Eine schwungvolle Sprache enthält eine
dramatische Bearbeitung der Legende unter
dem Namen: „Spiel vom hl. Georg und
der Königstochter von Lybia", wahrscheinlich
von Martin Schittenhelm von Augsburg, die
während der Anwesenheit des Stifters des
Georgenritter-Ordens, Kaiser Friedrich's 111.,
am Reichstag zu Augsburg 1473, aufgeführt
wurde. Endlich sei noch ein ans zwei Per-
gamentblättern bestehendes Fragment einer
altböhmischen, aus der ersten Hälfte des
14. Jahrhunderts herrührenden Legende er-
tvähnt, und die Legende vom hl. Georg, wie
sie das im Jahre 1481 zu Eutingen ge-
druckte Passional: „Das Leben der Heiligen
Gottes" enthält; letztere stimmt mit der
Dichtung des Reinbot von Dorn und der
Legenda aurea überein, nur daß die Ge-
schichte init dem Drachenkampf viel ausführ-
licher geschildert und die Scene nach Persien
versetzt wird.

II.

Wie in Legende und Poesie die volks-
thümliche Gestalt unseres Heiligen mehr der
Ritter als der Märtyrer ist, so tritt auch in
der bildenden Kunst bei weitem mehr
die Figur des Ritters und Drachenkämpfers
in den Vordergrund, als sein Martyrium.
Nur das griechische Malerbuch vom Berge
Athos weiß noch nichts von seinem Drachen-
kampfe und stellt allein sein Martyrium dar.
Die „die Wunder des hl. Georgius" über-
schriebene Anleitung behandelt folgende Dar-
stellungen: Der Heilige redet freimüthig vor
Diokletian; er wird in's Gefängniß gewor-
fen; er wird ans das Rad gebracht; es
werden ihm glühende Stiefel angezogen; er
trinkt tödtliches Gift; er erweckt den Todten;
er erweckt den Ochsen eines Bauern; die
Enthauptung des hl. Georgius. Bei dieser
letzten Darstellung heißt es: „Der Heilige
kniet und der Henker ist über ihm mit einem
Schwert. Und ein wenig von da sitzt die
Kaiserin Alexandra todt auH einem Felsen
und ein Engel nimmt ihre Seele."x)

Die an die byzantinischen Originale sich

st Schäfer, G., Das Handbuch der Malerei
vom Berge Athos. Trier 1855. S. 352 f.
 
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