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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 10.1892

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Nr. 4
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Donauwörther Heiligebildchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15909#0044

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37

hat ebenfalls eine ganz konstante Grundriß-
bildung. Sie ist ein Zentralbau mit Kuppel,
in der Regel ohne Thurm; der Jnnenraum
ist ganz quadratisch, unterbrochen nur durch
die vier Pfeiler, welche die Kuppel tragen.
Gegen Norden und Süden buchten sich in
der Mitte der Kirche halbkreisförmige Ab-
siden aus; nach Osten legt sich der Altar-
raum mit Absis vor; in letzterer der Sitz
des Bischofs und rings im Halbkreis die
Sitze der Priester. Rings an beit Wänden
des ganzen Kirchen-Jnneru sind die Stallen
für die Mönche angebracht; der ganze übrige
Junenraum bleibt auch beim Gottesdienst
frei. Der eigentlichen Kirche ist eine Vor-
halle vorgebaut, oft auch zwei. Die Kirchen
sind klein, gerade ausreichend für die Zahl
der anwesenden Mönche, auf keine weitere
Gemeinde berechnet; in ihnen spielt sich der
Hauptteil des täglichen Klosterlebens ab;
der Gottesdienst nimmt an gewöhnlichen
Tagen acht Stunden in Anspruch; vor jedem
großen Feste, etwa dreißigmal im Jahr,
dauert er die ganze Nacht hindurch; in Aus-
nahmefällen nimmt er von 24 Stunden nicht
weniger als 16—17 in Anspruch! Das
Alter dieser Kirchen ist nach architektonischen
Merkmalen schwer zu bestimmen, weil es
hier keine charakteristisch verschiedene Stil-
epochen gibt. In den Klosterhof und in die
Gebäudetrakte ist noch ein Reichthum von
größeren und kleineren Kapellen eingeordnet,
nnter welchen die Friedhofkapelleu mit ihrer
zweistöckigen Anlage hervorragen.

Im eigentlichen Klostergebäude hat nur
der S p ei f e sa a l architektonische Durch-
bildung, meist eine Art Absis für den Tisch
des Abtes, mitunter auch am unteren Ende
einen Querbau. Sonst ist baulich nur be-
achtenswerth das Klosterthor mit dem
Bild des Klosterheiligen, der große
Brunnen im Hof, dessen Wasser monat-
lich einmal feierlich geweiht wird, besonders
festlich an Epiphanie, und der feste Thurm
des Klosters.

Von Seite 38 an bietet das Werk einen
Einblick in den June n s ch m u cf der
K irchen, die schönen Steinmosaiken, die
kostbaren Marmorsäulen, die Steinskulptureu
der Brüstungsplatten am Altar, dann die
wenig zahlreichen figürlichen Skulpturen,
ausschließlich Reliefs, ferner die Schmuckstücke
der Goldschmiedekunst u. s. w.

Der weitaus größere Theil des Buches
aber (S. 56—242) befaßt sich mit der kirch-
lichen Malerei aus A t h o s. Durch
Duchesne und Bayet war die falsche Kunde
verbreitet, daß die ältesten sicher datirten
Malereien des Athos aus dem 16. Jahr-
hundert stammeiu Der Verfasser hak aus

den Zeiten von 1300—1600 große Euklen
von Malereien gefunden. Er geht zunächst
auf die Wandmalereien näher ein.

Hier interessirt es uns sehr, zu erfahren,
daß für die malerische Ausstattung der ein-
'zeluen Theile der Kirche ein fester, Wahl
und Folge der Darstellungen regelnder
Kanon besteht, von welchem nur ausnahms-
weise abgegangen wird. Wir lassen diese
Cyklen hier folgen, weil sie tief durchdacht
und innerlich begründet sind und uns um so
mehr als Lehre und Leitfaden dienen könn-
ten, je mehr wir uns daran gewöhnt haben,
die Wahl der Darstellungen einem gewissen
Zufall oder subjektiven Ermessen zu über-
lassen.

Die Wandmalerei hat zunächst den eigent-
lichen Altarchor. den heiligsten Theil des
Jnnenraums, seiner Bestimmung und Würde
gemäß mit Wandschmuck zu bekleiden. Da
werden nun zunächst ans den untern Flächen
der beiden Langwäude des Ehors zwei Reihen
heiliger Bischöfe angeordnet — leuchtende
Vorbilder für den Klerus, der hier seine
Plätze hat; in der Concha unmittelbar über
dem Altar und dem Bischofssitz sind die
vier griechischen Kirchenväter dargestellt und
zwar die heilige Liturgie vollziehend, — die
erhabensten Vorbilder für den funktionirenden
Klerus, lieber ihnen zieht sich über alle
drei Wände hin eine Vergegenwärtigung des
heiligen Abendmahls mit der Spendung der
Eucharistie, also die Einsetzung des Opfers
und Mahles, welches auf dem Altar gefeiert
wird, lieber derselben thront in der Concha
die Gottesmutter mit dem heiligen Kind mit
allegorischen Nebenbildern, welche sich auch
auf sie beziehen: der Jakobsleiter, dem

Bundeszelt und der Bundeslade, welche als
alttestamentliche Vorbilder der Gottesmutter
beigegeben sind. Im Gewölbe des Presby-
teriums werden Pfingstfest und Himmelfahrt,
Wunderthaten des Herrn und Erscheinungen
des Auferstandenen erzählt.

Wir übergehen die beiden Seitenräume des
Chors mit ihrem Bildschmuck, weil sie in
unfern Kirchen ohne Analogie sind, und wen-
den uns zur Bemalung des Mittelranmes der
Kirche, zuerst der Kuppel. Zu ihrer Wölbung
klingen empor die nie verstummenden Gebete
der Gläubigen um Gnade und Segen; sie
konzentriren sich gleichsam auf Eine Gestalt
und in Einer Gestalt: in der des thronenden
Heilands, welcher segnend von der Mitte der
Kuppel auf seine Gemeinde herabsteht, des
Pantokrator, der, wo immer auch nur zwei
oder drei in seinem Namen versammelt sind,
mitten unter ihnen ist. Es umgibt ihn eine
Heerschaar von Engeln, welche im Himmel
ihm den Dienst der Anbetung weihen und
 
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