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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 10.1892

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Nr. 8
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Das Kloster Kirchheim im Ries und seine Kunstschätze, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15909#0076

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zwei Zwickel vertheilt) und ein St. Martin
zu Pferd ist noch zu erkennen; ebenso ein
heiliger Abt; auffallend sind auf dem Bild
der Anbetung zwei Mäuschen in der
unteren Spitze des Zwickels.

Noch wichtiger sind die sog. Stifts-

sich vom Franenchor nur zwei breite vier-
theilige Fensteröffnungen in die untere
Kapelle. Es wird also kein Zweifel sein,
daß die Stiftskapelle nichts anderes ist,
als die eigentliche Klosterkirche des ersten
Baues von 1267 ff., welche die Kloster-

kapelle, und der Franenchor in dem
noch stehenden Wesiflügel des einstigen
Klosterquadrats. Diese zu ebener Erde
befindlichen Räumlichkeiten sind jedenfalls
noch von der ersteren Klosteranlage er-
haltein Das Terrain senkt sich hier ziem-
lich stark und die Stiftskapelle liegt bei-
nah ein Stockwerk tiefer als der an sie
stoßende Franenchor. Der Kapellenranm
ist fast quadratisch; in der Mitte erhebt
sich eine kurze stämmige Säule mit über-
aus kräftigem Sockel und Blattkapitell;
ans dieser Säule treffen die Rippen von
vier Kreuzgewölbchen zusammen. Man
kann also sagen, die Mittelsäule theilt den
Kapellenranm in zwei Schiffe mit je zwei
kreuzgewölbten Traveen; die Schlußsteine
sind mit den Evangelistensymbolen geziert.
Verstärknngszwecken dient wohl ein schon
ursprünglich oder später in die Mitte der
Südwand eingebauter massiver Pfeiler, der
aber nicht vom Boden aufgebaut ist, son-
dern unten von einer kräftigen kleinen
Säule unterfangen wird. Die hölzerne
Empore, welche jetzt um die Nord- und
Westseite läuft, ist nicht ursprünglich, auch
nicht die Stiege und die Thüröffnung in
den obereil Franenchor; vielmehr öffneten

franen nicht betraten, an welcher sie aber
von ihrem Chor ans Antheil hatten.
Durch die Ostwand der Kapelle ist der
nicht sehr hohe, aber breite und massige
Chorbogen gebrochen und hier baut sich
nun das niedliche, aus dem Achteck ge-
schlossene Chörchen ans mit zierlichen
Strebepfeilern, dem von einem Punkt über
den Chorbogen anslaufenden Fächergewölbe
und den fünf zweitheiligen Fensterchen,
von welchen das mittlere noch Reste alter
Glasgemälde zeigt. Auf der Empore be-
findet sich der früher schon erwähnte Altar-
schrein, ferner ein gothischer Grabchristns
mit schön behandeltem Lendentnch; auf dem
Nebenaltärchen noch ein Brustbild der
Madonna mit dem Kind auf der Mond-
sichel, spätgothisch.

Der höher gelegene Franenchor ist
architektonisch sehr anspruchslos; ein recht-
eckiger, nicht besonders großer noch hoher
Raum, flach getäfert, mit zwei Durchzugs-
balken, von welchen der eine auf drei, der
cmbere auf zwei steinernen Säulen lagert.
Die Fensteröffnungen der Westseite sind in
der jetzigen Form später eingebrochen; die
Südseite öffnete sich, wie oben bemerkt,
mit zwei breiten Fenstern gegen die Kapelle,
 
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