Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 11.1893

DOI Heft:
Nr. 7
DOI Artikel:
Pfitzer, Anton: Der St. Sebaldaltar in der Heiligkreuzkirche in Gmünd, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15910#0076

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
67

hervorragenden freien Reichsstadt, welches
schon von Kaiser Barbarossa ehrenvoll aus-
gezeichnet worden war. Besonders durfte
Kaspar Schreyer schon im Jahre 1152 sich
der kaiserlichen Gunst und Gnade beson-
ders rühmen. Schreyers Gemahlin Mar-
garetha, Heinrich Kammermeisters Tochter,
war geboren 1444 und gestorben 14. No-
vember 1516. War sie durch ihre kinder-
lose Ehe mancher irdischen Sorge enthoben,
so nahm sie einen um so lebhafteren Au-
theil an dem Schaffen und Wirken ihres
edlen Gatten, wie die Denkmale ihrer ge-
meinsamen Stiftungen beweisen.

Schreyer war nicht bloß Mitglied des
Raths, sondern bekleidete auch das Amt
eines Kirchenmeisters an der allbekannten
St. Sebalduskirche. Durch diese hervor-
ragende Stelle stand er aber auch im in-
timen, freundschaftlichen und wissenschaft-
lichen Verkehr mit den bedeutendsten und
einflußreichsten Männern seiner Vaterstadt,
wie z. B. mit Willibald Pirkheimer, Peter
Dannhauser und Conrad Celtes, welch
letzterer ihn einen magnificum virum,
einen Musarum hospitem et patronum,
sowie auch einen iVlu8aruin et Apollinis
cultorem fidissimum nennt.

Welches Ansehen er aber um seiner all-
seitigen Bildung wegen genoß, bezeugt ein
urkundlich überliefertes Vorkommniß. Kai-
ser Maximilian I. bemerkte bei einem sei-
ner Aufenthalte in Nürnberg an der Decke
seines Schlafgemaches den deutschen Reichs-
adler, schwarz aus gelbem (goldenem) Felde.
Als genauer Heraldiker stellte er an den
Rath die Anfrage: wie und woher es komme,
daß dieses heraldische Reichszeichen nicht
in Gold auf schwarzem Grunde dargestellt
sei? Keiner im Rathe und keiner in der
Stadt wulßte auf die kaiserliche Anfrage
Bescheid, als unser Kirchenmeister Sebald
Schreyer. Schüchtern trat er vor die kaiser-
liche Majestät und sprach: Ursprünglich
war der Reichsadler golden ans schwarzem
Grunde; als aber 1291 der letzte Rest
des hl. Landes in die Hände der Ungläu-
bigen gefallen war, da wurde von dieser
Zeit an als Zeichen allgemeiner Trauer
der Adler schwarz auf gelbem Felde dar-
gestellt.

Wie mit den Männern der Wissenschaft,
so verkehrte Schreyer aber auch mit den
Koryphäen der zu seiner Zeit gerade in I

vollster Blüte stehenden fränkischen Kunst-
schule. Adam Kraft, Veit Stoß, Peter
Bischer, Michael Wohlgemnth und der Fürst
deutscher Kunst, Albrecht Dürer, waren seine
Zeitgenossen, in deren Werkstätten er täg-
lich ans- und eingieng. Er lag aber nicht
nur dem Kunstgenuß ob, sondern nahm
thätigen und opfermuthigen Antheil an der
Hervorbringung von Kunstwerken.

Was konnte aber in dieser Beziehung
seinem edlen Herzen näher liegen als die
seiner Pflege und Sorgfalt anvertrante
Kirche seines Namenspatrons, des hl. Se-
baldns? Sebald Schreyer war es ja auch,
der zuerst die Idee gab zu dem weltbe-
rühmten Prachtgrab des hl. Sebald in der
Kirche dieses Heiligen. Er ließ von den
bedeutendsten Künstlern seiner Vaterstadt,
namentlich von Veit Stoß, Zeichnungen
hiezu entwerfen. Weil aber dessen Ent-
wurf der ungeheuren Kosten wegen unaus-
führbar war, so übertrug er dieses Ge-
schäft dem Rothgießer Peter Bischer. Die
immer noch sehr hohen Kosten, welche auch
dieser viel einfachere Plan erforderte, suchte
er durch eine bei dem Adel und der Bür-
gerschaft veranstaltete Kollekte aufzutreiben.
Schreyer hatte nämlich auch einen ausge-
dehnten Kreis von Bekannten unter den
Fürsten und hohen geistlichen und welt-
lichen Personen seiner Zeit. Ebenso stand
er fast mit allen deutschen Reichsstädten
und bedeutenderen Klöstern, wo er nicht
bloß großen Einfluß ansübte, sondern auch
für seine Unternehmungen und Schöpf-
ungen reichliche Unterstützung fand, in le-
bendigem Verkehr. Aber seine frommen,
kunstsinnigen Stiftungen schränkten sich nicht
auf die engere Heimat ein; auch Basel,
Ulni, Freiburg i. B. u. s. w. sind Zeugen
davon. Und so hat er denn auch Schwä-
bisch-Gmünd, das ja von den frühesten
Zeiten an mit Nürnberg in inniger und
lebendiger Handelsverbindung stand, und
das ja als die Heimat seiner guten Mar-
greth gilt, mit einer kleineren, aber des-
halb nicht weniger kostbaren und hervor-
ragenden kirchlichen Kunststiftnng bedacht,
wozu sich durch einen für Gmünd unver-
geßlichen Unfall eine besonders unerwünschte
Gelegenheit bot.

In der Nacht vom Charfreitag ans den
Charsamstag des Jahres 1497 hatte nämlich
die bis jetzt noch nicht erklärte, aber auch nicht
 
Annotationen