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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

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Nr. 2
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Schöninger, Artur: Der Todten Ruhestatt, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0018

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faßt, die aber, der Hauptsache »ach mit
Gitter» abgeschlossen, Kapelle» für sich
bilden »nd Familiengrabmäler und uianch
herrliches Denkmal enthalte». Der Kirch-
hof zu St. Sebastian in Salzburg hat
ganz umlaufende Bogengänge mit unzähli-
gen Grabdenkmälern unb die Säulen und
Wände schmückenden Epitaphien. Auch bei
nenangelegten Friedhöfen wird in Tirol
dieser Arkadenschmnck nicht vergessen; so
ans dem neuen Kirchhofe Innsbruck
gegen Willen zn itnb ans dem Kirchhof
der Vorstadt Witten, wo eine Seite mit
Bogengängen lauter Grüfte zu enthalten
scheint. Bei uns finden wir diesen Schmuck
selten. In München bildet er eine Sehens-
würdigkeit. In Stuttgart hat der Prag-
sriedhof ans der Vorderseite Arkaden. Sonst
im Lande findet man nur noch in Biberach
am obersten Theil des dortigen katholischen
Friedhofs einen ruinösen arkadenähnlichen
Gang mit etlichen alten Epitaphien.

Wenn man vergleichende nationalöko-
nomische Studien machen wollte, sollte man
meinen, die schwäbischen Städte wären
wohl eben so vermöglich, als die Gemein-
den in Tirol oder als die verlotterten
Kommunen Italiens. Während aber dort
ans die Zierde des Friedhofs sehr viel ver-
wendet wird, scheint nach einem Wort des
y protestantischen Prälaten Merz bei uns
der Kirchhof für die Gemeinden und deren
Vorstände zu den letzten Dingen zu ge-
hören , für welche man Geld übrig hat.
Darum werden wir vergebens den Arkaden-
schmnck suchen in schwäbischen Friedhöfen
und ihn wohl auch vergebens empfehlen.
Itnb doch ließe sich in mancher Gemeinde
die Sache einfacher und billiger Herstellen,
als die prnnkhaften, thenren Grabdenk-
mäler. Wenn bei Erneuerung oder Nen-
anlegnng eines Gottesackers die besseren
Familien anfgefordert würden, statt späterer
Errichtung prnnkhafter Monnmente sich
eine Familiengruft unter den Bogengängen
zu sichern durch einen namhaften Beitrag,
so würden die Kosten bald gedeckt sein.
Man sieht ans den Friedhöfen mittlerer
Städte, z. B. in Ravensburg, kostbare
Denkmäler ans Marmor. Wäre es nicht
besser, diese ständen in einem geschützten
Umgang, als daß sie im Winter etwa mit
einer Holzschachtel zngedeckt werden? Die
reichen Leute, die Tausende für solche Mo-

numente opfern, würden wohl auch etliche
hundert Mark für ein schützendes Obdach
übrig haben. Es fehlt freilich bei uns
zumeist das Material zu derlei Bauten
und jeder Steinban ist kostspielig. Statt
der Granitmonolithe als Säulen der Bö-
gen, statt der Sandsteinquader dürften aber
auch Pfeiler und Mauern ans Backstein-
mauerwerk genügen, im Innern mit offenem
Dachstnhl oder einfacher Bretterverschalnng
als oberem Abschluß, die Hinterwand ge-
tüncht, zur Anbringung von Wandgemäl-
den , oder durch ans der Manerdicke je
nach Grabesbreite vorspringende schwache
Pilaster gegliedert und abgetheilt für die
einzelnen Grabstätten.

Auch in Dorsgenieinden wäre manchmal
etwas zu erreichen. Es sind uns Ort-
schaften bekannt, wo in einer Ecke des
Gottesackers mit nnverhältnißmäßig hohem
Aufwand backosenartige Lonrdesgrotten ans
Tuffsteinen erbaut wurden. Die fünf bis
sechshundert Mark, welche diese unschönen
Bauwerke verschlangen, nebst etlichen Hun-
dert, die man hätte ersammeln können
itnb einem Gemeindebeitrag zu Friedhof-
zwecken würden hingereicht haben, nicht
nur eine entsprechende Nische für ein Marien-
bild herznstellen, sondern auch den Todten
eine solide Schntzwehr und den Lebenden
ein Schutzdach zu verschaffen.

Mancherorts hat man zur Ersparung
der thenren Kirchhofmauer den Friedhof
mit einem Tannenhag nmsänmt. Es nimmt
sich tticht gerade unwürdig ans, wie man
zn Rottweil sehen kann, scheint tins aber
zu weitig Sicherheit zn gewähren. Jmmer-
hiit dürfte diese Umzäunung ein Nothbe-
helf bleiben, der sich allerdings noch be-
deutend besser verträgt als ein Latten- oder
Bretterzaun. — An den Mauern des Kirch-
hofs könnten in guter Ordnung auch alle
Grabplatten itnb Kreuze Aufstellung fin-
den, die man häufig in einer Ecke neben-,
dtirch- unb übereinander findet.

Das Portal des Friedhofs sollte auch
entsprechend gestaltet werden. Es ist monu-
mentaler, wenn das Portal ganz im Rnnd-
bogen oder Spitzbogen geschlossen ist, als
wenit nach Art der Park- oder Garten-
thüren bloß ein eisernes Thor zwischen
zwei Pfeilern, wie es meistens sich findet,
angebracht wird. Man braucht deßwegen
noch keinen großartigen Portalban 31t er-
 
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