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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

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Nr. 3
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Die Restauration der romanischen Kirche in Hohenberg bei Ellwangen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0023

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18

stuhl eine wesentlich leichtere Konstruktion
zu geben, verbot die expouirte Lage, nament-
lich der furchtbare Sturm, welcher so oft
dem Bau schwer zusetzte; ob es möglich
wäre, dem Gemäuer die zur Aufnahme
großer Lasten nötige Festigkeit wieder zn
geben, erschien fraglich. Deßwegen reifte
nnnmehr der Plan, das Langhaus in basi-
likaler Form wieder herznstellen.

Als man au's Werk ging, das Ge-
mäuer näher untersuchte und den Boden
aufgrub, ergab sich freilich ein überraschen-
des Resultat, welches aus dem ersten Blatt
unserer Beilage zu ersehe». Wir haben
hier einen Grundriß des Baues vor der
Restauration und der im Boden noch ge-
fundenen alten Fundamente, eine Seiten-
ansicht desselben nnd einen Querschnitt.
Die Erklärung des beigegebenen Details
gibt die folgende Liste, deren Nummern sich
aus die Zahlen der Beilage beziehen:

Fig. 1 und 2: Querschnitt und Ansicht
der Nordseite vor der Restauration.

Fig. 3: Rnndbogenfries am nördlichen
Seitenschiff, zum größten Theil abgespitzt.
Fig. 3a: Profil dieses Ruudbogeufrieses.

Fig. 4: beim Abbruch der südlichen
lgothischeu) Schissmauer gefundenes Rund-
bogenfries.

Fig. 5: Hanptgesims am Qnerschiff und
Chor.

Fig. 6: fpätgothischer Sockel an der süd-
lichen Schiffmaner.

Fig. 7 : romanischer Sockelsder nördlichen
Seitenschisfmauer.

Fig. 8 und 8 a: romanisches Fenster
daselbst.

Fig. 9 und 9a: Fenster über den Quer-
schifsabsiden.

Fig. 10: Westmaner des südlichen Quer-
schists mit den wiedergefundenen Thürein-
gängen mit Tympanonplatten und Kloben-
löchern (am nördlichen Querschiff ebenso).

Fig. 11: in den Fuudameutmaueru der
südlichen Arkadeuwaud im Schiff gefundener
Fensterlaibungsquader.

Fig. 12 und 13: Bogenfries an der
Westseite des nördlichen und südlichen Quer-
schiffs.

Fig. 14 und 14 a: Fenster der Chor-
absis.

Fig. 15: Bogensries am nördlichen Quer-
schiffgiebel.

Fig. 10 und 17: Bogensries an der
Nordseite und Südseite des Chores.

Fig. 18 und 18 a: Bogenfries am süd-
lichen Querschifsgiebel.

Man war der Ansicht gewesen, die bei-
den Außenmanern des Langhauses seien,
abgesehen von einer späteren Erhöhung,
die ursprünglichen Wände der romanischen
Seitenschiffe und man lebte der Hoffnung,
durch Nachgrabung im Kirchenboden die
Fundamente der einstigen Arkadenpfeiler
zu finden. Nun fand man aber vielmehr
nach der Südseite hin ein dnrehlaufendes,
romanisches Manersnndament, gegen das
Querhaus mit Pfeileransätzen verstärkt.
Nördlich entsprach demselben ein paralleler
Mauertrakt, der aber nicht durchlief,
sondern nach Westen hin bloß in drei
einzelnen Pfeilersundamenten von bedeuten-
der Stärke seine Fortsetzung fand. Weiter-
hin ergab sich, daß zwar wohl die nörd-
liche Außenmauer und die unteren Theile
der Westgiebelmauer noch romanisch waren,
wiewohl nicht gleicher Konstruktion mit
den Mauern des Querschisfs und Chores,

— letztere nämlich zeigeil sog. römisches
Gemäuer, zwei Quaderschichten außen nitb
innen, der Zwischenraum mit Bröckeln und
Mörtelgnß ausgefüllt (vgl. die Zeichnung
links am Chor auf dem Grundriß), elftere
haben nur außen eine Quaderlage, innen
Bröckelgemäuer (vgl. den Schnitt A—B),

— daß aber die Südmauer in der spät-
gothischen Zeit aufgeführt wurde.

Hieraus ergibt sich folgendes, freilich
nicht in allen Theilen ganz klares Bild der
ursprünglichen Anlage nitb der späteren
Veränderungen der Kirche. Der alte
Chor erhielt sich im Ganzen intakt. Nur
das Gesims der Abside war schadhaft ge-
worden. Das Absidenfeuster ist noch ur-
sprünglich, dagegen wurden die Seitenfenster
des Chores später erbreitert, und zwar in
der Weise, daß man einfach den Rundbogen
in die horizontalen Quaderschichten ein-
brach. In die Südmauer des Chores
wurde eine Thüre eingebrochen in die süd-
lich angeschiftete, sehr schlecht gebaute
Sakristei. Am Querschiff war die grau-
samste Veränderung die Entfernung der
beiden Absiden im vorigen Jahrhundert,
wohl weil sie baulich stark herabgekommen
waren und die Südabside dem Sakristei-
anbau im Weg stand. Zu gleicher Zeit
 
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