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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 16.1898

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Nr. 5
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Schöninger, Artur: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15903#0043

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sich anzupassen, die ebenso originell, als
gelangen erscheint und dabei an die Geld-
nnttel keine übertriebenen Anforderungen
stellt. Auch hier wurde der Voranschlag
nicht erreicht, während er sonst oft weit
überschritten wird. Der Thurm zu Baven-
dorf winkt nun freundlich ins Schufsen-
thal hinunter und 511 den gegenüberliegen-
den Höhen; die Aussicht aus seinen Ar-
kaden auf See und Gebirge ist bei klarem
Wetter eine unvergleichlich schöne.

Deur prächtigen Dhnrin sollte das Kirch-
lein darunter auch etwas angepaßt werden
und so wurden gleichzeitig mit dem Thurm-
bau und allmählig nachher verschiedene
Verschönerungen begonnen intb durch-
geführt.

Die Pfarrkirche 31t Bavendorf war bis
znm Jahr 1833 eine Filialkirche von
Obertheuringen und nicht.größer als solche
bescheidene Filialkapellen sind. Erbaut soll
sie 1737 sein, d. h. wahrscheinlich wieder
erbaut an Stelle eines alten gothischen
Kirchleins von dem heutigen Tags noch
ein einfacher gothifcher Wandtabernakel int
Lhörlein zu sehen ist. Unter dein that-
kräftigen und gelehrten Pfarrer 4)r. Bi-
sehosberger wurde anfangs der 60er Jahre
das Kirchlein verlängert intb ronranisirt,
d. h. die flachbogigen Fenster in rund-
bogige umgewandelt. Unter denr Nach-
folger Bischofbergers, Pfr. Kees, kaut ein
romanischer Altar von Reihing in Tett-
nang in die Kirche, der in feinem Ausbatt
nicht übel ist. Rterkwürdigerweise stellte
man dem romanischen Hochaltar tu gothi-
schenl Enthnsiasntns zwei gothifche Seitett-
altäre und eine gothifche Kanzel zttr Seite.
Von de'n alten Altären blieb, außer bent
Hochaltarbild, auch nicht eine Spur er-
halten. Alles nengothisch ititb wildronran-
tisch ! Dazu kaut eilt ntittelntäßiges Deckett-
bild vott einem ZNaler Sattler, die Taufe
Jesu int Jordan darstellend. Es war
sonnt die ganze Inneneinrichtung der Kirche
gleichsant ttoch neu und scheinbar gab es
da tticht viel ztt renoviren. Als man
aber einmal an fangen wollte, war es
schwer ztt bestintnten, tvas ttttd wo soll
man beginnen, soll man malen, soll man
netten Boden legen, soll man nette Seiten-
altäre machen lassen oder gar nur neue
Fahnett anschasfen? Da warett es die
Wände der Kirche, die zuerst ttach einer

Reparatur verlangten. Trotzdem daß auf
der Nordseite der Kirche ein Graben mit
Eementbeton gezogett worden war, tvar
gerade die Nordwattd dermaßen feucht,
schimmelig unb pilzig und vont Salpeter
zerfressen, daß sie einen häßlichen Anblick
darbot, namentlich in unmittelbarer Nähe
des Marienaltars. Deßhalb sieng der
reftaurireube Pfarrer mit den Wänden
an uttd überlegte, wie dem Uebel abzu-
helfett wäre. Dabei kaut er auf dett Ge-
danken , es mit eitter Wandverkleidung
durch Mettlacherplättchen ztt versttchen. Er
ließ von Felir Acüller in Stuttgart eilte
Mustersammlung kommett, in welcher sich
sehr schöne, attch kirchlich ganz passende
Wandplattenntttster befanden. Aber der
Preis war viel ztt hoch. Darunt tnnßte
matt sich eben mit einfachent Atuster be-
gnügen. Wenn in Spanien die blauen
azuleios in vielett Kirchen einett guten
Eindruck machen, warunt sollte einer schwä-
bischen Dorskirche ein einfaches blattweißes
Dessin, die Ravensburger Stadtfarbett,
nicht auch gut ansiehen? So wurdett nun
zunächst die Wände bis auf's Gestein ab-
ttnd ansgekratzt, dann ein Cementsockel von
etwa 40 cm Höhe gezogen, darüber eilt
einfacher Fries aus braunen Plättchett ein-
gesetzt, ebenfalls in ©erneut, wie überhaupt
alle Plättchen, dann das Hauptfeld mit
blauen und weißen, über Eck gesetztett
Platten und über diesent eine breite, mehr-
farbige, romanische Bordüre. Den Ab-
schluß nach oben uttd zu den Fensterbänken
bildet ein bemaltes Wasserschlaggestmschen
ans Gyps. Diese Wandverkleidung kam
etwas theuer zu stehen, hat aber noch
Niemand gereut, denn sie ist dauerhaft,
wetterbeständig, leicht und immer zu rei-
nigen, wird nicht abgerieben und hebt das
gattze Innere einer Kirche. Ich würde
dieselbe überall da namentlich empfehlen,
wo bei schmalen Seitengängen die Wand-
bentalung samntt dem Verputz alsbald
weggerieben wird und absällt und wo die
Wände feucht sind. Wo die Mittel besser
vorhanden sind als in Bavendorf, kann
eilt schöneres, reicheres, kirchlicheres Neuster
gettommen werden.

Was sollte mit den Altären geschehen?
Hittauswerfen konnte inan sie nicht, dazu
waren sie doch noch zu neu und ztt schön,
obwohl sie nicht in die romanische Kirche
 
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