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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 4
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [10]
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hehlte, zumal die erhofften Nagelflnefelsen
nicht in erwünschter Mächtigkeit zu Tage
traten. Man beschloß, die Grundmauern
möglichst tief zu legen und bis zur Sockel-
höhe in Zement aus besten: Material ans-
zuführen, ums bedeutende Kosten verursachte,
da nran, um den nöthigen Platz zu ge-
winnen, über den steil abfallenden Gottes-
acker Hinausrücken und nach vorne eine
Mauer vvn 31/* m bis zur Terrainhöhe
aufführen mußte. Die Kosten beliefen sich
auf beinahe 7000 Mark, welche die Kirchen-
pflege bestritt. Die Beifuhr der 300 Wagen
Kies zunr Beton wurde unentgeldlich von
den Pfarrangehörigen geleistet. Durch die
Erweiterung hat die Kirche innerlich und
äußerlich an Freundlichkeit gewonnen,-die
Schuljugend und die chriftenlehrpflichtige
Jugend hat nun hinreichend Platz mtb
kann besser überschaut und überwacht wer-
den. Durch das Vorrücken der Jugend
ist auch für die Erwachsenen mehr Raun:
geschaffen morden.

Nachden: die Kirche erweitert war, er-
gab sich von selbst das Bedürfniß nach
entsprechender Dekorirung derselben und
nach einen: neuen Hochaltar. Die alten
Zopfaltäre wurden schon 1870 entfernt,
an deren Stelle traten zwei neue Seiten-
altäre mit guten Oelgemälden, Herz Jesu
und Mariä, von Maler Jakob ii: Re-
gensburg. Das Holzwerk ist in: sogen.
Münchener Stil ansgeführt. Au Stelle
des alten Hochaltares wurde um geringen
Preis ein entbehrlicher Tabernakelaltar
aus der Pfarrkirche zu Roggenzell erworben.
In: Jahre 1840 erbaut, kostete er 1000
Gulden, war mehr breit als hoch und
paßte nicht für den neuen Chor. Deshalb
war denn auch die erste Sorge des Pfar-
rers, daß ein neuer, würdiger Hochaltar
erstellt werde. Von den drei vorgelegten
Plänen entschied sich der Stiftungsrath für
den von Theodor S ch n e l l in Ravens-
burg gefertigten und hat seine Wahl nicht
zu bereuen. Er paßt vorzüglich in den
neuen Chor mtb ist ii: wahrhaft künst-
lerifcher Weise entworfen. Aus schönen:,
astfreien: Eichenholz und in den Forn:en
der edelsten Renaissance gebaut, erhebt er i
sich schlank und graziös in die Höhe, flan-
kirt von den beiden Chorfenstern, die ihm
mit noch zwei anderen reichliches Licht
spenden. Er hat in der Hauptnische eine

! schöne Kreuzignngsgruppe, in den beiden
Seitennischen die hl. Apostel Petrus und
Paulus; deu Abschluß nach oben bildet
eine kleinere Nische mit Gott Vater; über
der Mensa erhebt sich leicht und schlank
! der edel gezierte Tabernakel mit den: Peli-
! kan als Bekrönung. Das Antependiun:
stellt in: MiNelfeld das Opfer Isaaks dar-
in Hochrelief. Es sind an den: Altäre
besonders die ausgezeichnet modellirten und
geschnitzten Ornamente hervorzuheben. Von
den Figuren haben uns die Gestalten der
beiden Apostel an: besten gefallen. Beson-
ders gut wirkt der Altar auch durch seine
schönen Verhältnisse, mit welchen er in beit
Chor hineinkomponirt ist; er ist nicht mas-
sig und schwerfällig und doch füllt er den
Chor gut aus. Er n:uß mit einen: Worte
als ein Kunstwerk bezeichnet werden.

Die Dekorirung der Kirche wurde von
den: gleichen Atelier besorgt, aus den: der
Hochaltar stanunt. Sie ist in lichten und
! barnwnischeu Tönen dnrchgeführt. Des-
j gleichen wurden Kanzel, Seitenaltäre, das
! Chorgestühl n. s. w. neu gefaßt und in
! Farbengebung mit den: neuen Hochaltar
I in Einklang gebracht, ebenso wurden die
j alten Kirchenstühle (1606) angestrichen, so
daß die Kirche jetzt einen freundlichen und
Andacht erweckenden Eindruck inacht. Auch
die alten Fenster rnachten neuen, aus Ka-
i thedralglas gefertigten, Platz; um das rich-
tige Licht für Chor und Altar zu bringen,
j fehlen jetzt nur noch Glasmalereien zu den
beiden Seitei: des Hochaltares, wofür sich
! vielleicht früher oder später einige Stifter
; finden werden. Die Gesammtkosten der
Dekoration betragen 1900 Mk. ohne die
Fenster, der Hochaltar kommt aus die ge-
iviß bescheidene Sunuue von 3300 Mk.
Diese verausgabte Sunuue von 5200 Mk.
wurde mit Ausnahme von 1000 Mk.,
welche die Kirchenpflege leistete, von den
Pfarrkindern als freiwillige Beiträge auf-
gebracht.

13. Hofs bei Leutkirch. Die den: hl.
Gallus geweihte Pfarrkirche in Hofs stammt
noch aus gothischer Zeit, wie der polpgon
geschlossene Chor und die starken Strebe-
pfeiler an dessen Aeußeren: zeigen. Sie
wurde aber in: Jahre 1755 erweitert und
bei dieser Veränderung ihr die jetzige Ge-
stalt gegeben, inden: besonders in: Chore
das gothische Gewölbe verdeckt, vielleicht
 
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