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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 6
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [12]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0065

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würdigen, durchaus kirchlichen Eindruck
uitb im Einklänge mit den figuralen Dar-
stellungen an den Plafonds und der Art
der Fensterbehandlung haben wir hier eine
solide Pracht und Eleganz, die bei aller
Kirchlichkeit den Wshlthuendsten Eindruck
auf Jedermann nrachen wird.

Einer eigenen Behandlung in der Re-
novirung bedurften die Altäre, die ans
Stuckniarmor und deren Figuren aus
Gips hergestellt sind. Der Hochaltar war
eine Stiftung des Domprobstes von Horn-
stein; es sind aber, wie oben gesagt, die
Mensa, der Dabernakelaufbau und die
denselben umgebenden Theile verschwunden,
nur die hohe, in der Chornische ange-
brachte KalvariengrupW ist noch erhalten.
Der Altar war ein Werk des Bildhauers I o-
hann Friedrich Vollmar ans Ried-
lingen, der auch die Gipsverziernngen im
Chore verfertigte und hiefür 45 Kreuzer
pro Dag berechnete. Die Nebenaltäre find
in Stil uitb Form dem Hochaltar ange-
paßt; nur erhebt sich hinter der Mensa
derselben ein 22 Fuß hoher, pyramiden-
förmiger Aufbau niit einer Nische, der
zieutlich monumental wirkt. In der Nische
des linken Seitenaltares ist eine fast
lebensgroße Statue der Immaculata, zu
beiden Seiten der Nische befinden sich die
Statuen der Heiligen Franz Negis und
Karl Borromäus. In der Predella ist
die eherne Schlange in der Wüste, ans
welche Moses das Volk hinweist. Am
rechten Seitenaltar befindet sich in der
Mitte der hl. Joseph mit der Lilie und
auf Wolken stehend, zu beiden Seiten die
Heiligen Johann von Nepomuk mit Kru-
zifix uitb Palme und Othmar mit dem
Fäßchen unter dem Arm und in der Linken
den Abtsstab. Fast alle diese Gipssiguren
sind vorzüglich modellirt und lassen einen
ganz bedeutenden Meister erkennen. Be-
sonders großartig durchgeführt sind die
beiden Apostelsürsten Petrus und Paulus,
die noch vom Hochaltar erhalten sind.
Wenn auch ihre Gesten uitb ihr Gesichts-
ausdruck nach der Mode jener Zeit etwas
asfektirt sind, so zeigt doch ihre ganze Ge-
stalt, besonders ihre Gewandung eine aus-
gezeichnete Modellirnng. Auch diese Seiten-
nltäre stammen von dem Bildhauer Vollmar
ans Riedlingen, welcher für diese Arbeiten
750 fl. und „5 Dukaten Douceur", also

zusammen 775 fl. erhielt. Sämmtliche
Altäre wurden bei der Kircheneinweihung
am 23. Okt. 1785 von Augustus Joannes
Nepomucenus, Episcopus Epiphaniensis
et Praepositus Constantiensis, L. II.
de Hornstein Weitterdingen konsekrirt:
der Hochaltar in honorem B. M. V. in
coelos assumptae, S. Crucis, S. Gaili
et S. Mariae Magdalenae; der Ma-
rieualtar in honorem B^^° y_ Mariae
immaculatae conceptae, S. Caroli Bor-
romaei, S. Francisci Regis et S. Aga-
thae V. et M.; der Josephsaltar in ho-
norem S. Josephi Conf. Nutritii D. N.
Jesu Christi, S. Othmari, S. Joannis
Nepomuceni Presbyt. et Mart, et S.
Wendelini Confessoris. In die ein-
zelnen Altäre sind die Reliquien der hei-
ligen Märtyrer Felix, Viktor und Con-
stans eingeschlossen.

Der Stuckmarmor der Altäre wurde
bei der Renovation der Kirche von dem
Vorarlberger Leo Moosbrugger ans
Au aufs sorgfältigste geschlissen und erscheint
jetzt im schönsten Glanze; namentlich tritt
jetzt die seine Eleganz in der Abwechslung
der Farbentöne hervor. Die Figuren selbst
wurden, anpassend dem Stile der Altäre,
weiß gelassen und nur die Säume der
Gewänder vergoldet. — Für sämmtliche
bisher ausgeführten Arbeiten erhielt der
Dekorationsmaler 6000 Mark.

Der Plafond der Kirche hat im Schiss
drei Felder und im Chore eines, die mit
Gemälden ansgefüllt waren. Es war
anfangs zu vermuthen, daß sich hier unter
schlechter Uebermalung bessere Bilder be-
fänden und eine Restauration gute Kom-
positionen aus dem vorigen Jahrhundert
zum Vorschein bringen werde. Eine ge-
naue Untersuchung ergab jedoch, daß aller-
dings Freskobilder vorhanden waren, die
einmal restaurirt wurden, die zwar in
ihren Kompositionen — wohl nach bessern
Vorbildern — nicht so unleidlich, in ihrer
künstlerischen Ausführung aber so primitiv
waren, daß sie einer neuen Restauration
nicht mehr werth erschienen. Laut eines
Accordes vom L. Nov. 1763 stammten sie
von dem Maler Georg Höltz von Altheim
bei Riedlingen. Nach Anweisung des
Domprobstes von Hornstein hatte er in
das vordere Feld des Chores die Himmel-
fahrt Mariä und in die Felder des Lang-
 
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