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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 18.1900

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Nr. 4
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Schön, Theodor: Nachtrag zum Aufsatz "die Glockengießerkunst in der ehemaligen Reichsstadt Ulm"
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https://doi.org/10.11588/diglit.15905#0042

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Arme, wie Zum Beten ausgebreitet. Leider
ftitb sämmtliche Figuren sehr beschädigt?)
Die größte Glocke tu der Pfarrkirche zu
Witislingen, Bezirksamt Dilingen hat Pie-
Umschrift: .Anno domini MCCCCXXXVI.
per Johannem Fraedenberger de Vlma.
— O sancte Martine ora p. — Hainez
vom Kalb, Peter Nvoprecht III. richter ond
Hailigenpfleger, Hans Selezlu richter.
Zwischen den einzelnen Worten stehen als
Verzierungen Kannen, Sterne u. a. Die
Glocke trägt als Hauptbild Christus mit
Kreuz. Die 4 Enden des Kreuzes zeigen
Medaillons mit den Evaugeliftcnsymboleu;
unter dem Kreuze stehen Maria und Jo-
hannes. Am untern Rand der Glocke ist
das Bild der Verkündigung Marias sicht-
bar; rings um dasselbe laufen Bänder init
einer jetzt sehr undeutlichen Schrift; links
davon sitzt Maria, rechts ein Bischof. „Es
ist dieses eine sehr schöne Glocke, ein herr-
liches Werk des alten, kunstreichen Glocken-
gusses." Z

Die zweitgrößte Glocke in der Pfarr-
kirche in Apfeltrach, Bezirksautt Miudel-
heim, hat die Inschrift: Per manus Jo-
hannis Fraedenberger de Vlma, anno
Domini MCCCCXXXX. „Die schöne
Schrift mit reichen Ornamenten und die
herrlichen, leider theilweise arg beschädig-
ten Bildwerke, welche diese Glocke zieren,
machen dieselbe zu einem werthvollen Denk-
male einer edeln Kunst des Glocken-
gusses."^)

Die große Glocke in der Kirche in Ried-
heiiu, Bezirksamt Güuzbura, hat folgende
Uinschrift in gothischer Minuskel am Hals:
Anno domini MCCCCXLV per manus
Johannis Fraedenberger de Vlma,
zwischen den einzelnen Worten abwechselnd
Stern und Kanne. Im Relief ist eine
Kreuzigungsgruppe (das Kreuz mit den
Evangelistensymbol-Acedaillons, neben dem
Kreuz Maria und Johannes) angebracht,
mit untern Rand Mariä Verkündigung,
links davon Maria mit dem Kinde, rechts
St. Barbara mit Kelch und Hostie in der
Hand (als Schutzheilige gegen llugewitter :
und Feuersgefahr).Z

-) ebenda V, '601.

8) ebenda 111, 218, Anm. 17.

4) ebenda 11, ans, Anm. 2.

;'j ebenda V, 505, Anm. 15,

Dieser Johannes F r a e d e n b e r g e r ist
also 1430 — 1445 nachweisbar als Gießer.
Das Schiedungsglöcklein in der Kloster-
kirche in Deggingen, Landkap. Donau-
wörth, hat die Inschrift: Wolfgang Ried-
hardt in Ulm gos mich 1502?) Ist die
Zahl richtig gelesen und ist nicht 1592
statt 1502 zu lesen, wäre dieses ein ganz
neuer Gießer. Ihm folgt Jerg Kästner
mit der großen Glocke (1510 oder 1512)
und mittleren (1516) in Altheim, DA.
Ulm. Dann folgt die größere Glocke in
der Kapelle St. Stephani, Laurentii und
Viti zu Unterwiesenbach, Bezirksamt Krum-
bach mit der Inschrift am Hals mit go-
thischer Minuskel: In Maria saut Ma-
theus, Marcus, 'Lucas, Johannes ergos
mich Jerg Kästner zu Vlm anno dni 1517,
die einzelnen Worte durch Längeustrich oder
durch Glocken geschieden. Unter der Um-
schrift befindet sich ein Relief Acaria mit
dem Kind?) Weitere Werke Jerg Kästners
sind die größere Glocke in Oellingen, OA.
Ulm (1518), die Frühglocke im Münster
zu Ulm und die Glocke in Merklingen,
OA. Blaubeuren (1520), und die größte
Glocke in Weiler, OA. Gmünd (1522).
Er ist somit von 1510 oder 12 bis 1522
als Gießer nachweisbar.

Der von mir als Glockengießer 1549
und 52 und 55 nachgewiesene Stephan
Fürst goß auch die größere Glocke in der
Pfarrkirche in Riedhansen in Moor, Land-
kapitel Jchenhausen, die in gothischer
Minuskel die Inschrift hat:

Aus gotes namen bin ich geflosen

Stessan First zvo Vlm hat mich goseu
1549.V

Die von ihm für Schorndorf gegossene
Glocke hatte nach Crusius suevicorum
annalium über XII partis III caput VII
die Inschrift:

Auß dem Fewr bin ich geflossen,

Stephan Fürst von Ulm hat mich ge-
gossen anno 1561.

Somit ist Stephan Fürst als Gießer
1549—61 nachweisbar.

Der aus Ulm gebürtige Wolfgang R e i d-
Hardt der jüngere goß noch außer den
von mir erwähnten Glocken von 1605,

6) ebenda 111, 052, Anm. 48.
0 ebenda V, 547, Anm. 14.
sj ebenda V, 4.44, Anm. 18.
 
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