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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 19.1901

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Nr. 4
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Die neue St. Elisabethen-Kirche in Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.15906#0030

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i]iiu] dahin, die Kirche solle in romanischem ^
Stil errichtet werden, 800 Sitz- ltitb
Knieeplätze fassen nnd die Summe von
270 000 M. nicht überschreiten. —

Nachdem die sehr bedeutenden Funda-
meutierungsarbeiten ju Ende geführt
waren, erhob sich der stattliche Kirchen-
bau rasch, so daß er noch vor Winter
l 900 unter Dach kam. In diesem
Jahre erfolgt der Ausbau des Innern
(Wölbung) und des Thurnies unb die
Fertigstellung der nothweudigeu Aus-
stattung, und bis Spätherbst hofft iiuut
die Kirche, die eine hervorragende Zierde
der Stadt und speziell des Bismarckplatzes
bildet, den sie mit ihrer ganzen Längseite
beherrscht, durch die bischöfliche Konse-
kration geweiht wtb daun dem Gebrauch
übergeben zu sehen.

Die St. Elisabethenkirche ist ein so hervor-
ragender Van, daß es angezeigt erscheinen
muß, sie im „Archiv" eigens §u besprechen.

Wir beschränken uns indessen für dies-
mal daraus, die verschiedenen Planzeich-
nuugeusammt einer rein technisch gehaltenen
Erläuterung mitzutheilen; die Wirkung des
Baues Ou Aeußeren und Inneren wird
nach der Vollendung desselben bei der
Konsekration geschildert werden. Es mag
genügen, hier 311 konstatieren, daß in den
Kreisen der Fachmänner und des übrigen
Publikums nur Eine Stimme der Anerken-
nung dieses inonumentalen Werkes herrscht.

Für die Grundrißanlage der Kirche wurde
voin hochwürdigsten Herrn Bischof das in
Laach zuerst austretende gothische System mit
re chteckig e u Gewölbjochen gewählt. Der
Bedeutung des Gotteshauses entsprechend
nnd der äußeren Grnppiruug der Massen
wegen ist auch das Querschiff von dort
herübergenommen worden.

Der Architekt ging von dem Grundsatz
aus, von den konstruktiven Errnngenschasten
der französischen Gothik, luo immer nur
nngänglich, Gebrauch zu machen und den
romanischen Stil in der Hauptsache auf
die Dekoration des Aeußern zu beschränken.

Die Anlage repräsentiert als gewölbte
Basilika eine für schwäbische Verhältnisse
bedeutendere Pfarrkirche, ihren Dimensio-
nen nach die meisten Stuttgarter Kirchen
aus neuerer Zeit überragend. Um für
die Orgelempore genügend Raum zu ge-
winnen, ist das Mittelschiff gegen Westen

über das Jochspstein um 2,0 m verlängert
worden, der einspringende Winkel jedoch
durch einen über das Hochwerkgesims rei-
chenden, die Ecke markirenden Treppenthurm
ausgefüllt.

Rechts am Westgiebel ist das Strebe-
system durch einen Querbau abgeschlossen,
dessen Untergeschoß die Tauskapelle enthält,
während der obere Stock zur Aufbewah-
rung von Requisiten und Mnnkalien des
Kirchenchores benützt werden kann.

Ohne die Raumwirkung im Innern
zu stören, vielmehr zur Belebung der un-
gegliederten Querschiffgiebelwände dienend,
sind in beiden Querschiffen ebenfalls, ähn-
lich ivie in der Stuttgarter Marienkirche,
schmale Emporen eingebaut, deren Zugang
durch am Aeußern malerisch zur Geltung
kommende Treppeutürmchenvermitteltwud.
Diese Anordnung hat sich von selbst er-
geben, dieselbe ist aber auch au der Kirche
zu Sinzig a./Rh. zu treffen.

An das Chorquadrat lehnt sich links
der Thurm, rechts die zweistöckig Sakristei:
diese sowohl als auch der kleine Anbau
(mit Reqnintenraum) an ersterem bilden
lediglich eine Fortsetzung der Seitenschiffe,
wodurch das Ganze an Klarheit und Ein-
heitlichkeit nur gewinnen kann.

Die Stirngiebel dieser leiden Bautheile
dienen zugleich als Strebemauern gege 1
den doppelten Schub des Gewölbes im
Chorquadrat und des Chorapsisbegens.

Bei dem von einem Punkt aus nach
drei Seiten abfallenden Terrain mußte
der Bau aus eine ca. 3 m hohe Terrasse
gestellt werden.

Im folgeudeu geben nur auch die haupt-
sächlichsten Angaben über die Raumver-
hältnisse und Kosten der Kirche.

1. Dimeusio n e n:

Gesainmtlänge

7)5,10'0 m

Gesammtbreite int Querschiff

20,88 „

Gesainmtbreite im Langhaus

19,38 „

Mittelschiffwette

9,50 „

Mittelschiffhöhe

16,10 „

Höhe voit (5hor und Vierung

16,60 „

Höhe des Thurmmassivs vorn Schisf-
büden an

35,30 „

Höhe des Thurinhelines

17,00 „

Nutzbare Bodenfläche der Orgelempore

90 □ m

Nutzbare Bodenfläche der Querschiff-
emporeit

ö k „

Nutzbare Bodenfläche der Neguisiten-
räume

70 „

Nutzbare Bodenfläche der beiden
Sakristeien

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