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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 19.1901

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Nr. 11
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Mayer, Franz Xaver: Beschreibung der Stiftskirche in Comburg, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15906#0095

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87

reducens. Plaec si legis viator lecordaie,
quid tibi sibique defunctus praecinerit nempe ;

Sum quod eris, modicum cineris
Pro me precor, ora. R. P.“

( - „In dieser Gruft ruhen die Gebeilte des
hochwürdigsteit und hochwohlgebornen Herrn,
Herrn Wilhelm Ulrich, Freiherr von Guttenberg,
Propst zu Worms, Dekan der Nitterkirche zu
Comburg und zu St. Burchard in Würzburg; >
geboren war er 1662 am 6. Nov., zum Dekan
erwählt 1695 für diese Kirche, welche er lobens-
werth 41 Jahre lang regierte; endlich starb er
der Welt ab am 5. Mai 1736, nachdem er zum
bleibenden Andenken gestiftet hatte: den Hoch-
altar, eine silberne Lampe, in der Nähe hängend,
eine tägliche heilige Messe, einen Jahrtag und
das Geld zum Haus für Konvertiten, sie auf
diese Weise zum wahren Glauben zurückführend.
Wenn tut, Wandrer, dieses liest, erinnere dich,
was dieser, dir und sich selbst Verstorbene weis-
sagt; neinlich: Was du wirst werden, bin ich
schon: ein wenig Erden; für mich, bitt ich, bete.
R. l’.") Zwischen beiden letzten Buchstaben ist
ein Todtenkopf abgebildet. — Dieser Dekan ist
der Erbauer oder Restaurator vieler Gebäude,
die sein Wappen — eine vierblättrige Rose —
tragen.

Die Chor st ü h l e

ait den beiden Seiten des Chors für Probst tutb
Dekait und für zwei Dignitäre, für acht Chor-
herren und zwölf Chorvikare sind in dem An-
fang der vorigen Jahrhunderts von Meister Her-
inann Eckmann, Schreiner zu Würzburg und
Balthasar Oesterbauer, Bildhauer, erstellt, ntit
Mabasterpfeilern und vergoldeten geschnitzten Nah-
men mit Alabasterfüllungeit an der Brüstung,
Rückwand und mit Baldachin.

In der Sakristei sind

die zwei romanischen Leuchterchen

aufbewahrt. Dieselben haben je drei Füße, die
in einen gravirten Schuh endigen und zwischen
denselben kraftvolles durchbrochenes Laubwerk.
Der runde Kitauf ist voit einem Perlstab oben
und unten eingefaßt und voit Blätterornament
durchbrocheit (ähnlich an einem Bronce-Leuchter
aus dem zwölften Jahrhundert iit der Samut-
lung vaterländischer Alterthümer tu Stuttgart).
Am Schaft oberhalb des Knaufs und unten mt
der Lichtschale ist stark hervortreteitdes Laubwerk
angebracht. Diese Altarleuchter haben eilte Höhe
von 21,5 Centimeter bis «n den Rand der Licht-
schale, bis zur Spitze des Dorns 26 Centimeter.

Treteit wir vom Chor durch die marmorne
Kommunionbank in das Mittelschiff, so steheit wir
über der

S t i f t e r g r u f t

des Benediktinerklofters: Heiitrich und Bur-
chard, Grafen voit Rothenburg a> T.,
Wignand »on Mainz und des dritten
Abtes Hartwig, des Stifters des Kronleuch-
ters (ct. „Archiv" 1898. S. 77) über der Gruft.
Diese ist bedeckt mit einem Steine mit romanischen
Ornamenten, der ziemlich ausgetreteit ist und ge-
schützt wird durch eine hölzerne Verschalung. Auf

dem Deckel des steinernen 1570 erneuerten läng-
lich-viereckigen Sarkophags in der Gruft, in welche
0 Stufen hinabführen, find folgende Verse ein-
gehauen:

nHic fundatorum sunt, o Nicolae tuorum
Ossa resrrvata, prece regna repende beata,
Haeres ipsorum factus; tua laus et eorum
Iide resultabit, dum mundi machina stabil.
Tempore multorum quod cognilio sit eorum
Cellae sepulcrorum sunt nomina sculpta
virorum

Henrich, Wigandus, Burchard et abbas vene-
randus (Hartwig)

(cf. Müller, Schloß Groß-Comburg 1894 S. 15).

— „Hier sind, o Nikolaus, die Gebeine deiner
Stifter aufbewahrt; als Vergeltung erbitt ihneit
die seligeit Reiche, da tut ihr Erbe geworden;
dein und ihr Lob wird in diesem Tempel wider-
hallen, solang die Weltenmaschine Bestand haben
wird. Daß in langer Zeit Kenntniß voit ihnen
herrsche, fiitd dent Grabkämmerchen die Namen
dieser Männer eingehauen: Heinrich, Wigand,
Burchard und der ehrwürdige Abt (Hartwig)."

Eine alte Uebersetzung gibt den Sinn der In-
schrift in folgender Weise kurz:

„Hier ruheit der Stifter Reste;

Für sie im Himntel flehe,

St. Niklas, ihrer Gaben Erb'.

Ihr Lob sei stets lebendig,

Ihr Name itie vergeh!

Heinrich, Burchard, Wigand, Hartwig."

Die Gruft ist nicht zugänglich.

Die b e i d e n Neben altäre
haben zu beideit Seiteit je Marmorsäulen, welche
Engel mit ben Leidenswerkzeugen auf Wolken
tragen und ein Oelgemälde auf Leinwand ein-
schließen, nebelt welchem Heiligenstatuen stehen.
Der Altar aus der Epistelseite hat als Altarbild :
Christus im Kerker — daneben die lebensgroßen
Statuen der 2Cpofte£ Petrus und Paulus (aus
Holz) —, über dem Tabernakel mit dem Wappen
Erthals. Der Altar aus der Evangelienseite hat
als Oelgemälde eine Pieta von „Oßwald Onghers
1662", die Statuen voit Maria Magdalena ntit
dent Salbengefäß und einer unbekannten Hei-
ligen mit einer Traube auf dent Buch als Symbol.
An der Nordwand des Schiffes befindet sich
Das Berlichingen-Denkmal (1592)
aus Alabaster, eilte schöne Renaissance-Arbeit.
Zwischen zwei kanelierten Säulen, welche den
obern Abschluß mit einer stehenden weiblichen
Figur zwischen dem Wappen von Berlichingen
tutb von Vellberg tragen, kniet eine Fratt in
einem faltenreichen Mantel tutb Halskrause vor
einem Kruzifix, betend aus einem offenen Buche;
hinter ihr kniet ein Ritter in voller Rüstung
(nur der Helm ist abgenommen und liegt vor
seinen Knieen) aus einem Wolfe, den er mit
beideit Händen aut Racheit hält. Am Architrav
tutb hinter den beiden Säulen finb 32 Agnaten-
ivappen, jedes mit dem Namen versehen, angebracht,
unten die voit Berlichingeit und Bödigheim-
Collenberg. Die Inschrift unter dent Ritter tautet
(in lateinischen großen Buchstaben): „Anno Dni
1592 hat der edel und ehrnvest Georg Phi-
lips von Berlichingen zu Dortzbach seines
 
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