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Einfachheit und eine maßvolle Beschränkung
im Aufwands der Ornamentik zeigt. ES
maltet hier nicht, wie gewöhnlich bei
diesem Stile, das Ornament in schwülstiger
Ueberladung und üppigem Reichtum vor,
wir seheu vielmehr die architektonischen
Formen und Gesetze hinlänglich in die Er-
scheinung treten. Die Wände werden in,
Schiff und Chor durch Pilaster mit Kapi-
talen korinthischer Ordnung gegliedert,
darüber ziehen, getrennt durch das gleich-
sam mit einer Art Triglyphen dekorierte
Fries, die vielfach geschweiften, aber nicht
übermäßig ausladenden Gesimse, die eine
einfache aber gute Profilbildung zeigen,
lieber dem Gesimse, rvo man eine Hohl-
kehle als Uebergang zum Plafond er-
wartet, erscheint gleichsam eine Wieder-
holung des untern Architekturbildes, in-
dem dieser weit über eine Hohlkehle
hinausreichende, den Uebergang von der
Wand zum Plafond bildende Bauteil
wieder durch Pilaster mit Kapitälen, aber
ganz flachen, die der geschweiften Wand
folgen, dekoriert ist. Diese ganz flachen
Wandpfeiler bilden zugleich die Um-
rahmungen der hier angebrachten Me-
daillonsbilder.
Im Jahre 1869 wurde die Kirche, so-
weit das ohne Gerüste möglich war, aus-
geweißt, blieb aber sonst ohne jede Restau-
ration. Eine solche wurde mit der Zeit
zur unabweislichen Notwendigkeit, und es
wandte sich deshalb der Pfarrherr der
Kirche im November 1901 an den Vor-
stand des Diözesan-Knnstvereins, um Ein-
leitung in die Restauration zu treffen.
Als Künstler wurden berufen °. für die
Renovation der Freskomalereien der Kunst-
maler H. Siebe n r o ck ans Stuttgart, für
die dekorative Ausmalung der Kirche und
die Renovation der Altäre, Kanzel u. s. w.
der Dekorationsmaler Fr. S. Edel-
mann ans Donzdorf und für die Reu-
herstellnng der Fenster die Tiroler-
glas Malerei in Innsbruck. Ende
Februar 1902 waren sämtliche Pläne und
Kostenvoranschläge für dieKirche fertiggestellt
und konnten der kirchlichen Oberbehörde
zur Genehmigung vorgelegt werden; am
8. April dieses Jahres wurde dann vor
allem mit der Erstellung des Gerüstes im
Schiffe begonnen, um eine Untersuchung
besonders über die Haltbarkeit des großen
l Plafondsbildes anstellen zu können. Be-
! vor aber mit der Ausmalnnz begonnen
werden konnte, waren ziemlich viele Vor-
arbeiten nötig; es mußten nicht nur
Wände und Stuckornamente gründlich von
Farbe, Staub u. s. w. gereinigt, sondern
auch viel Schadhaftes und Fehlendes er-
gänzt und erneuert werden. Blau suchte
nämlich in früheren Jahren die in die
Kirche eingedrungenen Vögel dadurch zu
verscheuchen oder unschädlich zu machen,
daß man mit Schroten darnach geschossen
hat. Natürlich mußten dadurch eine
Menge Stukkaturen, Gesimse und be-
sonders auch die Fresken beschädigt
werden, und war es daher vor allem un-
erläßlich, daß Gipser und Stukkateure be-
rufen wurden, um die schadhaften Ge-
simse auszubessern, teils auch solche nach-
zuziehen und die fehlenden Stuckoruamente
zu ergänzen. Es mußten für diese Arbeiten
allein 1000 Mark angesetzt werden.
Was nun die Ausmalung der
Kirche betrifft, betrachten wir kurz die
Fresken, mit welchen das Gotteshaus
ziemlich reich ausgestattet ist, und die
von Kunstmaler Siebenrock einer sorg-
fältigen und gelungenen Renovierung
unterworfen wurden. Im Chor der
Kirche sehen wir das Lamm Gottes dar-
gestellt, vor welchem die 24 Aeltesten in
weißen Gewändern anbetend niederfallen,
jenes Gesicht, wie es der hl. Johannes
der Evangelist in seiner Offenbarung (6, 8)
schaut. Das Bild ist in die flache Kuppel
hineinkomponiert, die gleichsam auf der
perspektivisch gemalten Architektur ruht.
Der Plafond des Schiffes hat als Haupt-
darstellnug die Predigt des hl. Jo-
hannes des Täufers, des Patrons
der Kirche, ein Freskogemälde von ge-
waltigen Dimensionen. Es mußte zuerst
das Gerüst erstellt und untersucht werden,
ob und inwieweit sich die mächtige und
nicht ungewandte Komposition erhalten
lasse. Es zeigte sich, daß die Hnuptdar-
stellung noch gut erhalten war und nur
eine größere Partie des gemalten Him-
mels erneuert werden mußte. Es war
das ein schweres Stück Arbeit und er-
forderte den ganzen. Fleiß und die Ge-
schicklichkeit des Meisters. Das Bild hat
das Monogramm: G. P. Lucello. F.
1772. Als Medäillonsbilder, Braun in
Einfachheit und eine maßvolle Beschränkung
im Aufwands der Ornamentik zeigt. ES
maltet hier nicht, wie gewöhnlich bei
diesem Stile, das Ornament in schwülstiger
Ueberladung und üppigem Reichtum vor,
wir seheu vielmehr die architektonischen
Formen und Gesetze hinlänglich in die Er-
scheinung treten. Die Wände werden in,
Schiff und Chor durch Pilaster mit Kapi-
talen korinthischer Ordnung gegliedert,
darüber ziehen, getrennt durch das gleich-
sam mit einer Art Triglyphen dekorierte
Fries, die vielfach geschweiften, aber nicht
übermäßig ausladenden Gesimse, die eine
einfache aber gute Profilbildung zeigen,
lieber dem Gesimse, rvo man eine Hohl-
kehle als Uebergang zum Plafond er-
wartet, erscheint gleichsam eine Wieder-
holung des untern Architekturbildes, in-
dem dieser weit über eine Hohlkehle
hinausreichende, den Uebergang von der
Wand zum Plafond bildende Bauteil
wieder durch Pilaster mit Kapitälen, aber
ganz flachen, die der geschweiften Wand
folgen, dekoriert ist. Diese ganz flachen
Wandpfeiler bilden zugleich die Um-
rahmungen der hier angebrachten Me-
daillonsbilder.
Im Jahre 1869 wurde die Kirche, so-
weit das ohne Gerüste möglich war, aus-
geweißt, blieb aber sonst ohne jede Restau-
ration. Eine solche wurde mit der Zeit
zur unabweislichen Notwendigkeit, und es
wandte sich deshalb der Pfarrherr der
Kirche im November 1901 an den Vor-
stand des Diözesan-Knnstvereins, um Ein-
leitung in die Restauration zu treffen.
Als Künstler wurden berufen °. für die
Renovation der Freskomalereien der Kunst-
maler H. Siebe n r o ck ans Stuttgart, für
die dekorative Ausmalung der Kirche und
die Renovation der Altäre, Kanzel u. s. w.
der Dekorationsmaler Fr. S. Edel-
mann ans Donzdorf und für die Reu-
herstellnng der Fenster die Tiroler-
glas Malerei in Innsbruck. Ende
Februar 1902 waren sämtliche Pläne und
Kostenvoranschläge für dieKirche fertiggestellt
und konnten der kirchlichen Oberbehörde
zur Genehmigung vorgelegt werden; am
8. April dieses Jahres wurde dann vor
allem mit der Erstellung des Gerüstes im
Schiffe begonnen, um eine Untersuchung
besonders über die Haltbarkeit des großen
l Plafondsbildes anstellen zu können. Be-
! vor aber mit der Ausmalnnz begonnen
werden konnte, waren ziemlich viele Vor-
arbeiten nötig; es mußten nicht nur
Wände und Stuckornamente gründlich von
Farbe, Staub u. s. w. gereinigt, sondern
auch viel Schadhaftes und Fehlendes er-
gänzt und erneuert werden. Blau suchte
nämlich in früheren Jahren die in die
Kirche eingedrungenen Vögel dadurch zu
verscheuchen oder unschädlich zu machen,
daß man mit Schroten darnach geschossen
hat. Natürlich mußten dadurch eine
Menge Stukkaturen, Gesimse und be-
sonders auch die Fresken beschädigt
werden, und war es daher vor allem un-
erläßlich, daß Gipser und Stukkateure be-
rufen wurden, um die schadhaften Ge-
simse auszubessern, teils auch solche nach-
zuziehen und die fehlenden Stuckoruamente
zu ergänzen. Es mußten für diese Arbeiten
allein 1000 Mark angesetzt werden.
Was nun die Ausmalung der
Kirche betrifft, betrachten wir kurz die
Fresken, mit welchen das Gotteshaus
ziemlich reich ausgestattet ist, und die
von Kunstmaler Siebenrock einer sorg-
fältigen und gelungenen Renovierung
unterworfen wurden. Im Chor der
Kirche sehen wir das Lamm Gottes dar-
gestellt, vor welchem die 24 Aeltesten in
weißen Gewändern anbetend niederfallen,
jenes Gesicht, wie es der hl. Johannes
der Evangelist in seiner Offenbarung (6, 8)
schaut. Das Bild ist in die flache Kuppel
hineinkomponiert, die gleichsam auf der
perspektivisch gemalten Architektur ruht.
Der Plafond des Schiffes hat als Haupt-
darstellnug die Predigt des hl. Jo-
hannes des Täufers, des Patrons
der Kirche, ein Freskogemälde von ge-
waltigen Dimensionen. Es mußte zuerst
das Gerüst erstellt und untersucht werden,
ob und inwieweit sich die mächtige und
nicht ungewandte Komposition erhalten
lasse. Es zeigte sich, daß die Hnuptdar-
stellung noch gut erhalten war und nur
eine größere Partie des gemalten Him-
mels erneuert werden mußte. Es war
das ein schweres Stück Arbeit und er-
forderte den ganzen. Fleiß und die Ge-
schicklichkeit des Meisters. Das Bild hat
das Monogramm: G. P. Lucello. F.
1772. Als Medäillonsbilder, Braun in