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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 22.1904

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Giefel, Joseph Anton: Die Kunstschätze des Klosters Weingarten zur Zeit der Säkularisation, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15937#0020

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befestigt sind. Sie ist 56 Schuh hoch und
enthält 76 Register und 6666 Pfeifen,
welche durch 12 starke Blasbälge, die im
rechten Turme angebracht sind, über das
Gesims in einer Lade den Wind erhalten.
Die Manual-Register der 4 Klaviere sind
durchaus ganz und neben dem Glocken-
spiel angenehm, zierlich und mannigfaltig.

Die Kanzel ist eben auch ein der schönen
Kirche angemessenes Werk von Bildhauer-
Arbeit, mit großen Figuren geziert, und
schöner Pflncknng von Gold und Gips-
marmor gefaßt. Sie ist 33 Schuh hoch
und hängt an einer Säule ans der Epistel-
seite, wodurch eine Treppe geschickt ange-
bracht worden. Der Künstler heißt Sporrer
und ist von Weingarten gebürtig, hält
sich aber wirklich zu Bettford im Elsaß auf.

Die Gemälde in der Kirche sind alle
von Meisterhänden. Das in der Erfindung,
in der Dauer uub Lebhaftigkeit der
Farben unvergleichliche Frescogemälde ist
die Arbeit des unvergeßlichen Kosmas
Damian Asam in München. Das Hoch-
altarbild ist 24 Schuh hoch, 11 Schuh
und 9 Zoll breit. Es stellt vor Gott Vater
in der Luft schwebend, Gott Sohn und
unsere liebe Frau auf eine Weltkugel ge-
stützt. Die Patrone des Stifts St. Joh.
Baptist, St. Benedict, Konrad, Alto, Os-
wald und Martin, welcher einen Bettler
neben sich sitzen hat und die Bewunderung
der Kenner ist. Der Maler heißt Ginlio
Penso von Genna. Obschon sein Name
selten in der Liste der Künstler gefunden
wird nnb auch seine Stücke, davon eines
der Herzog von Württemberg besitzt, das
andere in der Bildergallerie zu Wien sein
soll, nicht leicht angetroffen werden, so
gehört er doch unter die größten Maler
des vorigen Jahrhunderts.

Die Altarblätter von der Evangelien-
seite hinunter sind folgende:

1) Eine Kreuzigung Christi, 19 Schuh
2 Zoll hoch, 10 Schuh 2 Zoll breit —
die Schönheit dieses Bildes hat den Fresco-
maler Asam bis zum Weinen gerührt —
von Ginlio Penso.

2) Maria hilf, ein Pafsauerbild, etiva
5 Schuh hoch und 4 breit, von ebendem-
selben.

3) St. Sebastian, wie ihm die fromme
Matron Irene die Pfeile aus den Wun-
den auszieht, ein Nachstück, allen
Kennern schätzbar, von ebendemselben, hoch

l 1 Schuh 6 Zoll, breit 7 Schuh wie all
übrigen kleine Altarblätter.

4) Ein sterbender. Joseph. von Herrn
Carloni einem Italiener und Bruder des
Stukadors und Hofmaler zu Stuttgart.

Bon der Epistelseite hinunter:

1) Eine Ablösung Christi vom Kreuze,
in gleicher Größe mit der Kreuzigung auf
der andernSeite, von ebenbesagtenr Carloni.

2) Ein heiliger Benedict und Scho-
lastica, dann

3) die Enthauptung des heiligen Ja-
cob!, von Penso.

4) Ein heiliger Joh. Nepomuk, von
Spiegler von Constanz.

Auf der Evangelienseite hinunter sind
folgende:

1) Ein Christus, wie er ins Grab ge-
legt wird, mit mehreren Figuren, von
Michael Angela de Carravaggio, ein
Geschenk Kaisers Leopold.

2) Ein vom Kreuz abgelöster Christus,
wie er von Maria, Johannes und Magda-
lena beweint ivird, von van Dyck.

3) Ein Benedict von Ginlio Penso.

4) Ein heiliger Lorenz auf bem Rost,
von Christoph Storrer.

Auf der Epistelseite:

1) Ein heiliger Stephan, wie er ans
der Synagoge verstoßen wird, das letzte
Werk des Ginlio Penso.

2J Eine Maria mit dem Kind auf dem
Schoß und einen kleinen Joh. Baptist,
von Bincenz Malo aus Genua.

3) Ein heiliger Benedict, von Samuel
von Hochstraden und Niklas von Rosen-
dael, Niederländern.

4) Der Kindermord des Herodes, eine
glückliche Copie Nridalphs Schwerter von
Baden aus der Schweiz, der das kostbare
Original des Guido Nein zu copiren eigens
nach Bononien gereist ist 1656.

Die oberen Bildnisse in den 6 Altären
lind eine Arbeit Leopold Breysings von
Ueberlingen, ordentl. Malers von Wein-
garten, recht gut gemalt.

In der Sacristei hängen noch folgende
4 Gemälde:

_ Christus, dem Johannes auf seinem
Schoß ruht, und Christus, der seiner
Mutter das Abendmahl reicht, von Chri-
stoph Storrer.

Ein heiliger Benedict, der sterbend unter
den Händen seiner Jünger das Abend-
mahl empfängt, und
 
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