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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 22.1904

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Nr. 11
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Schermann, Theodor: Taufdarstellungen und -symbole der alten Kirche, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15937#0128
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kannten Sarkophagsknlptnren so ziemlich
dieselbe Auffassung gleich der des Gemäl-
des vorführen. Besonders verdient aber
jene Skulptur des Jnnins Bassns-Sar-
kophages (4. Jahrhundert) genannt zn
werden, wo ein Lannn, der Tänfer, einem
zweiten, Christus, den Fuß auf das Haupt
legt, während ans dem Schnabel der
Taube Wasser ans dieses herabfließt').
Die Ansschmücknng der Taufkapellen mit
der Taufe Christi am Jordan war beliebt.
Wir finden sie daher als Deckeumosaik im
ursinianischen Vaptisteriuin 8. Liovani
in tonte in Ravenna, wie im arianischen.
Auch in der Katakombe des hl. Pontianus
schmückt diese Scene das Baptisterium,
ähnlich jener in Ravenna. Die Jordan-
tanfe Christi im katholischen Baptisterium
(c. 450) fand eine Nachahmung in dem
ein Jahrhundert später von Theodorich mit
Mosaiken geschmückten arianischen Bapti-
sterium, welche beide dieses Bild an der
Decke in Mosaik ausgeführt darbieten.
Christus mit Bart und langen! Haar (im
arianischen Baptisterium bartlos) steht
nackt bis an den Unterleib im Jordan.
Johannes hält am Ufer des Flusses ein
verziertes Kreuz (Stab) in der Linken und
gießt Wasser auf das Haupt des Heilandes
ans einer Schale; über Christus schwebt
die Taube. Aehnliche Darstellungen finden
sich noch in andern Baptisterien, während
das des Lateran nur die Statuen Christi
und des Täufers zu enthalten schien. Der
Unistand, daß der Heiland öfters als
Knabe und unbekleidet dargestellt wird,
geschah mit Rücksicht auf die Taufzere-
monien, nach denen der Täufling meistens
untertaucheu uinßte. Die Täuflinge wurden
allgemein pueri, infantes genannt.

DieTaufe eines K atechnmenen^)
unterschied der Künstler von der Taufe
Christi dadurch, daß der Taufende priester-
liche Gewänder trägt, während Johannes
der Täufer nur mit dem Fellkleid um-
geben ist, und daß keine Taube dargestellt
wurde. In den Katakomben reichen solche
Darstellungen bis in das 2. Jahrhundert
zurück. Im ganzen sind dort noch vier

0 De Waal, Der Sarkophag des Junius
Bnssns i» den Grotten von St. Peter, Rom l900.
Bergl. Kirsch, Artikel Darstellungen der Taufe
in Kraus 3!. E. ll 834.

2) Wilpert, Die Malereien u. s. w. S. 260 f.

erhalten, während das Aelteste ivvhl in der
capdla greca der Katakombe S. Pris-
cilla schon vor längerer Zeit herabfiel.
Auch auf Grabsteinen, wie in der Klein-
kunst, waren diese Sceneu beliebt.

3. S y m b o l i s ch e Darstellungen
der Taufe. Wie wesentlich verschieden
die literarischen und dekorativen Denk-
male die Symbole der Taufe uns vor-
führen! Die Schriften der Väter bieten
ungleich mehr Symbole als die im Bild
uns entgegentretendcn, teils weil manche
infolge der Unfaßlichkeit nicht dargestellt
werden konnten, teils weil sie zu viel
Komposition verlangten und nicht ge-
nügender Raum zur Verfügung stand.
Die literarischen Tnufsymbole hängen mit
dem Ritus und den Gebeten der Tauf-
wasserweihezusammen,eiiiemStückLiturgie,
das wohl bereits in ausgebildeterer Form
schon in den ersten Jahrhunderten vor-
handen war. Denn die Prophezien und
Lesungen gehören zum Nrbestand des
Gottesdienstes; die Taufe ist neben der
eucharistischen Liturgie jener Bestandteil
des Gemeindegottesdienstes, auf welchen
das größte Gewicht gelegt wurde, und
dessen feierliche Spendung schon in den
frühesten Zeiten eine Fülle von Gebeten
und geheimnisvollen Zeremonien umgab.
Dazu gehörte auch die Weihe des Tauf-
wassers durch den Bischof, bei deren Voll-
ziehung alttestamentliche Typen der Taufe
zur Versinnbildnng des Sakraments vor-
gelesen wurden. Denn von der Weihe
des Wassers dachte man sich sogar zn
gewissen Zeiten die Wirkung des Sakra-
mentes materiell abhängig. Wenn Wilpert
heransgefnnden hat, daß das Wasser als
eines der notwendigsten Kennzeichen eines
Symboles des Taufsakramentes dient, so
stützte er sich nur auf den hl. Cyprian
von Karthago, der in einem Briefe schreibt:
„so oft in der Schrift allein von Wasser
die Rede ist, so ivird von der Taufe ge-
handelt *). Gemäß den Prophezien bei
der Taufwasserweihe behandelt Tertullian
in einer Schrift de baptismo die Sym-
bole, nach ihm der hl. Ambrosius in seiner
Schrift de mysteriis und der Verfasser
der Katechesen de saeramentis. Teil-
weise Anklänge bietet des hl. Cyprian

*) Wilpert, Die Malereien 262.
 
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