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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

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Nr. 2
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Drexler, ...: Katakombenmalerei und moderne Sepulkralkunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0023

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— 16

auf bot Tod Konstantins des Große».
Der Revers derselbe» zeigt die Büste des
Kaisers, der Avers de» Kaiser i» ganzer
Figur, wie er von der Hand Gottes aus
der Quadriga i» de» durch eine» Ster»
»»gedeutete» Himmel aufgeuvmmeu wird.
— I» einer der „Sakramentskapellen"
iu Sau Callisto sieht »tau aus sturm-
bewegter See ei» Schiff mit eiuem
Ala»» au Bord, der seine Arme zuut Gebete
ausstreckt. Eine über ihi» schwebende
Büste eines Jünglings Personifikation
Gottes) legt die Rechte auf dessen Haupt.
Das Schifflein auf stürmischem Meere ist die
schwer verfolgte Kirche. Der Insasse ist ein
verstorbenes Glied derselben, das von Gott in
Gnaden angenommen und ans den Drang-
salen in die ewige Ruhe aufgenoinmen
wird. Das Bild stammt aus der 2. Hälfte
des 2. Jahrhunderts. — Die Sama-
riter i n a in Jakobs b r u » u e» versinn-
bildet die Seele, die durch „den zunt ewigen
Leben sprudelnden Quell" (Joh. 4, 14)
erquickt wird. Erhalten sind zwei Bilder
aus dem Uebergang des 2.-3. Jahr-
hunderts. — Eine beliebte Darstellung
ist das Bild des M o s e s, der sich
die Sandalen löst, um zum bren-
nenden Dornbüsche hinzutreten. Er ist
der Typus des verstorbenen Gläubigen,
der sich nach der Atischaunng Gottes von
Angesicht zu Angesicht sehnt. (Sechs Fresken
aus dem 4. Jahrhundert.) — Leicht ver-
ständlich sind endlich die beiden Fresken
aus dem 4. Jahrhundert mit der Dar-
stellung der s ü n f k l u g e u I n n g f r a u e n,
welche die Bitte zum Ausdruck brin-
gen, die Abgeschiedene wolle mit diesen
zum himmlischen Hochzeitsmahle zugelassen
werden.

Diese Gebete mit Einlaß in den Himmel
steigern sich zu solcher Zuversicht, daß die
Verstorbenen schon an der ewigen Wonne
teilnehmend gedacht werden. Zahlreiche
Inschriften an den Gräbern drücken diese
Zuversicht unzweideutig ans, wie: „Per-
senes fand Aufnahme bei Gott"; „die
Seele der Julia Evariste wurde in das
himmlische Reich Christi unter die Hei-
ligen ausgenommen" n. s. w. (Wilpert
S. 431.) Die Malereien gehen auch
hier mit den Inschriften Hand in Hand
und bringen die Gewißheit, daß die Ver-
storbenen schon der Seligkeit teilhaftig!

sind, in mannigfachen Bildern zum Aus-
druck. DaS älteste dieser Bilder ist das
des Guten Hirten, von dem wir drei
Beispiele schon ans dem l. Jahrhundert
besitzen. Welche Bedeutung ihm in der
Funeralsymbolik der Katakomben zukommt,
ist durch das Gebet einer alten Toten-
liturgie nahegelegt: „Möge Gott dem
Verstorbenen im Gerichte barmherzig sein,
da er ihn ja durch seinen Tod erlöst,
von der Schuld befreit und mit dem
Vater versöhnt hat. Möge er sich
nun als den guten Hirten er-
weisen und ihn auf seinen Schultern
zur Herde zurücktragen". Auch die grie-
chische Begräbnisliteratur legt dem guten
Hirten diese Bedeutung bei, wenn sie den
Abgeschiedenen beten läßt: „Das verirrte
Schaf bin ich; rufe mich, Erlöser, und
rette mich!" (Wilpert S. 432.) Das von
dein guten Hirten auf seinen Schultern
getragene Schaf ist also ein Sinnbild der
dahingegangenen Seele, die voin Heiland
zu den Auserwählten gebracht wird. Int
ganzen lassen sich aus dent 1.—4. Jahr-
hundert nicht weniger als 88 Darstellungen
des guten Hirten Nachweisen. — Die
Bilder der sogenannten Oranten, die
ebenfalls Mitglieder der triumphierenden
Kirche darstellen, aber nach der Ansicht
Wilperts zugleich für ihre Hinterbliebenen
beten, werden wir in einem besonderen
Abschnitt behandeln. — Aus dem 4. Jahr-
hundert sind ferner vier Darstellungen
des himmlischen Mahles erhalten,
alle in derselben Katakombe der Heiligen
Petrus und Marzellinus und wahrschein-
lich von derselben Künstlerfamilie her-
rührend. Das Amt der Zurichtung des
Weines wird sinnigerweise nicht gewöhn-
lichen Dienern zngewiesen, sondern den
Personifikationen der „Liebe" (Agape)
und des „Friedens" (Irene), denn Liebe
und Friede sind die Hanptgüter des ewigen
Lebens. — Weitere Symbole der himm-
lischen Freude, in der die Verstorbenen
gedacht werden, sind die „Quellen des
lebendigen Wassers", ans denen
j bald Männer in der Tracht der Heiligen,
I bald bildlich dürstende Hirsche trinken
j (vgl. Ps. 41, 2).

(Schluß folgt.)
 
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