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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

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Nr. 4
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Osterritter, Theodor: Alte Brunnen mit kirchlichen Beziehungen, [1]
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Reiter, Joseph: Fenster und Schmuck der Nordseite bei alten Kirchen und Kirchlein
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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0050

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40

blume endigt. — Aus dem Anfang des
1 5. Jahrhunderts dürfte der Brunnen
im Kloster Lüne bei Lüneburg sein. Auf
einem steinernen polygonalen Sockel er-
hebt sich das bronzene Rundbecken, ans
dessen Mitte ein kurzer, turmartiger Auf-
bau emporsteigt, der mit einer krabben-
besetzten und oben durch eine Kreuzblume
gekrönte Pyramide abschließt. Die Stelle,
wo der kurze Aufbau in die Pyramide
übergeht, ist mit einem gotischen Zinnen-
kranz geschmückt, was dem Brunnen ein
ganz originelles, tnrmartiges Aussehen
verleiht.

Mit der Spätgotik kamen die monstranz-
artig sich aufbauenden Brunnen auf, die
oft einen filigranartigen Eindruck ans den
Beschauer machen. Leider hat sich von
diesen prächtigen Schöpfungen der Spät-
gotik nur wenig erhalten. Herrlich muß
einst der Klosterbrnnnen im Krenzgang zu
Hirsau gewesen sein, der jetzt in seinen
immer noch prächtigen Resten in Tein ach
profanen Zwecken dient. Dieser Brunnen
muß einst ein Werk von ausnehmender
Zartheit und Feinheit gewesen sein und
war gewiß eines der hervorragendsten
Brnnnenwerke der Spätgotik. Erhalten
haben sich von diesem Werk die drei sich
übereinander aufbauenden polygonalen
Schalen. Die unterste, größte Schale ist
aus einem Bnntsandstein und erhebt sich
auf einem llnterban, der mit vier Löwen-
köpfen geschmückt ist. Die zweite, mittlere
Schale hat Löwenköpfe als Wasserspender.
Der ganze Brunnen war mit einem un-
gemein zarten, monstranzartigen Aufbau
von Fiale» und zart durchbrochenem Maß-
werk versehen, von dem sich noch Reste
in Hirsau erhalten haben.

Alte Brunnen i n n e r halb der
Kirche selbst sind selten. Wo ein solcher
Brunnen vorhanden mar, bandelte es sich
entweder um eine heilige Quelle oder war
ans dem Platz der Kirche eine Quelle vor-
handen oder wurde ein Brunnen errichtet,
um das zum Gottesdienst nötige Wasser
zur Hand zu haben. Der berühmteste
dieser Brunnen ist der Ziehbrunnen im
Dom zu Regensburg, ein Werk Matth.
Noritzers, ca. 1500, ein Meisterwerk
deutscher Spätgotik. Der Brunnen, dessen
polygonaler Unterbau mit stilisiertem Blatt-
werk reliefartig geschmückt ist, ist mit einem

baldachinartigen, vierseitigen Aufsatz über-
baut, der mit schön durchbrochenem Maß-
werk und kräftigen Fialen nach oben ab-
schließt. An der Vorderseite des eine»,
mit Blendmaßwerk geschmückten Stütz-
pfeilers befinden sich unter hübschen Bal-
dachinen die Statuen Christus uub die
Samariterin. Das ganze Werk bat, im
Gegensatz zu den sonst so zarten, filigran-
artigen Werken der Spätgotik, einen kraft-
vollen, monumentalen Charakter.

(Fortsetzung folgt.)

Fenster und Schmuck der Nordseite
bei alten Kirchen und Kirchlein.

Von Dekan Reiter.

Wir betrachten es als einen selbstver-
ständlichen Kanon, daß auf der Nordseite
einer zu erbauenden Kirche ebenso viele
Fenster angebracht werden als wie auf
der Südseite. Früher scheint dieser Kanon
nicht allgemein in Geltung gewesen zu
sein. Einige Beispiele, die wir uns no-
tiert haben, »lügen dies erhärten.

Die S. Georgskirche ans dem Auer-
berg, Pfarrei Bernbeuren bei Füssen,
stammt teilweise aus der gotischen Zeit.
Der Chor hat auf der Nordseite keine
Fenster, das Langhaus hat auf der Nord-
seite nur ein eingebrochenes Fenster. In
Knöringen, Kapitel Jchenhansen, fehlen
die Fenster an der Nord- und Westseite
der Kirche, deren Bau 1481 begonnen
wurde. Der Chor der Kirche in Jet-
tingen, Landkapitel Jettingen, wurde 1475
eingeweiht; die „Langwand" erhielt erst
in neuester Zeit Fenster. Die Kapelle

S. Heimeram in Taiting, Landkapitel
Friedberg, ist romanisch; in die ursprüng-
lich fensterlose Nordseite wurden später
Fenster eingebrochen. Die Nordseite der
Kirche in Gundramsried, Landkapitel
Hohenwart, hatte ehemals keine Fenster.
In Tanau, Filial von Zimmerbach, OA.
Gmünd, ein altes hübsches Kirchlein: an
der Südseite eine Pforte mit spätgotischer
Gliederung und zwei Spitzbogenfenster,
deren Füllung fehlt; an der Nordseite ein
Fenster. Die Nordseite der Kirche des
hl. Cyriakus in Altdorf, Kreis Molsheim
im Elsaß, zeigt außen ein gotisches Blend-
fenster.

Die Fenster des nördlichen Qnerschisfes
 
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