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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

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Nr. 6
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Reiter, Joseph: Zur Darstellung der hl. Dreifaltigkeit
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0075

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64

der Mitte des 1.4. Jahrhunderts stam-
mende» wundervollen Teppich, Marien-
teppich geheißen, weil seine Hauptdar-
stellnugen Scene» ans dem Marieulebeu
wiedergeben. Auf diesem Teppich ist bei
der Scene „Mariä Verkündigung" die
hl. Dreifaltigkeit in Gestalt eines drei-
fachen Gesichtes in einer Aureole zu sehen.
Von jedem Munde dieses dreifachen Ge-
sichtes geht ein Spruchband aus: auf
dein linken Bande steht „ich sende dich
ns", ans dem mittleren „ich bi gehor-
sam biz in den bot", ans dem rechten
„ich bi mit. (das andere ist un-

leserlich). Diese Art der Trinitätsdar-
stellnng trifft man heute noch, namentlich
als Gemälde, auf dem Schwarzwalde.
(Vergl. das Buch: „Die Bilderteppiche
und Stickereien in der städtischen Alter-
tümersammlung zu Freiburg im Breis-
gan. Von Konservator Dr. Hermann
Schweitzer".)

Literatur.

Klassikerder Kunst inGcsamtansgabeuVl. Bd.:
Velazquez. Stuttgart, Deutsche Ver-
lagsanstalt, M. 6.

Der neueste Band der „Klassiker der Kunst"
bietet uns in 146 Abbildungen die Gemälde von
Velazgnez. Fast noch mehr als bei den früheren
ist in diesem Bande die Klarheit, Feinheit und
Schärfe der Abbildungen rühmend hervorzuheben.
Besonders ist es zu begrüßen, daß von den
allerbedeutendsten Gemälden vorzügliche Detail-
ausschnitte in vergrößertem Maßstabe bcigegeben
sind, man sehe nur den famos wiedergegebcnen
Kopf ans dem berühmten Porträt Innozenz X.
Die biographische Einleitung ist gut und fesselnd
geschrieben. Da die große Mehrzahl von Ve-
läzquez Werken sich in Spanien befindet, ist er
vielleicht von allen großen Meistern der Malerei
uns bisher am ineisten fremd geblieben. Möge
die vorliegende schöne und billige Gesamtans-
gabe seiner Geniäldc recht vielen eine Gelegen-
heit werden, dem gewaltigen, eigenartigen Spanier
geistig näher zu treten

Eine Bemerkung kaini der Referent nicht ganz
unterdrücken. Die in fast allen bisherigeil Bände»
sich findeiide Ausdrucksweise: „Krönung rc. der
Maria" ist beut Katholiken befremdlich und würde
für die Zukunft besser verniieden. Daß die „Klas-
siker", die wir übrigens aufs wärmste empfehlen,
in Stuttgart heranskominen, ersieht man ja
aus dem Titelblatt.

B. D.

H a n d b l> ch der ch r i ft l i ch e u A r ch ä o l o -
gie von Karl M. Kaufmann. Pader-
bov», F. Schöningh, 1905. 8°. XVIII.
632 S. mit 259 Abb. M. 11.

Ein wissenschaftliches Kompendium der christ-
lichen Archäologie fehlte bisher auf katholischer
Seite vollständig und ist daher eilt solches be-
sonders für unsere Kandidaten des Priestertums
freudigst zu begrüßen. Es hat zwar der erste
Band der Krausschen Kunstgeschichte dieseil Gegen-
stand behandelt, aber doch nicht so vollständig,
wie das mir in einem eigenen Handbuch ge-
schehen kann. Die beim Studium der Monumente
so wichtige Lehre voll der Epigraphik wie die
der Numismatik wird z. B. in ersterem Werke
gar nicht, resp. nur kurz behandelt. Ein beson-
derer Vorzug ist in unserem Handbuch die viel-
fache Berücksichtigung der neuesten Forschungen
im Orient, in dem fast kein Kapitel sich
findet, wo nicht die dort neu aufgefundenen Monn-
mente mit den bisher bekannten in Verbindung
gebracht iverdcn. Besonders ist es der Grazer
Kunsthistoriker Strzygowski, dessen Spure» Kanf-
niann, ivie man teilweise meint, fast zu treu
gefolgt sei. „Was de Rossis uild Wilperts
Arbeit für Nom," heißt es im Vorwort, „das
bedeuten die zahlreichen Publikationen des Grazer
Universitätsprofessors und KunsthistorikersJ o s e p h
Strzhgowski für den Osten. Als er mit der
Entscheidnngssrage „Orient oder Rom ?" die Arena
betrat, begegnete» ihm fast allenthalben Miß-
trauen und unbedingtes Vertralien auf die eigene
Schulüberlieferung. Hellte hat sich das Bild
wesentlich geändert und ein Blick in unser „Hand-
buch" zeigt, wie wenig Nom dabei einbüßte, vom
Marge,ilande aber der alte Satz sich vollauf ge-
rechtfertigt hat, ex Oriente lux. Strzygowskis
Tätigkeit, seine bestechenden Thesen über Ent-
stehung und Entivicklliilg der altchristlichen, kop-
tischen, byzantinischen und romanischen Kunst er-
heischen daher höchste Beachtung." Was dcn
Inhalt des jHandbuches ailbelangt, so gliedert
der Verfasser dasselbe nach den Quellen der christ-
lichen Archäologie d. h. hier nach den Monuiiien-
ten und behandelt nicht bloß die architektonischen
Denkmäler, soildern auch die plastischen, malerischen
und epigraphischen ivie die der Kleinkunst. Er
teilt das ganze in sechs „Bücher" ein, wovon das
erste, Propädeutik genannt, Wesen, Geschichte,
Quelle» und Bestand der christlichen Archäologie
aufführt. Dieser verhältnismäßig langen Ein-
leitling folgt ein kürzeres Buch über die christ-
liche Architektur, während die epigraphischen Denk-
mäler (drittes Bnchi ausgedehnter behaildelt
werden und das vierte Buch, die Malerei >n,d
Symbolik, sogar ein Drittel des ganzen Werkes
einnehmen. Das fünfte Buch behandelt die
Plastik und das sechste Kleinkunst und Haildwerk,
wobei die liturgischen und profanen Gewänder
und Geräte wie die Anfänge der christlichen
Numismatik zlir Sprache kommen. Bei den Ab-
bildungen ist nnzuerkenne», daß sie sehr zahl-
reich sind und viel Neues geboten wird, doch
sind sie zu klein und daher vielfach undeutlich.
Allein in Anbetracht des Preises für das Buch
wären höhere Anfordernngen wohl nicht berechtigt.

__ _ R.

Hiezu eine Kunstbeilage:

I n n e n a n s i ch t der G o t t c s a ck e r k a p e l l e
zu Ehingen.

Stuttgart, Buchdruckerei der Akt.-Ges. «Deutsches Volksblatt"-
 
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