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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

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Nr. 10
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Detzel, Heinrich: Die Ecksche Kapelle und die darin aufgedeckten alten Malereien in Mergentheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0107
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96

sition. Der Evangelist Lukas (2, 21—39)
berichtet die Darstellung Jesu im Tempel
zugleich mit der Beschneidung, beide Er-
eignisse gleichsam in eine m Zuge zn-
sammenfassend. Danach haben vielfach
die christlichen Künstler beide Geheimnisse
in einer Darstellung gegeben, doch da-
bei immer mehr die Darstellung im Tem-
pel betont, und die der Veschneidnng viel-
fach ganz weggelassen. Das Fest Mariä
Lichtmeß hat einen doppelten liturgischen
Charakter, es ist ebenso ein Fest des Herrn
als der seligsten Jungfrau, denn es hat
zum Inhalt: die freiwillige unb aus De-
mut beobachtete Unterwerfung der heiligen
Jungfrau unter das mosaische Gesetz und
die Darstellung oder Aufopferung Jesu
im Tempel. Damit verbindet sich von
selbst aber auch der Einzug Jesu in den
Tempel (Et veniet desideratus cunctis
gentibus et implebo domum istam
gloria sApg. 2, 28]). Diesen Einzug
Jesu in den Tempel in Verbindung mit
seiner Anfopserung finden wir schon in
den altchristlichen Mosaiken von Maria
Maggiore zu Nom (8. Jahrhundert), wo
wir eine Gruppe in den Tempel ein-,
eine andere ihr aus dem Tempel entgegen
ziehen sehen. Joseph ist hier der erste,
der in den Tempel eintritt, und er be-
gegnet zuerst der Prophetin Anna; hinter
Anna kommt Simeon. Joseph hat
einen, Maria zwei Engel zu Begleitern;
in langsamem, feierlichem Schritte trägt
Maria das Kind in den Tempel hinein.
Wir finden also in diesem Bilde klar die
Idee des Einzugs des Messias in den
Tempel ansgedrückt. Die gleiche Idee
scheint mir nun der Maler des Bildes
in der Mergentheimer Kapelle nusdrücken
zu wollen. Wir sehen die heilige Jung-
frau das Kind tragen und in feierlichem
Schritte in den Tempel und dem Hohen-
priester entgegen gehen, während zwei
Leviten zur Seite stehen und Lichter tra-
gen. Unter den Personen links vom Hohen-
priester werden wohl der hl. Joseph, Si-
meon und Anna zu erkennen sein, llnter
dem Bilde ist eine Renaissancekartnsche
gemalt, welche die Verse enthält: Mortali
similis Deus hic mortalis et ipse sisti-
tur ante aras coeli, qui praesidet aris.
(Einem Sterblichen gleich, wird Gott hier,
selbst auch sterblich, dargebracht vor den

Altären des Himmels, Er, der den Altä-
ren vorsteht.)

Als dritte Darstellung ans dem Leben
Mariens müßte hier „Mariä Verkün-
digung" folgen, welche aber rechts und
links in zwei Figuren an dem Bogen
angebracht ist, welcher in die Kirche
hinausblicken läßt. Beide Gestalten sind
ziemlich gut erhalten und lassen sich in
ihrem ursprünglichen Aussehen wieder
Herstellen.

Im dritten Felde links von „Mariä
Geburt", ist die Komposition leider fast
ganz erloschen; man sirht nur noch Archi-
tekturteile und in der Mitte und an den
Seiten lassen sich noch einige Köpfe er-
kennen. Auch die unten in der Kartusche
befindliche Inschrift ist fast ganz erloschen
und es lassen sich nur noch die Worte
lesen: Dt tua . .. go . .. subiit, vox glo-
riae aures exiliit gravida .,. semestris
... in. Aus diesen Worten läßt sich aber
unschwer erkennen, daß hier die Visitatio,
„ M ariä Heim s u ch u n g " dnrgestellt
war. Es wird sich für den Nestaurator
darum handeln, ob er noch einige Figuren
— es waren deren jedenfalls mehr als
zwei — oder wenigstens einige Teile da-
von ans Tageslicht bringt und danach
eine neue oder fast ganz neue Komposition
entwerfen kann.

V. Die größte Schwierigkeit werden der
Restauration die Bilder in den Schild-
bogen der Nord w an d bereiten. Diese sind
fast ganz zerstört und nur einige Köpfe und
an einem Felde auch noch einige Figuren
können wahrgenommen werden. Auf die-
sen sechs Schildbügen sind oben die Sätze
des „Salve regina“ verteilt, ohne daß
deshalb mit Bestimmtheit eruiert werden
könnte, daß die sich darunter befindlichen
Darstellungen sich je ans den betreffenden
Satz dieses Gebetes beziehen würden. Viel-
leicht sind diese Sätze des „Salve regina“
bloß deshalb au die Wände geschrieben,
weil in dieser Hochmeisterkapelle alle Sams-
tag Abend das „Salve regina“ gehalten
wurde. Das erste Spitzbogenfeld hat die
Worte: Salve regina, mater misericor-
diae, vita. Es läßt sich erkennen, daß
in diesem Felde viele Figuren gemalt
waren, indem noch viele Köpfe, wenn
auch nur schwach, sichtbar sind. Vielleicht
die zwölf Apostel? Das zweite Feld mit
 
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