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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

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Nr. 10
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Detzel, Heinrich: Die Ecksche Kapelle und die darin aufgedeckten alten Malereien in Mergentheim
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B., W.: Fälschung von Kunstwerken
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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0108

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97

den Worten „Dulcedo et spes nostra,
salve“ ist am deutlichsten erhalten: oben
sieht man Christus neben der heiligen
Jungfrau in blauem Obergewand; Chri-
stus reicht einer weiter unten stehenden
Figur einen Blumenkranz, während Maria
mit der Rechten ihr Gewand hält, mit
der Linken auf die Gestalten unten weist.
Es lassen sich unten fünf Figuren erken-
nen, welche Palmzweige tragen. Das
Bild legt mir die Frage nahe, ob wir
nicht in diesen Feldern Darstellungen aus
der Lauretanischen Litanei vor uns haben,
im ersten Felde die regina apostolorurn,
in diesem die regina martyrum ? Im
dritten Felde mit den Worten „Ad te
clamamus, exules filii Hevae“ hätten
wir dann die regina virginum; und in
der Tat lassen sich hier einige weibliche
Gestalten erkennen, welche u. a. ein Noten-
heft halte» (hl. Cäcitia?) und auch hier,
wie im eisten Felde, läßt sich nach dem
blauen Gewände, das stellemveise noch
sichtbar ist, vermuten, daß auch hier oben,
wie im zweiten Felde Christus mit Maria
dargestellt war. Das vierte Feld hat die
Worte: „Ad te suspiramus gementes
et flentes in hac lacrymarum valle.“

Es ist hier nur ein Gewand zu erkennen,
das wohl einem Ordensmann angehört
(regina contessorurn?). Das nächste
(fünfte) Feld mit „Ergo advocata nostra,
illos tuos misericordes oculus ad nos
converte“ zeigt oben ein Kreuz, das von
einem nackten, fliegenden Engel gehalten
wird, daneben schwebt oder wahrscheinlich
sitzt auf Wolken eine Frauengestalt mit
blauem Obergewaude, wohl die heilige
Jungfrau, unten kann man Reste meh-
rerer Figuren erkennen. Vollständig in
seiner Komposition und fast in allen
Figuren erhalten, ist das letzte und sechste
Bild, welches an der Rückwand der Ka-
pelle, dem westlichen Schildbogen, gemalt
ist und die Worte hat: „Etjesum bene-
dictum fructum ventris tui, nobis post
hoc exilium ostende. O clemens, o pia,
o dulcis Virgo Maria.“ Oben sehen wir
„Mariä Krönung" und unten die
Huldigung der geistlichen und welt-
lichen Stände, in ganz ähnlicher Darstel-
lung, wie wir es auf dem „Allerheiligenbild"
von A. Dürer in der k. k. Gemäldegalerie
in Wien treffen. Links kniet die Geist-

' lichkeit, voran der Papst, Kardinäle, Bi-
schöfe u. s. w., rechts erkennt mau in der
Rangfolge die weltlichen Stände: den
Kaiser in der idealen Gestalt — wenn
rvir recht gesehen haben — Karls des
Großen in reichem Mantel, Fürsten, Rit-
ter u. s. w. Die Darstellung von „Mariä
Krönung" oben, hat der Maler unserer
Kapelle so zu sagen fast wörtlich dem
betreffende» Holzschnitte ans dem berühm-
ten „Al arten leben" A. Dürers mit
der Jahreszahl 1610 entnommen; es fällt
da namentlich die ganz gleiche eigentüm-
liche Bewegung in der Gestalt der zweiten
göttlichen Person sofort ins Auge (.'ibb.
in „Christi. Jkonogr." I 531). Es hat
dieser Holzschnitt in seiner Doppeldarstel-
lnng — oben „Mariä Krönung", unten
die Apostel um das Grab — große Aehu-
lichkeit mit jenem Gemälde A. Dürers,
das er dein reichen Frankfurter Tuchhänd-
ler Jakob Heller fertigte, welches in die
Dominikanerkirche daselbst kam, aber 1615
in den Besitz des Kurfürsten Maximilian
von Bayern gelangte und beim Brande
der Residenz in der Nacht vom 9. auf
den 10. April 1674 zu Grunde ging.
Eine Kopie von dem Nürnberger Maler
Panl Juvenel befindet sich in der Gemälde-
sammlung der Stadt Frankfurt (Abb. b.
Th au sing: Dürer, Gesch. s. Lebens n.
s. Kunst [1. Ausl., 1876] S. 295).

Noch mag bemerkt werden, daß in den
Jahren von 1780—1790 die in unsere
Kapelle gestifteten Aemter am St. Elisa-
bethenaltar unten in der Pfarrkirche ent-
richtet und die Kapelle ans der Seite der
Kirche durch eine Glastüre geschlossen und
dann kein Gottesdienst mehr darin gehal-
ten wurde. Die Kapelle wurde 511 einer
Paramentenkammer verwendet; 1823 wur-
I den die Glastüren hinweggenommen und
statt derselben eine massive Mauer einge-
setzt. Es ist das große Verdienst des
jetzigen Herrn Stadtpfarrers und Dekans
Zeller, die Kapelle dem Untergänge ent-
! rissen und Einleitung getroffen zu haben,

! durch Künstlerhände sie wieder in ihren frühe-
ren künstlerischen Zustand znrückznführen.

Fälschung von Kunstwerken.

Es erregte vor einiger Zeit großes Auf-
sehen, als ein Gemälde von Corot, das
 
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