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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

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Nr. 11
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Reiter, Joseph: Der spätgotische Flügelaltar in der Stadtkirche zu Horb
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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0113

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tscransgegebcn und redigiert von Pfarrer Hetze! in St. Lkristiiia-Raoeiisbnrg.

Verlag des Roltenbnrgcr Diözesan-Rilnstverciiis;
Kommissionsverlaa von Friedrich Alber in Ravensburg.

Jährlich 12 Nummer». Preis durch die Post halbjährlich M. 2.05 ohne
|")l* T J Bestellgeld. Durch den Buchhandel sowie direkt von der Berlagshandlung

Friedrich Alber in Ravensburg pro Jahr M. 4.10. ' ^

Der spätgotische Aügelaltar in der
^-tadtpfarrkirche 511 £jorb.

Von Dekan Reiter.

Durch die Bemühungen des Herrn
Stadtpfarrers Stahl hat die Stadtpfarr-
kirche zu Horb in den letzten Jahren eine
gründliche Nestanration erfahren. Da je-
doch dieselbe noch nicht ganz zu Ende ge-
führt ist, sofern noch einige Flachen der
Bemalung harren, und auch die vo» Bild-
hauer Leins sknlpierten Stationen vielleicht
eine gewisse Fassung erhalten solle», so
wollen wir von einer Besprechung der ge-
nannten Nestanration absehen. Unsere
Anfmerksainkeit wende sich jetzt nur
dein neuen spätgotischen Flügelaltar zu,
welcher in der von Herrn OberamtSbau-
meister Bezler erbauten nördlichen Seiten-
kapelle (Heiliggrabkapelle) Aufstellung ge-
fnndeil hat. Derselbe ist hervorgegangen
ails der Kilustwerkstätte des strebsamen
Altarbaners Pius Hausch in Horb ilnd
darf wohl als ein Meisterwerk bezeichnet
werden. Der ganze, gut durchkonstruierte
Altar ist voll Duft und Grazie: wir
möchten ihn fast einen Hymnus nennen
auf den Bund, den hier Kunst und Reli-
gion geschlossen haben. Die Idee, welche
den Altar beherrscht, ist die Idee des
Leidens und Mitleidens, verklärt durch
Oster- und Siegesfreude.

Gehen wir nun auf einzelnes näher
ein. Der Unterbau des Altars ist ein-
fach und einfach ist auch die Füllung der
Mensa, welche in der Karwoche heraus-
genommen wird, worauf dann in einer
Grabnische der Leichnam Christi erscheint.

Ueberaus wohltuend wirkt die Predella.

Ihr Schrein hat drei Nischen uitb ist
außen mit stilisierten Rosen, innen mit
Reliefbrustbildern geschmückt. In der
Mitte eine tiefempfundene Engelsfigur mit
vergoldeten Haaren, ehrfurchtsvoll das
Veronikabild haltend. Die Nische auf der
Evangelienseite zeigt die Bildnisse von
Bischof Erhard und Abt Leonhard, welche
beide früher in Horb Kapellen gehabt.
Der Gesichtsausdruck der Heiligen ist
überaus charakteristisch und gemahnt an
die besten Typen aus der alten Zeit.
Ebenso ansprechend sind die Bilder der
hl. Katharina und der hl. Helena, ivelch'
letztere wohl gewählt wurde mit Rücksicht
darauf, das; die Stadtkirche eine Heilig-
kreuzkirche ist und daß auf einer Höhe
ehedem eine Heiligkrenzkapelle stand. Der
Typus der hl. Katharina verrät den Ein-
fluß der Ulmer Schule; das gutmütige,
scharf ausgeprägte alte Antlitz der hl. Helena
läßt nicht so fast die Kaiserin erkennen,
als vielmehr die in Betrachlung und Ver-
ehrung des heiligen Kreuzes stille und
selig gewordene Matrone. Beachtenswert
sind noch die an den Ausladungen des
Predellaschreins allgebrachten beiden Wap-
pen : ailf der Evangelienseite das Wappen
der Stadt Horb — der gnergeteilte Hohen-
bergische Schild — und ailf der Epistel-
seite das Künstlerwappen — drei silberne
Wappen in rotem Feld —, welche dar-
tnn sollen, daß, wie in früherer Zeit, so
auch ini 20. Jahrhundert Kunst und Knnst-
gewerbe in der Stadt Horb freudige Pflege
gefunden.

Auf den beiden Flügeln, welche oben
abgetreppt'sind und daselbst das bischöf-
liche und päpstliche Wappen anfweisen.
 
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