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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 23.1905

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Nr. 11
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurierte Kirchen, [32]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15938#0118

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106

mit feinem Schüler, dem hl. Gallus, und
seinen Gefährten beim Torfe Wangen,
nnweit deS Vodenfees, niedergelassen habe.
Dort hauste noch ein wildes, abgötteri-
sches Volk, das den wahre» Gott nicht
kannte. Betrübt über die Blindheit des
Volkes machte sich Gallus sogleich daran,
ihm das Evangelium Christi zu verkünden.
Ta er aber sah, daß seine Worte nichts
fruchteten, solange die Götzen und ihre
Altäre nicht weggeräuint wären, stürzte er
in heiligem Eifer die Götzenbilder nieder.
Wir sehen nun in dieser unserer ersten
Darstellung einen mächtigen Banin, an
welchem ein einfacher Altar mit fürchter-
lichem Götzenbilde steht. Der Heilige er-
hebt seine Art zu eine», wuchtigen Hiebe
und zerschlägt den Götzen in heiligem
Zorn. Sein Begleiter zeigt ans eine
Schar Heiden, die mit einem Führer an
der Spitze von ferne herankommen und
Waffen tragen. Hinter dein Baume hat
sich eine friedliche, wohl schon zum Christen-
tum bekehrte Familie niedergelassen, die
dein ernsten Treiben des Heiligen er-
wartungsvoll znschant.

Die zweite Scene links stellt dar, wie
der hl. Gallus die Dänionen ver-
treibt. Die Legende erzählt iveiter, daß
der hl. Gallus mit Kolumban später nach
dem Flecken Arbon gewandelt sei, ivo er
den heiligmäßigen Priester Willimar traf.
Drei Jahre lang arbeiteten die heiligen
Männer nnverdrossen am Heile der Seelen.
Das Land, das sie bebauten, lieferte
ihnen Brot, der See Fische und die
Quellen Wasser. Immer größer wurde
die Zahl der Gläubigen und der neuen
Gefährten, worüber aber die Hölle er-
grimmte. Als eines Tages der hl. Gallus
ans dein See fischte, hörte er die Teufel
klagen, daß sie vor diesen Fremdlingen
weichen müßten, und hörte, ivie sie sich
gegenseitig anfmnnterten, sie zu ver-
treiben. Gallus bezeichnete sich aber mit
dein Kreuze, befahl den Dämonen im
Namen Jesu, 311 fliehen, und alsbald
hörte man sie unter Heulen entweichen.
Wir sehen hier den Heiligen auf einem
Schiffe stehen und mit seiner erhobenen
Nechten ein Kreuz gegen die fliehenden
Gespenster halten und mit der Linken
zum Himmel zeigen. Im Schisse sitzen
als Begleiter und Mitarbeiter am Fisch-

fänge drei wettergebrännte, kräftige Ge-
stalten von Fischern, welche aber ge-
waltigen Schrecken vor den entfliehenden
Dämonen zeigen. Ja, es scheint selbst
die ganze leblose Natur von gleichem
'Schrecken erfüllt zu sein: die hoch-
schlagenden Wellen des Sees, die sturm-
bewegten Bäume und die vom Winde ge-
jagten Wolken scheinen ebenfalls die Nähe
der Dämonen zn fühlen. Es ist hier ein
den Inhalt des Bildes trefflich charakte-
risierendes Landschaftsbild gegeben.

Das dritte Bild zeigt nach der Erzäh-
lung der Legende, wie der Heilige
einen Bären zwingt, Holz her-
beiz nt ragen. Einmal gelangte der
hl. Gallus mit beut Diakon Hiltibold, den
ihm der Pfarrer Willimar beigegeben, an
ein Flüßchen, die Steinach genannt, und
fing darin Fische, welche der Diakon zum
Essen bereitete. Während der Nacht steht
Gallus auf, um zn beten. Da naht sich
langsam ein ungeheurer Bär, um die
lleberreste. der Mahlzeit zu verzehren.
Gallus aber, ohne Furcht, befiehlt dein
Bären im Namen Gottes, Holz znm
Unterhalt des Feuers herbeizntragcn. Der
bringt das Holz und geht dann auf Be-
fehl des Heiligen wieder fort. Wir sehen
in der Mitte der gut abgemessenen Kom-
position die Prachtgestalt des hl. Gallus
stehen, ivie er eben einem gewaltigen
Bären, der ein großes Stück Holz herbei-
trägt, ans einem Korbe znm Lohne ein
Stück Brot darreicht; rechts brennt ein
Feuer und links schläft der Diakon. Das
landschaftliche Bilo der fast nndurchdring-
lichen Wildnis ist gut gegeben. Mit
dieser Bärenscene hätte aber der Künstler
das wichtigste Ereignis aus dem Leben
des hl. Gallus wenigstens andenten können,
nämlich die Gründung des Klosters
St. Gallen. Die Legende berichtet näm-
lich in obigein Zusammenhang, daß der
hl. Gallus, während sein Diakon die
Fische bereitete, seitwärts gegangen sei,
um zu beten, daß er aber an einem Dorn-
strauch hängen geblieben und zn Boden
gefallen sei. Dieses betrachtete er als
einen Wink Gottes, hier seine Zelle
a u fzusch lagen; er machte ein Kreuz
aus zivei Hölzern, steckte es in die Erde,
hängte ein Religuienkästchen daran, kniete
nieder und flehte zu Gott um Segen für
 
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