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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 25.1907

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Nr. 9
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Weser, Rudolf: Joseph Wannenmacher, Maler (1722-1780), [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15940#0103

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und reiche Stnckumrahmung durch die
abgeschmackte blaue Tünche, die um sie
herum sich lagert, viel vau ihrer Wirkung
verlieren, lieber die Kosten des Werkes
haben mir keine Nachrichten finden können.

Mitte September 1752 war die ganze
Arbeit vollendet, worauf Wannenmacher
nach Talfingen zurückkehrte, um auch hier
sein Werk zu Ende zu bringen.

4.

Nach seiner Verheiratung, 4. März
1753, kehrte Wannenmacher nach G m ünd
zurück, wo man soeben mit dem Umbau
der Kapelle des kleinen Spitals
zur h l. Katharina vor den Mauern
fertig geworden war. Die malerische
Ausschmückung der Kapelle war ihm über-
tragen worden. Es sollte ein doppelter
Gedanke ansgedrückt werden: die Patro-
natsheilige, St. Katharina und der lei-
dende Heiland sollten den kranken Be-
wohnern von Sankt Kathreinen vor die
Seele geführt werden. Demgemäß malte
W. an den Wänden von Chor und Schiff
das Leiden Christi und an der Decke
das Leben der hl. Katharina. Der erste
Zyklus beginnt mit dem Abschied Jesn
von seiner Mutter an der Chorrück-
wand aus der Evangelienseite; ihm ent-
spricht auf der Epistelseile: Jesus am
Oelberg. (Die Handzeichnung dazu ist
im K. Knpferstichkabinett in Stuttgart.)
An der linken (Evangelienseile) Wand
des Schiffs vorn folgt die Geißelung f
mit sehr schöner Christnsfigur und zwei
ihn quälenden Schergen. Die Dornen-
krönung befindet sich gegenüber an der
rechten Wand. Links hinten folgt der
Fall unter dem Kreuze, gegenüber die
Krenzannagelung. Während Geißelung,
Dornenkrönung und Fall je nur drei Per-
sonen zeigen, ist die Annagelnngsscene sehr-
bewegt. Fünf Henkersknechte mühen sich
ab um den sanft duldend auf dem Kreuz
ausgestreckten Heiland. Im Hintergrund
sind noch sichtbar die zarten Halbfiguren
der bemitleidenden Frauen. Geißelung,
Krönung und Annagelung haben die In-
schrift des Künstlers und zwar immer nur
mit Anfangsbuchstaben J. W. invenit
et pinxit 1753. Außer diesem Zyklus
findet sich noch an der linken Wand ganz
vorn in ovaler Stuckrahme ein Medaillon

mit dem 1 H S. Auf dem Querbalken
des H. steht das Jesuskind mit Kreuz in
der Linken und mit segnend erhobener
Rechten: „Im Namen Jesu ist alles Heil"
predigend. Die Betrachtung des Leidens
Christi soll zur Buße führen; daran ge-
mahnen die auf dem mit hübscher Holz-
balnstrade versehenen Chörlein (Empore)
gemalten großen Medaillons: der reu-
mütige Petrus und die Büßerin Mag-
dalena.

Die Schilderung des Lebens der hl. Ka-
tharina beginnt mit dem Gemälde über
dem Hochaltar, das leider fast ganz zer-
stört ist: Die Vermählung derHei-
l i g e n mit dem Jesuskinde. Daran
schließt sich am Gewölbe des Schiffes:
Katharina vor dem Richter. Dieses
Bild muß einmal teilweise herabgefallen
sein. Die linke Hälfte desselben, Katha-
rina darstellend, ist weder nach Zeichnung
noch nach Ausführung und Farbe von
W'., während die rechte Hälfte seine Hand
ganz deutlich erkennen läßt (Richter und
Ankläger). Zuletzt folgt das M a r t y -
rinm der Heiligen, das schönste
von allen. Katharina knieend mit zum
Gebet erhobenen Händen, schon enthauptet,
aus ihrem Halse quillt der dreifache Milch-
strahl, ihr gekröntes Haupt liegt am
Boden, über ihr dunkles Gewölk, das
von einer Helle durchbrochen ist, ans der
ein Engel mit Krone und Palme winkt.
Aus dein Dunkel zucken Blitze ans das
Rad; entsetzt steht der Henker, in Furcht
und Staunen wenden sich ihre Ankläger
und deren Helfer ab. Dies Bild ist sig-
niert: J. W. invenit et pinxit 1753.
Am Chorbogen finvet sich noch ein Me-
daillonbildchen der stehenden Heiligen mit
Schwert und Rad, ein ganz anmutiges
Gemälde.

Die St. Katharina-Pflegerechnnng 1753 sagt
uns, wie W. belohnt wurde: „den 19. Dez. H.
Joseph Wanneninacher Mahler vor arbeith bep
S. Katharina in der Kirch bezahlt 67 fl. 30 kr.";
das ist gewiß, auch in Ansehung des heutigen
Geldwerts, eine sehr bescheidene Summe. (Vgl.
meinen Aufsatz über die St. Kathreinenkapelle
in de» Württ. Vierteljahrsheften 1906, H. 3,
S. 484 ff.)

Merkwürdigerweise erhielt W. 1753
auch von einem Privatmann einen Auftrag,
sein Hans mit Fresken zu schmücken.
Das Haus, das heute Buchdrnckereibesitzer
 
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