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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

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Nr. 4
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Wunder, ...: Geschichte der kirchlichen Kunst im oberen Filstal, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0047

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Heraiisgegebei, und redigiert von Universitäts-Professor Ov. §. Banr in Tübingen.
Eigentum des Rottenbnrgcr Diözescin-Unnslvercins;

Rommissions-Verlng »ud Druck der Aktieu-Gesellschaft „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart.


Jährlich 12 Nummern. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.25 ohne ,,

Bestellgeld. Durch den Buchhandel sowie direkt von der Berlagshandlung
Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart pro Jahr M. 4.50. '

Geschichte der kirchlichen Aunst
im oberen Klstal?)

Mit besonderer Berücksichtigung der
Architektur.

Bou Pfarrer Wunder, Mühlhausen.

I. Allgemeiner Ueberblick.

Wenn man sich dieses Thema vor
einigen Jahrzehnten gestellt hätte, märe es
bald beantwortet gewesen. Man hätte
gesagt: „Es ist ja nichts oder wenigstens
nicht viel da, was Anspruch auf künstleri-
schen Charakter hat." Es war die Zeit
der Reaktion gegen den Finanzkammerstil
und gegen die Renaissance, besonders
gegen die Spätstile der Renaissance: Barock,
Rokoko und Klassizismus, über die man
samt und sonders, ohne sie zu verstehen,
mit dem verächtlichen Wort „Zopf" zur
Tagesordnung überging. Es gab Leute
genug, die nur noch den romanischen und
gotischen Stil als kirchliche Stile gelten
ließen, ja einzelne derselben, wie z. B.
August Neichensperger, ließen bei ihrer
einseitigen Verhimmelung des gotischen
Stiles nicht einmal mehr den romanischen
zu Gnaden kommen. Seit den achtziger
Jahren des vorigen Jahrhunderts ist nun
hierin eine erfreuliche Wandlung eiuge-
treten. Mit Liebe und Interesse hat man
>ich dem Studium der Barockkirchen zu-
gewandt, wie sie namentlich zahlreich in

st Es ist dies das Gebiet der ehemaligen
katholischen Gra f s ch aft H e lfenste i u-Wie sen-
neig >,ud umfaßt die Pfarreien des früheren
^andknpitels Wiesensteig, nämlich: Deggiugen,
Ditzenbach, Drackenstein, Gosbach, Hohenstadt,
Muhlhausen, Reichenbach, Westcrheini und Wiesen-

> Süddentschland, besonders in Schwaden,
zil finden sind. Als einer der ersten und
entschiedensten Verteidiger dieser späten
Stilarteu ist auf katholischer Seite nament-
lich Bischof Keppler aufgetreten in seinen
herrlichen „Wanderungen durch Würt-
tembergs letzte Klosterbauten" („Historisch-
politische Blätter" 1888). Ebenso der
Grazer Kunsthistoriker und Konservator
Joh. Graus („Die katholische Kirche und
die Renaissance", Freiburg 1885, und
„Vom Gebiete der kirchlichen Kunst";
vgl. auch: I. Kleutgen, Briefe aus Rom,
Münster 1869 und Hetlinger, Ans Welt
und Kirche, II. Bd.). Auf protestantischer
Seile ist zu nennen: C. Gurlitt, Geschichte
des Barockstils und des Rokoko in Deutsch-
land, Stuttgart 1889, und dann nament-
lich auch Kick und Pfeiffer mit dem mo-
numentalen Werk: „Barock, Rokoko und
Louis XVI. in Schwaben und in der
Schweiz".

Wenn man nun diese späten Stile
gellen läßt, so nimmt das obere Filstal
in der Geschichte der kirchlichen Kunst
einen achtunggebietenden Platz ein. Zwar
findet man hier keine Kathedralen und
Dome wie an den großen Verkehrswegen
Neckar, Rhein und Donau, aber doch hat
auch in diesem weltabgeschiedenen Tal die
Kunst ein Heim gefunden.

Aus dein Mittelalter ist nur mehr
weniges vorhanden, vom romanischen Stil
gar nichts mehr, nur noch die Ueberreste
einer r o manis chen Krppt a in Wiese ri-
tte ig, aus gotischer Zeit nicht viel Be-
deutendes, abgesehen von der Stiftskirche
in Wiesensteig, die aber nach dem Brand
. im Jahre 1648 innen vollständig umge-
 
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